e-mail an den Feuchter Bürgermeister Rupprecht zum Artikel "Jetzt am besten erst einmal abwarten" im Boten vom 19.04.2014

  • Letzten Samstag, den 19.04. war im Regionalteil "Aus Nürnberg Land" auf der ersten Seite ein Artikel "jetzt am besten erst einmal abwarten" (siehe Link) gedruckt.

    http://n-land.de/lokales/lok-de…ml#.U1WGFFcmjs4

    Folgende e-mail habe ich an den Bürgermeister von Feucht vor wenigen Minuten geschickt:

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    Sehr geehrter Herr Rupprecht,

    eigentlich wollte ich auf den Zeitungsartikel im Boten vom 19.04.14 mit einem
    offenen Brief antworten, damit die Zeitungsleser durchaus nachlesen
    können, dass es Sinn macht, jetzt am besten mal nicht abzuwarten,
    sondern aktiv zu werden. Ich wähle jedoch diesen direkten Weg per
    e-mail an Sie, da ich nicht weiss, ob mein Brief abgedruckt worden wäre.
    Vielleicht versuche ich das aber auch noch in abgespeckter Version.

    „Jetzt am besten erst einmal abwarten“, heisst es da in der Überschrift
    des Artikels. Ein Zitat aus Ihrem Interview. Ich würde eher sagen: jede
    Gemeinde erhält den Bürgermeister, den es verdient. Lethargisch,
    unwissend, erhaben, die „Dagegen-Mentalität“ ansprechend, bevor „die
    Würfel überhaupt gefallen sind.“ Einfach mal nichts tun, abwarten, sich
    nicht bewegen. Kennen Sie das Spiel, wer sich zuerst bewegt verliert?
    Ich glaube, Sie wären bei den Gewinnern dabei. Ich wusste bislang nicht,
    dass das Eigenschaften sind, die zu einem Bürgermeister gehören, der
    doch immerhin politisches Oberhaupt einer Kleinstadt ist.

    Weiterhin ist zu lesen, „ … es ist viel zu früh, um darüber zu diskutieren …“.
    Ja, während Sie jetzt am besten erst einmal abwarten, selbst wenn
    Amprion Ihnen die Trasse schon vor Ihre Nase ziehen will, sind die
    Netzbetreiber schon ein paar Schritte weiter. Diese haben erst in der
    vergangenen Woche bei der Netzagentur bekräftigt, dass die Trassen
    gebraucht werden, und überarbeitete Netzpläne bei der Bundesnetzagentur
    eingereicht. Nur noch bis zum 28.Mai hat man die Möglichkeit Einwände unter folgendem Link: netzentwicklungsplan.de/konsultation-2014
    vorzubringen. Dann ist Amprion wieder einen Schritt weiter und der „Käs
    fast schon gegessen“. Trotz Memorandum von Horst Seehofer, das aber
    scheinbar nur für Politiker wie Sie gilt, um weiter untätig zu sein.

