BfS-Präsident regt Forschungsprogramm zu Gesundheitsgefahren durch Stromleitungen an

    • Offizieller Beitrag

    Während der öffentlichen Sitzung des Energieausschusses des Bundestages am 27.01.2016 gab es sehr interessante Äußerungen, die mehr sein sollten als nur eine Randnotiz:

    "Wolfram König, Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), betonte, dass die bekannten Gesundheitsgefahren durch Stromleitungen durch das Bundes-Immissionsschutzgesetz und die sich daraus ergebenden Anforderungen abgedeckt würden. Es gebe aber "Hinweise", denen man nachgehen müsse. Als Beispiel nannte König eine Studie zum Leukämierisiko bei Kindern im Umfeld von Wechselstromleitungen. Dieses sei noch nicht wissenschaftlich belegt. Zudem seien die Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge in diesem Bereich sehr komplex, sagte König. Man müsse die Fragen aber offen angehen. Der BfS-Präsident regte ein entsprechendes Forschungsprogramm an. Wichtig sei dabei, etwa durch die Gewährleistung der Unabhängigkeit der Forschung, die Akzeptanz der Ergebnisse sicherzustellen."

    Na dann aber fix - und zwar VOR dem Bau von "möglicherweise" gesundheitsschädlichen Trassen, die in Bayern OHNE gesetzliche Mindestabstände zur Wohnbebauung und in ganz Deutschland OHNE vernünftige Grenzwerte geplant werden! Hier jedoch möchte man sich den sorgfältig durchdachten (und von den Trassengegnern ja eh schon so unschön durcheinandergebrachten) Zeitplan nicht madig machen lassen.

    Kopfzerbrechen bereitet den Verantwortlichen allem Anschein nach vor allem die Tatsache, dass die betroffene Bevölkerung Antworten zu bestehenden Gesundheitsrisiken verlangen wird, denen man "proaktiv" begegnen müsse, bevor sich womöglich herumspricht, dass es auf viele Fragen keine wissenschaftlich belastbaren Antworten gibt - dies nämlich führt zu mangelnder Akzeptanz der Trassen, was offensichtlich die größte Sorge der Trassenbefürworter ist. Denn, so Königs Erfahrung: "Das sind auch die Ergebnisse aus unseren Veranstaltungen, da stoßen wir schnell an Grenzen, wir versuchen deutlich zu machen, wo wir unseren Erkenntnisstand haben. Die Risiken sind sehr relative Risiken, aber wir können solche Ergebnisse nicht verschweigen. Sie werden dann von anderen problematisiert, und dann sind wir in einer Glaubwürdigkeits-Lücke, die uns eventuell ganz andere Schwierigkeiten bereitet." Wohl wahr...

    Auch bei der Frage nach "möglichen statischen Aufladungen durch Gleichstromleitungen, die dazu führen, dass es zu einer erhöhten Schadstoffaufnahme kommen kann", gibt es laut König weiterhin Wissenslücken, die geschlossen werden müssten. Ein ungutes Gefühl hinterlässt die Antwort Königs auf die Frage von Ralf Lenkert (MdB Die LINKE), was man denn für Rückschlüsse aus der Tatsache ziehe, dass ionisierte Luft in der Industrie als Mittel zur Reinigung von Oberflächen und zur Aktivierung von Plastikoberflächen vor Klebevorgängen verwendet werde. Die Wirkmechanismen seien ja in der Industrie in der Anwendung bekannt, inwieweit werde dies denn in die Betrachtungen beim Bundesamt für Strahlenschutz mit einbezogen? Antwort BfS: "Dazu gibt es bislang nur eine Studie aus den 90er Jahren aus Großbritannien, die aber nicht ganz das wiedergibt, was notwendig ist, um am Ende ausreichend einen entsprechenden Ausschluss von Gefahren darstellen zu können. Das sind wissenschaftliche Fachfragen, die im Detail liegen, die aber hinsichtlich des Ausbaus unmittelbar keine eigentlichen Ein- und Auswirkungen haben dürften." Diese grauenhaften Formulierung in Beamtendeutsch lässt einen fast die Bedeutung des Gesagten übersehen: Es gibt schlicht keine Erkenntnisse zu den wissenschaftlichen Details - was nicht verwundert, denn wir reden hier von einem Pilotprojekt -, man nimmt aber an, es seien keine Gefahren vorhanden.

    Nicht besonders durchdacht erscheint zudem Königs Rückschluss, bei dem er sich nach gleichem Muster eine Zustimmung zum Bau von Stromtrassen erhofft, wie sie seiner Ansicht nach durch Forschungen zur Wirkung von Mobilfunkstrahlung erreicht worden sei: "Durch die Studien habe sich das Wissen enorm erhöht und es sei eine große Akzeptanz erreicht worden." Dabei vergisst er wohl, dass Mobilfunkstrahlung allein schon deshalb in der Bevölkerung als notwendiges Übel betrachtet wird, da fast jeder Mensch täglich und unmittelbar den Sinn eines funktionierenden Handys erfährt. Bei Stromtrassen, die der Energiewende schaden und den Stromkunden unnötig viel kosten, obwohl hohe Anteile des benötigten Stroms umweltverträglicher und günstiger vor Ort gewonnen werden könnten, sieht das ganz anders aus.


    https://www.bundestag.de/presse/hib/201601/-/403874


    Dazu auch der Artikel "Politische Bankrotterklärung für den Gesundheitsschutz beim Stromnetzausbau" auf Stromautobahn.de:
    http://www.stromautobahn.de/politische-ban…stromnetzausbau

    5 Mal editiert, zuletzt von D. Hamann (24. Februar 2016 um 20:56)