Spiegel zitiert EU-Studie zum Strommarkt falsch

  • florian_diekmann@spiegel.de

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/ser…r-a-995310.html


    Sehr geehrter Herr Diekmann,

    interessiert habe ich die gleichlautenden Artikel über den bald „teureren Strompreis“ verfolgt. Was ist aus dem guten alten Journalismus geworden. Mussten die Journalisten früher nicht mal recherchieren, bevor Sie einen Artikel unter die Leute brachten?

    Die Schlagzeile:

    " Sollten die geplanten neuen Stromtrassen aus dem Norden nach Bayern nicht gebaut werden, könnte dies für den Freistaat und Baden- Württemberg deutlich höhere Strompreise bedeuten."

    Ich kann Ihnen sagen, was mich an den Artikeln freut. Bisher wusste ich nicht genau, meint es die Bayerische Regierung ernst oder nicht. Die Reaktionen zeigen, sie meinen es ernst.

    Hier haben wohl ein paar Investoren ganz große Bedenken, ihre schon sicher geglaubte Rendite zu verlieren und jetzt fängt es an: es wird Angst unter den Menschen verbreitet, dass sie bald ganz viel für ihren Strom bezahlen müssen und das dies die EU festgestellt hat.

    10 % mehr Stromkosten für uns Bayern, wenn die Stromtrassen nicht gebaut werden??? Diese Aussage ist von der EU nicht gekommen.

    Wie viel Prozent sind es eigentlich, wenn sie gebaut werden. Kann es sein, dass beim Trassenbau ebenfalls 4,5 % Strompreissteigerung bereits fix ist?

    Sie haben auch sicherlich den Netzentwicklungsplan gelesen und haben dort erfahren, dass die Trassen für den Stromhandel benötigt werden! Glauben Sie allen Ernstes wir finanzieren den Stromhandel der Netzbetreiber? Anfangs wurde uns erzählt, dass die Süd Ost Trasse Windstrom von der Küste in den Süden bringt und wir haben herausgefunden (war übrigens gar nicht schwer), dass das gar nicht stimmt. Jetzt muss sich Amprion und Investoren wieder etwas Neues einfallen lassen, weil Braunkohle hört sich wirklich nicht gut an und schwupp die wupp aus dem Ärmel kommt die „Ihr müsst ganz viel zahlen“ Schiene. Und der Strom könnte knapp werden.

    Wir exportieren Strom wie nie zuvor. Wenn ich unsere Leitungen und nicht nur unsere, betrachte (ich habe mich erkundigt), sind sie nicht mal ausgelastet. Es wäre ganz prima, wenn mal jemand rausfinden würde warum das so ist und warum uns immer etwas anderes erzählt wird, dass wäre doch mal was für Sie.

    Wie war denn wirklich die „Studie“ der EU? Doch etwas anders als dargestellt. Es ging überhaupt nicht in eine Unterteilung in Preiszonen. Aber macht nichts, Ihre Arbeit haben ja andere erledigt!
    Ich zitiere, für diejenigen, die nicht alles lesen wollen:
    „Es ging in der Untersuchung der norwegischen THEMA Consulting Group im Kern um Ringflüsse und darum, wie unvorhergesehene Stromflüsse auch in die Netze benachbarter Länder minimiert werden können.Eine Möglichkeit, die dabei untersucht wurde, ist eine Unterteilung in eine norddeutsche und eine süddeutsche Strom-Handelszone.
    Aber lesen Sie selbst:
    http://www.iwr.de/news.php?id=27280

    Warum wird Ihrerseits nicht verbreitet, wie viel Subventionen in die Kohlekraftwerke fließen? Wie viel die Stromkunden und Steuerzahler für die Entsorgung der Atomkraftwerke bezahlen müssen? Das es CO² Zertifikate zum Schleuderpreis gibt und wer das wirklich finanziert.

