Best of Seehofer - Kleine Chronik der wichtigsten Drehmomente

    • Offizieller Beitrag

    Seehofer schaut dem Volk gerne "auf´s Maul" und verspricht, was er gerade politisch und wahltaktisch für opportun hält.

    Betrachtet man Seehofers Statements zur Notwendigkeit der Stromautobahnen in einer zeitlich komprimierten Version, kann es einem durchaus schwindelig werden: Mal brauche es die HGÜ-Trassen, mal nicht; mal sei bewiesen, dass durch sie Kohlestrom hindurch fließt, mal werden sie wieder zu Windstromtrassen; mal seien sie notwendig für die Versorgungssicherheit, mal wieder nicht. Dies sind tatsächlich nicht gegensätzliche Positionen verschiedener Parteien, die hier aufgelistet werden, sondern es sind die in sich vollkommen konträren Meinungsäußerungen eines einzigen Politikers innerhalb von 20 Monaten.

    Wenn Sie jetzt wählen dürften - würden Sie so einem Politiker und seiner Partei Ihre Heimat anvertrauen?

    Die Antwort auf diese Frage ist fundamental spannend, denn das Phänomen Seehofer und sein Verhältnis zur Wahrheit sind ein guter Beleg dafür, wie funktionstüchtig und nachhaltig ein gutes Meinungs- und Empörungsmanagement sein kann; es gibt Studien darüber, wie politisch nachteilige Fakten kognitiv und moralisch unsichtbar gemacht werden können - hier finden sie ihre Anwendung.

    Seit Februar 2014 haben wir diesem Politiker genau auf die Finger geschaut, die Vorgänge wiederholen sich: Seehofer verspricht etwas, die Bürgerinnen und Bürger - darunter auch Trassengegner - sind dankbar.
    Er bricht dieses Versprechen, die Angelogenen nehmen es entweder gar nicht wahr, oder sie versuchen sogar, für dieses Verhalten Entschuldigungen zu finden ("Immerhin ist es auch ihm zu verdanken, dass wir zumindest Erdkabel bekommen!").

    Würden viele Bürgerinnen und Bürger der CSU wieder ihre Heimat anvertrauen? Klar, aus guter alter Gewohnheit und bayerischer Tradition. Und der Mensch vergisst so schnell, was interessiert uns das Geschwätz von gestern?

    Vielleicht hilft es ja ein wenig, sich von Zeit zu Zeit bewusst zu machen, dass man ein gewaltiges Stück geistiger Freiheit aufgibt, wenn man sich über Jahrzehnte geduldig belügen lässt.