Eindrücke von der Veranstaltung "Stromnetzausbau und Alternativen zur sicheren Stromversorgung in Bayern“ in Nürnberg

    • Offizieller Beitrag

    Eindrücke von der Veranstaltung "Stromnetzausbau und Alternativen zur sicheren Stromversorgung in Bayern“ am Mittwoch, 15.11.2017 in Nürnberg.

    Ein kleines Highlight war, dass Dr. Martin Elsberger vom bayerischen Wirtschaftsministerium Tennet öffentlich abwatschen musste: Auf die Frage, wie denn die Staatsregierung zur P44/P44mod stünde, gab er diese schon bekannte Antwort: "Die Staatsregierung steht der P44 in allen Varianten ablehnend gegenüber." Warum das so ist? Antwort Elsberger: "Sie ist energietechnisch nicht notwendig und die Belastung der Bevölkerung vor Ort ist nicht zumutbar." Danke dafür, das ist doch mal eine knackige offizielle Bestätigung, dass Tennet energietechnisch nicht notwendige Trassen in den Netzentwicklungsplan stellt. Dass die Trasse trotzdem in Berlin durchgewunken wird, ist leider die bittere Wahrheit, die wir nicht vergessen dürfen, denn die Entscheidung fällt bekanntlich nicht in München. Auf die Reaktion der Staatsregierung sind wird dann besonders gespannt.

    Ansonsten war es ein Treffen mit den üblichen Plattitüden; Elektrotechniker unter sich, die den Zentralismus mögen, für den angeblichen Windstromüberschuss im Norden aber weiterhin die Beweise schuldig blieben.
    Elsberger und Tennet-Vertreter Paul Garmer versuchten, den Entscheidungs- und Diskussionsprozess um die HGÜ-Trassen als besonders fortschrittlich darzustellen, die fehlende Einbindung der Öffentlichkeit zu Beginn der Planungen und der Verstoß gegen die Aarhus-Konvention wurde auch auf Nachfrage geflissentlich übersehen.

    Prof. Dr. Matthias Luther von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg konnte seine tiefe Verbundenheit mit den Netzbetreibern nicht verbergen und träumt von einem großen europäischen Netzausbau.

    Prof. Dr. Michael Sterner von der OTH Regensburg stellte fest, dass das technische Potential für hundert Prozent Erneuerbare in Bayern gegeben sei, bezweifelte allerdings, dass es politisch und wirtschaftlich gewollt sei. Sehr sympathisch war sein dringender Apell für den Klimaschutz, den er in Zusammenhang mit der Flüchtlingsproblematik brachte (Breitseite an die CSU: "Nächstenliebe kennt keine Obergrenze!"). Psychologisch interessant war die wiederholte Erwähnung des Wortes "Fördermittel" von Seiten beider Professoren, die den öffentlichen Schmusekurs erklären ;).

    Der Vertreter von Germanwatch, Hendrik Zimmermann, äußerte immerhin Bedenken gegenüber den zu hohen Renditen für Investoren und der Intransparenz bei der Bedarfsfeststellung. Enttäuschend ist jedoch die fehlende Konsequenz aus diesen massiven Mängeln - auch Germanwatch träumt den Traum von den grünen Trassen für die Energiewende.

    Stefan Lochmüller von der N-ERGIE zeigte sich verlässlich als "Spaßbremse im Konsens der deutschen Energiewirtschaft". Dies sei die Rolle der N-ERGIE, so seine Einschätzung, seit sie Tacheles rede und eine neue Diskussion um Sinn und Bedarf an HGÜ-Trassen fordere.