    Wenn die Trassen gebaut werden, was glauben Sie, wer die Rendite bezahlen wird? Zunächst muss einmal eine Menge Geld in den Bau der Trassen investiert und über Durchleitungsgebühren refinanziert werden. Natürlich entstehen auch dauerhaft Betriebskosten. Das wissen Sie bestimmt auch.

    Warum ist der Strompreis in den letzten Jahren so unglaublich gestiegen, dass jeder Stromkunde so viel wie nie zuvor für seinen Strom bezahlt, ganz ohne Trassen (natürlich nur der private Stromkunde). Seit wann sind Großprojekte zum Vorteil des kleinen Mannes gedacht, meines Wissen profitieren hier nur „mal wieder“ ein paar Wenige. Oder haben Sie andere Beispiele, ich bin offen für Infos. Aber bitte nur recherchierte Beispiele.

    Kann es wirklich sein, dass der Strompreis steigt, wenn die Trassen nicht kommen. Dieses Schreckgespenst wird natürlich sehr gerne genommen, um den Druck auf die Gegner der Trassen aufzubauen. Bereits in Kulmbach wurde von Amprion die Aussage gemacht, dass es auch andere Mittel gibt das Projekt durchzusetzen, diese Aussage haben betroffene Menschen selbst gehört und, sind wir jetzt soweit?

    Wäre es nicht Ihre Aufgabe gewesen gründlichst zu recherchieren? Wer hat diesen Bericht, der überall verbreitet wird eigentlich in Auftrag gegeben?

    Wissen Sie, wir haben rausgefunden, dass wir aus einem Braunkohlewerk zukünftig unseren Strom bekommen sollen (sorry, ich muss etwas differenzieren, nicht wir in Nordbayern bekommen den Strom, bei uns gehen sowieso die Lichter aus, hier wird nur durchgeleitet) , dass dafür eine feste Rendite von 9,05 % gezahlt wird und noch viele andere gruselige Dinge mehr und wir haben es geschafft, diese Infos unters Volk zu bringen. Das schaffen wir jetzt wieder.

    Fazit:
    Die Preise werden auf keinen Fall vom Wegfall der Trasse in die Höhe getrieben sondern ganz im Gegenteil, vom Bau.

    Gut recherchiert und ganz sicher unbeeinflusst.

    Die Frage bleibt, wer hat eigentlich von wem abgeschrieben?

    Mit freundlichen Grüßen
    Birgit S.

  • Super, Birgit!!! Man müsste einen Artikel im Spiegel veröffentlichen dürfen, der das alles mal aufzeigt!!!
    Das kann echt nicht wahr sein! Hab ich übrigens diese Woche auch schon im Radio gehört (Bayern 3 oder Antenne Bayern, weiß nimmer...) dass die Strompreise in die Höhe gehen sollen, wenn die Trasse nicht gebaut wird. Jeder normal denkende Mensch, der ein paar Gehirnzellen nutzt, um über solch eine Aussage nachzudenken, kommt zu dem Schluss, dass das nicht sein kann!!!
    Das ist echt gruslig, was für Leute bei solch einer renommierten Zeitschrift arbeiten!
    Veröffentlichen die auch Leserbriefe? Wir sollten sie damit zumüllen!!!
    Liebe Grüße aus der Nachbarschaft und mal ein großes Danke für dein unermüdliches Engagement, Briefe wie diesen zu schreiben und zu verschicken!!! :thumbup:

  • Servus Birgit S.,

    eine sehr beherzte Antwort an Herrn Diekmann für seinen Artikel im "Spiegel".
    Danke dafür.
    Um so trauriger ist doch die Tatsche, dass sich viele andere Printmedien und deren Online-Ableger voll und ganz auf den Spiegel-Artikel beziehen. [.... wie der Spiegel berichtet...]