    „Jetzt am besten erst einmal abwarten.“ Der Satz fasziniert mich.
    Vielleicht haben Sie mitbekommen, dass in den letzten Monaten, nach
    Verkündung des bevorzugten Trassenverlaufs der Süd-Ost Passage von Bad
    Lauchstädt nach Meitingen, sehr viele mutige Bürger und Bürgerinnen sich
    in Bürgerinitiativen zusammenschließen, um unsere Politiker
    aufzurütteln. Und diese Bürger warten nicht ab, bis die Würfel gefallen
    sind, und per Beschluss die HGÜ-Trasse (Transportleitung, d.h. wir
    selbst haben nichts von dieser Stromtrasse), die vornehmlich
    Braunkohlestrom 450 km von Sachsen-Anhalt nach Schwaben transportiert
    (mit ca. 75 Meter hohen Türmen und teilweise an Knotenpunkten bis 100
    Meter hoch), und unsere Natur und Lebensgrundlage zerstört. Warum
    Lebensgrundlage? Solche HGÜ-Trassen gibt es noch nicht in unmittelbarer
    Nähe zu Wohngebieten. Wir werden zu gesundheitlichen Versuchskaninchen.
    Hinzu kommt, dass unsere Grundstücke und Häuser an Wert verlieren,
    teilweise unverkäuflich werden. Und das bereits heute! Aber Sie wollen
    ja „jetzt am besten erst einmal abwarten“. Wenn Sie glauben, dass Sie
    Erdverkabelung bekommen werden, täuschen Sie sich. Die Kosten wären um
    ein Vielfaches höher. Die gesetzliche Grundlage für Erdverkabelung wurde
    am 7. Juni 2013 im Bundesrat deshalb dafür abgelehnt. Ich schlage Ihnen
    am besten erst einmal vor, warten Sie doch noch ein wenig ab, bevor Sie
    die Masten dann ganz nah an Feucht gelegt bekommen. Ich bin gegen das
    Sankt Florians Prinzip. Aber bei einem solchen Bürgermeister wie Ihnen
    wünsche ich mir, dass Sie die Trasse bekommen. Sie betteln ja förmlich
    darum.

    Die mutigen BI-Bürger freuen sich übrigens ungemein, wenn Ihnen Dagegen-Mentalität oder „das Positive
    haben, dafür aber das Negative nicht in Kauf nehmen“, unterstellt wird.
    Die Leute sind „DAFÜR“, nämlich, dass Ihnen die Lebensgrundlage, die
    Natur und die Gesundheit erhalten bleibt. Sie möchten auch, dass die
    Energiewende gelingt, ja, sie sind dafür, dass wir dezentral grünen
    Strom erzeugen, und nicht weiterhin in einer Monopolstellung der vier
    Großkonzerne von Braunkohle und Atomstrom unsere Nachbarländer abhängig
    sind und uns dafür, und nur dafür, HGÜ-Trassen vor die Nase bauen
    lassen. Die Eigentümer-Struktur von Amprion, einer ehemaligen
    RWE-Tochter, besteht aus Banken und Versicherungen, die den Bedarf der
    Süd-Ost Trasse selbst ermitteln und dann auch selbst bauen. Wenn wundert
    es da, dass Amprion sagt, dass diese Trasse gebraucht wird, zumal auf
    das eingesetzte Kapital von Amprion, die Bundesnetzagentur 9,05% Rendite
    zusagt. Welche Heuschrecke würde da nicht mitmachen und Kapital zur
    Verfügung stellen, wenn es derzeit (für vergleichsweise sichere Anlagen)
    1,6% für 10-jährige Bundesanleihen gibt.

    Es gibt genügend positive Beispiele lokaler Politiker, Landräte,
    Bürgermeister, auch aus Ihrer Partei, wobei dieses Thema nun wirklich
    parteiübergreifend ist, die sich erfreulicherweise schon länger mit dem
    Thema befassen, die Hintergründe der Lobbyisten durchschauen und aktiv
    gegen die Süd-Ost Trasse positionieren. Auch Herr Seehofer sieht keine
    Notwendigkeit dieser Trasse und setzt sich dafür ein, dass sie nicht
    kommt. Mit Verlaub Herr Rupprecht, nehmen Sie sich bitte ein Beispiel.
    Das gelingt aber nicht durch „jetzt am besten erst einmal abwarten“.

    Mit freundlichen Grüßen

    Hubert Galozy

    • Offizieller Beitrag

    Ein kleiner Weckruf kann nicht schaden. Muss ja kein langer Text sein - aber da Herr Rupprecht offensichtlich noch nicht ausreichend Fakten zur Verfügung hat, um sich eine fundierte Meinung zum Thema Stromtrassen zu bilden, können engagierte Nein-Sager bestimmt dazu beitragen, ihm etwas für seine angeblich offenen Augen und Ohren zu liefern.
    Bürgerbewegung ist besser als Bürgermeister-Stillstand!