e-mail an Die GRÜNEN, aufgrund einiger bedenklicher Aussagen zur Süd-Ost Trasse

  • Sehr geehrte Frau Peter, Frau Scharfenberg, Herr Hartmann und Herr Stümpfig,


    ich beziehe mich auf folgende Aussagen von ihnen:

    Interview Nürnberger Nachrichten vom 24.05. mit Frau Peter

    Homepage Ludwig Hartmann, Artikel vom 05.02.2014: http://www.ludwighartmann.de/stromleitungsa…rbare-energien/

    Schriftliche Stellungnahme zu Fragen von Frau Scharfenberg vom 28.05.


    Alle Artikel haben unisono den Tenor, dass der Ausbau der Netze für
    die Energiewende erforderlich ist. Insbesondere von einem
    Landtagsabgeordneten in Bayern hätte ich mir eine differenzierte
    Betrachtung gewünscht. Die Süd-Ost-Passage von Bad Lauchstädt
    (Sachsen-Anhalt) nach Meitingen in Bayern hat nichts mit der
    Energiewende zu tun. Herr Hartmann, Herr Stümpfig, wenn man allerdings
    noch beim Stand vom 05.02.2014 stehen geblieben ist (interessante
    Parallele zu Amprion, die letztmalig am 04.02. in Donauwörth die
    Öffentlichkeit einbezogen haben), ist das nicht weiter verwunderlich.

    Zwischenzeitlich haben die 4 Netzbetreiber ihre
    Netzentwicklungspläne (NEP und Offshore-NEP) 2014, 1. Entwurf
    veröffentlicht. 6 Wochen lang, bis zum 28.05.2014 konnten man diese
    beiden Pläne kommentieren.

    Viele Bürger haben sich Mühe gemacht, 400 Seiten weitestgehend in
    Fachsprache, durchzuforsten und ihre Eingaben zu machen. Aktiv wurde von
    den Netzbetreibern nicht dafür geworben. Wer keinen Internetzugang hat,
    war völlig aussen vor. Ist das die gesetzlich vorgeschriebene
    Bürgerbeteiligung?

    Anbei einige Hinweise auf Seiten des NEP, die sie vielleicht
    erschüttern werden, glauben sie doch der Großindustrie und deren
    Netzbetreibern (50Hertz wurde erst vor 2 Jahren von Vattenfall verkauft,
    an Amprion ist RWE immer noch beteiligt, ansonsten besteht die
    Eigentümerstruktur weitestgehend aus Versicherungsgesellschaften und
    Banken), dass die Süd-Ost Passage zur Energiewende gebraucht wird.

    - Seiten 37 - 39: der europäische Stromtransfer durch HGÜ-Leitungen
    (wie die Süd-Ost Passage) wird als Hauptbestandteil des Bundesnetzplans
    2014 hervorgehoben

    -Seite 40: ... spezieller Hinweis auf einen verlängerten Einsatz der Braunkohle

    - Seite 243: deutliche Beschreibung, dass es sich bei der
    HGÜ-Passage hauptsächlich um den Ausbaus des internationalen
    Stromgeschäfts handelt

    - Seite 243, Absatz 4: es werden thermische Kraftwerke allgemein
    erwähnt, tatsächlich soll billiger Strom durch Braunkohle noch lange
    genutzt werden um die höchstmögliche Rendite zu erzielen


    Fazit:

    1. Nutzung der Braunkohle soll noch Jahrzehnte festgeschrieben
    werden, ein Wechsel zu zum Teil fertiggestellten und wieder
    abgeschalteten Gaskraftwerken, ist, wegen angeblich ungünstigen
    Marktbedingungen, nicht vorgesehen.