    Unterstützend, evtl zur Weiterleitung, an Herrn D., folgender Rat:
    "Et semel emissum volat irrevocabile verbum". Und als Journalist erst recht :/

    Verbunden mit "Quaere et invenies"[Suche und du wirst finden] hier der LINK auf die Studie(PDF-Dokument) aus dem Jahre 2013: http://ec.europa.eu/energy/gas_ele…flows_study.pdf
    Aber vlt. kann hatte er ja keine Zeit, oder kann kein Englisch

    Mit spannenden Grüßen
    Sorbas

    Edit wegen Rechtschreibfehler,SORBAS

    "Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht"

    2 Mal editiert, zuletzt von sorbas (9. Oktober 2014 um 15:12)

  • Danke Christin und sorbas, nicht immer findet man die richtigen Worte. Vielen Dank auch an die, die schreiben und nicht veröffentlichen.

    Nachstehend habe ich noch ein paar angeschrieben, da solche Aussagen auf jeden Fall korrigiert werden müssen. Ich füge sicherheitshalber mal die E-Mail Adressen dazu, damit jeder schreiben kann, der will.

    info@stern.de
    info@nordbayern.de

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    gerne sende ich auch Ihnen den Artikel, den ich an den Spiegel geschrieben habe weiter. Das passt eins zu eins zu Ihnen. Und der Gipfel an Unwissenheit ist, auch noch zu schreiben, wir hätten bereits jetzt schon Stromengpässe, dass schlägt dem Fass den Boden aus.

    http://www.stern.de/wirtschaft/new…es-2143137.html

    http://www.nordbayern.de/region/studie-…6?searched=true

    Es ist wie in der Schule, der eine schreibt vom anderen ab und ertappt wird man, wenn Fehler passieren. Wo ist unser guter alter Journalismus eigentlich gelandet?
    Viel Spaß beim Lesen

    Danach siehe oben Sehr geehrter Herr Diekmann…,


    und zu guter letzt noch Herr Maly, ob die Adresse stimmt, weiß ich nicht, aber eine andere habe ich nicht gefunden
    buero@spd-nuernberg.de

    Sehr geehrter Herr Maly,

    leider habe ich keine Adresse gefunden, mit der ich Sie persönlich anschreiben könnte, aber die E-Mail wird Sie bestimmt trotzdem erreichen.

    Gerne sende ich auch Ihnen den Artikel, den ich an den Spiegel geschrieben habe weiter, da Sie großer Befürworter der Stromtrassen sind. Meiner Meinung nach fehlen Ihnen aber entscheidende Informationen, um in der Öffentlichkeit mit solchen Aussagen aufzutreten.

    Es ist wie in der Schule, der eine schreibt vom anderen ab und ertappt wird man, wenn Fehler passieren. Wo ist unser guter alter Journalismus eigentlich gelandet? Damit Sie ein paar mehr Infos bekommen, sende ich Ihnen den Bericht, den ich an den Spiegel an Stern, an Focus geschickt habe. Wenn Sie noch mehr wissen wollen, wenden Sie sich vertrauensvoll an https://www.stromtrasse1601.de/www.stromtrasse1601.de
    Dort erfahren Sie alles Wissenswerte.

    Viel Spaß beim Lesen und wieder ...Sehr geehrter Herr ...,

  • Naja, wir lernen immer mehr dazu; wir erweitern unser "Fachwissen" und lassen alle daran teilhaben; OpenSource eben.
    Zum Thema "Unterschiedliche StromPreisZonen" habe ich wieder was im Rahmen meiner Weiterbildung gefunden.
    Aber lest selbst:

