Gesprächsstrategie TenneT: Mit Bürgern redet man erst über vollendete Tatsachen

    • Offizieller Beitrag

    Die kurzfristige Absage, mit der TenneT die Bürgerinitiativen vor den Kopf gestoßen hat, schlägt weiterhin Wellen. Der zweite Bürgermeister der Stadt Altdorf kann das Verhalten des Netzbetreibers nicht nachvollziehen : "Der jetzige Rückzieher, drei Tage vor der Veranstaltung, sei doch sehr verwunderlich, so Bergmann. Die Bürgermeister und Landrat Armin Kroder haben einen Informationsvorsprung vor der Bevölkerung. Mit ihnen hat TenneT am 9. Dezember im Landratsamt über seine Pläne gesprochen – und hätte jetzt im Altdorfer Sportpark am Freitag die Möglichkeit gehabt, auch die Öffentlichkeit darüber in Kenntnis zu setzen." (siehe Artikel im „Boten“)

    Damit reagierte er auf die Ausrede des Netzbetreibers, es gebe „derzeit keinen neuen Stand bei den Planungen“. Die Erkenntnis, dass man über die Pläne lieber Stillschweigen bewahren möchte, ist bei den TenneT-Mitarbeitern offensichtlich erst kurz vor der Veranstaltung durchgesickert.

    Dass TenneT einen Preis für frühzeitige herausragende Kommunikation bei der Trassen-Planung (bei der Planung der HGÜ-Trasse Suedlink, und das schon für 2014!) verliehen bekommen hat, ist in diesem Zusammenhang geradezu absurd. Die Auszeichnung „würdigt den strategischen Ansatz, den Dialog mit Bürgern und anderen Stakeholdern direkt und frühzeitig über lokale Gesprächsplattformen entlang der Trasse zu führen“.
    http://www.jvm.com/de/news/news_s…t_suedlink.html

    Auch auf der eigenen Website propagiert TenneT Dialogbereitschaft: “Zusätzlich zu den Beteiligungsmöglichkeiten, die die offiziellen Genehmigungsverfahren vorsehen, setzt TenneT auf einen transparenten Dialog mit den Bürgern und Kommunen. Es ist uns ein Anliegen, den Leitungsneubau in enger Abstimmung mit der Bevölkerung und den politischen Entscheidungsträgern vor Ort zu realisieren.“
    http://www.tennet.eu/de/netz-und-pr…-im-dialog.html

    Diese angebliche Transparenz stößt jedoch sofort an Grenzen, sobald es darum geht, mit den Bürgerinnen und Bürgern über Planungen und Vorhaben zu reden, die noch nicht in trockenen Tüchern sind. Mit dem gemeinen Volk möchte der Netzbetreiber offensichtlich erst über vollendete Tatsachen sprechen – zum Beispiel dann, wenn der ein Kilometer breite Planungs-Trassenkorridor beschlossene Sache ist.

    Der Grund für dieses Vorgehen liegt im geschickten Ausnutzen der Natur des Menschen: Zu einem späteren Zeitpunkt der Planungen werden sich in erster Linie nur noch die direkt Betroffenen über die Stromtrasse aufregen, die vor ihrer Haustür verlaufen soll, damit begrenzt man das Ausmaß des Widerstands. Es wäre an der Zeit, dass noch viel mehr Menschen verstehen, dass der überdimensionierte Netzausbau nicht nur viele Betroffene schaffen wird, sondern auch die Energiewende und den Atom- und Kohleausstieg verhindert, und das sollte ja wohl jeden etwas angehen.

    TenneT verspricht jetzt, dass man „in etwa einem halben Jahr durchaus eine Infoveranstaltung mit dann belastbaren Fakten durchführen könne“.
    Demnach geht TenneT in den Landratsämtern und bei den Bürgermeistern der Regionen immer mit "unbelastbaren" Fakten hausieren?


    Link zum „Boten“-Artikel „TenneT sagt Teilnahme an Informationsveranstaltung überraschend ab - Netzbetreiber meidet Konfrontation mit Bürgern“
    http://n-land.de/news/altdorf/n…on-mit-buergern

    Einmal editiert, zuletzt von D. Hamann (18. Februar 2016 um 16:54)