    2. Internationales Stromgeschäft steht in Deutschland im Vordergrund, "Exportland Nr. 1"


    Und vielleicht wissen sie auch noch nicht, dass die 4 Netzbetreiber
    für den Bau neuer Leitungen von der Bundesnetzagentur eine garantierte
    Rendite von 9,05% erhalten. Dafür vergibt die Bundesnetzagentur auch die
    Bedarfsplanung an die 4 Netzbetreiber und nun frage ich sie, welches
    Ergebnis werden wir erhalten, damit die milliardenschweren Investitionen
    9,05% Rendite abwerfen können? Zum Vergleich, ähnlich risikolose
    Anlagen, z.B. 10-jährige Bndesanleihen rentieren aktuell bei 1,1%. Und
    denken sie auch bitte an die Eigentümerstruktur, z.B. von Amprion. Die
    Lebensversicherer haben bei den aktuell niedrigen Marktzinsen ein
    Refinanzierungsproblem, müssen sie doch aus Altverträgen teilweise noch
    4% Rendite ausbezahlen, erhalten am Kapitalmarkt aber nur rund 1%
    risikolos. Wie gut, dass wir die Bundesnetzagentur haben, die 9,05%
    Rendite risikolos verspricht.

    Haben sie sich schon mal überlegt, warum die großen Energiekonzerne
    (Vattenfall, RWE, E.ON, EnBW) die dem Staat doch so gerne die
    Rückbaukosten der AKWs aufbürden wollen und die Energiewende wenig
    beherzt angegangen sind, ein Interesse an dem europäischen Netzausbau
    haben? im NEP 2014 war es deutlich nachzulesen, das internationale
    Stromgeschäft lockt mit Atomstrom und Kohle aus Polen und Tschechien.
    Über Beteiligungen im Ausland verdient man prächtig mit und über den
    Netzausbau mit 9,05% Rendite durch die Bundesnetzagentur verdienen sich
    die Netzbetreiber auch noch eine goldene Nase.

    Und das Schlimme dabei ist, ausser dem Vorschlag einer
    Erdverkabelung, kommt von den GRÜNEN nichts. Am Erdkabel verdienen die
    Netzbetreiber ja nochmals mehr. Kapital ist ja genügend da, das mit
    9,05% verzinst werden will. Unglaublich, dass sie sich so vorführen
    lassen, die großen Netzbetreiber und Energieriesen lachen sich ja ins
    Fäustchen bei ihren Aussagen.

    Und noch eine Anmerkung. Die Süd-Ost Passage soll 2022
    fertiggestellt und ans Netz gehen. Meines Wissens geht das letzte AKW in
    Bayern Ende 2018 vom Netz. Haben die Bayern dann 4 Jahre keinen Strom
    aus der Steckdose mehr (ein allseits beliebtes Argument der
    Trassenbefürworter :-))? Ich wage es zu bezweifeln. Die Allianz Arena
    wird bei Championsleaguespielen weiter prächtig in rot leuchten.

    Spricht doch dafür, dass es die Süd-Ost Trasse nicht braucht, außer
    sie wollen den Netzbetreibern sowie RWE und E.on etwas Gutes tun und
    weiter Atomstrom quer durch Deutschland leiten. Ich gratuliere ihnen zum
    Atomausstieg!

    Noch ein abschließender Punkt. Mit dem Atomausstieg werden doch
    auch Kapazitäten in den bestehenden Leitungen frei, da kein Atomstrom
    mehr durchgeführt wird. Außer man braucht weitere zusätzliche Leitungen
    für den Atomstrom aus Polen und Tschechien, aber das hatte ich bereits
    erwähnt. Manchmal kann man es nur nicht oft genug sagen, fürchte ich.

    Abschließend noch der Link zu den Konsultationen. Eine Woche nach
    Abschluss der Eingaben haben die 4 Netzbetreiber noch immer zu tun, die
    vorliegenden Eingaben nach und nach einzustellen. Etwa 8000 Eingaben
    wurden bislang erfasst, rund 1000 davon sind öffentlich. Lesen sie doch
    die ein oder andere Eingabe und ich darf sie alle daran erinnern, dass
    sie als Volksvertreter gewählt wurden und ihre Aufgabe Schaden vom Volk
    zu nehmen ist. Erst recht wenn es um die Geldgier der Großindustrie geht
    und den betroffenen Bürgern die Existenz und Zukunft brutal zerstört.

    http://www.netzentwicklungsplan.de/stellungnahmen-2014

    Über eine aussagekräftige Rückmeldung ihrerseites (bitte keine
    Standardsätze Frau Scharfenberg) und eine Aktualisierung ihrer
    Homepage, Herr Hartmann, würde ich mich sehr freuen.


    Mit freundlichen Grüßen

    Hubert Galozy