    Hintergrundinformationen zu deutsch-österreichische Preiszone :
    [Auszüge]
    1. Allgemeine Vorbemerkungen
    Stromaustausch innerhalb Europas gab es im europäischen Verbundsystem schon immer. Hatte dieser vor der Liberalisierung der Strommärkte hauptsächlich eine ausgleichende Funktion zur Gewährleistung der Systemstabilität, haben sich die Stromaustäusche innerhalb Europas im Zuge der Liberalisierung der Strommärkte und der Weiterentwicklung des europäischen Binnenmarkts deutlich erhöht. Vor allem die Einführung des zentraleuropäischen Market Couplings (CWE), aber auch die zunehmende Vielfalt handelbarer
    Stromprodukte hat den grenzüberschreitenden Stromhandel befördert. Geradeweil die hohen Netto-Stromflüsse Deutschlands in das Ausland vor dem Hintergrund des aktuellen Erzeugungsmixes in der Öffentlichkeit debattiert werden, ist es notwendig,die Ursachen, Wirkmechanismen und die Funktion grenzüberschreitender Stromflüsse genauer zu beleuchten und im europäischen Rahmen einzuordnen, zumal die zunehmende Vernetzung und Integration der nationalen Strommärkte zukünftig weiter voranschreiten wird.

    2. Deutsche Stromanbieter bieten am Spotmarkt lediglich in die deutsch-österreichische Preiszone.

    3. Kopplung der nationalen Strommärkte (Market Coupling)
    Die Kopplung der nationalen Strommärkte – insbesondere die Einführung des CWE-Market Couplings zwischen Deutschland/Österreich, Frankreich und den Benelux-Staaten – hat die Möglichkeiten für den grenzüberschreitenden Stromhandel deutlich verbessert und sind ein weiterer Schritt hin zum EU-Binnenmarkt im Energiebereich. Für das Jahr 2015 ist eine weitere Kopplung des CWE-Gebiets, Skandinaviens und Großbritanniens vorgesehen.

    Und nun ins Eingemachte:
    Ich empfehle allen Mutbürgern, den ÜbertragungsNetzBetreibern(ÜNB), insbesondere deren führenden Nullen, folgende Publikation:
    EEX ist die Deutsche Strombörse in Leipzig
    https://http://www.eex.com/de/about/newsroom/publikationen
    und hier unter dem Abschnitt „Artikel“ den Beitrag(PDF): 17/07/2014 Spalten & Verlieren (powernews 07/2012)

    Ebenso dieser hier(Januar 2014):
    BDEW ist der „Bundverband der Energie- und Wasserwirtschaft“
    https://bdew.de/internet.nsf/id/20140114-pi-mueller-grundlegende-reform-des-eeg-ist-eine-kernaufgabe-der-neuen-bundesregierung- 2014/$file/BDEW Hintergrundinformationen Stromaustausch mit dem Ausland.pdf

    Und hier was ganz wichtiges vom Dezember 2013:
    VKU ist der „Verband kommunaler Unternehmen“
    http://http://www.vku.de/service-naviga…preiszonen.html
    Darin enthalten diese gelinkte Erklärung(!!!!!!!!!!!):
    http://http://www.vku.de/fileadmin/get/…_ENDFASSUNG.pdf

    Anscheinend ist den ÜNBs bzw. deren führenden Nullen die Meinung ihrer Kunden und anderer "Strom-Akteure" vollkommen egal. 8o

    Die ÜNBs sollen doch endlich aufhören, ständig mit Drohungen, die nicht mal justiziabel sind, in der Öffentlichkeit aufzutreten.
    Wird ja langsam kriminell :cursing:

    Edit wg. Rechtschreibfehler

    "Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht"

    2 Mal editiert, zuletzt von sorbas (13. November 2014 um 23:49)

  • Nachtrag: Sicherlich ist dem geneigten Leser aufgefallen, dass das Thema "Zwei Preiszonen" schon 2012 angegangen wurde; also nichts mit den aktuellen Protesten gegen die Stromtrassen zu tun hat.
    Aber man kann ja mal das Thema wieder aktivieren. Gell liebe Atom- und KohleLobbyisten. Für wie blöd & naiv haltet ihr uns eigentlich?

    "Nicht schlafen"

    "Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht"