Alternative Fakten durch alternative Studien beim Ökoinstitut?

    • Offizieller Beitrag

    Alternative Fakten durch alternative Studien beim Ökoinstitut?


    Dieser Screenshot stammt aus dem Projekt „Transparenz Stromnetze“ des Ökoinstitutes von Ende 2017. Die Ergebnisse dieses Projektes wurden bislang nicht offiziell veröffentlicht. Was nicht verwundert. Hier wurde gemeinsam mit national und international tätigen Umwelt- und Verbraucherverbänden wie BUND, BN, NABU, German Watch, WWF, DUH und Vertretern von Bürgerinitiativen versucht, die Netzausbauplanung von Übertragungsnetzbetreibern und Bundesnetzagentur nachzuvollziehen und ein Alternativ-Szenario abzubilden.

    Das Ergebnis: Ein grundsätzliches Alternativ-Szenario mit Vorrang für eine dezentrale, lastnahe Erzeugung von EE mit Kohleausstieg als Gesamtkonzept kann zu einem deutlich geringeren Bedarf des Stromnetzausbaus führen. Das betrifft auch HGÜ-Trassen. Markant: Das Stromnetz ist generell nur zu durchschnittlich 10-15% ausgelastet. Der Stromnetzausbau wird durch Spitzenzeiten generiert, hier sind andere Maßnahmenden neuen Leitungen vorzuziehen, so das Fazit des BUND-Experten Dr. Werner Neumann. Mit einem dezentralem Konzept und regionalen Strommärkten würden im Idealfall neun Leitungen anstelle von 138 Optionen aus dem Netzentwicklungsplan2030 ausreichen.

    Vor dem Hintergrund der am 12.03.18 vorgestellten Studie des Ökoinstitutes („Dezentralität, Regionalisierung und Stromnetze – Studie über Annahmen, Narrative und Erkenntnisse“) im Auftrag der der Renewables Grid Initiative (RGI) erhalten diese Erkenntnisse eine besondere Bedeutung. Denn mit der neuen Studie wurde eine Presseoffensive gestartet, die es sich explizit zum Ziel gemacht hat, die Realisierbarkeit einer möglichst dezentralen Energiewende zu widerlegen. Die Behauptung: „Auch eine dezentrale Stromerzeugung kommt nicht ohne die bis 2030 geplanten rund 4000 Kilometer neuer Stromtrassen aus.“
    Dabei geht es darum, die „Narrative“ auszuhebeln, die derzeit gerade auch in Bayern für eine breite Opposition aus Bürgerinitiativen, Parteien, BUND Naturschutz und Stadtwerken gegen den überdimensionierten Netzausbau sorgt.

    Fragwürdig ist, dass Germanwatch sich wissentlich zum Helfershelfer einer nicht rechtskonformen Netzausbauplanung macht, denn diese ist sowohl mit Europarecht als auch mit der Aarhus Konvention nicht vereinbar. Ein Vertreter von Germanwatch hatte die Intransparenz bei der Bedarfsfeststellung kritisiert – was die Organisation offensichtlich nicht davon abhält, sich weiterhin an dieser bedenklichen Vorgehensweise aktiv zu beteiligen.

    Was bei der Vorstellung der neuen Studien in den Medien in den letzten Tagen in den Hintergrund geriet: Laut Antonella Battaglini, Geschäftsführerin der Renewables Grid Initiative, wurden mit der neuen Studie deutliche Wissenslücken aufgezeigt: Ohne ein größeres Spektrum an Analysen zu vorstellbaren Entwicklungen des deutschen und europäischen Stromsystems mit allen damit verbundenen Folgen für Flächenbedarf, Kosten, Treibhausgasemissionen und Netzausbau gibt es keine ausreichende Klarheit in der Diskussion, ob Dezentralität langfristig einen weiteren Netzausbaubedarf verringern könnte. Worauf aber basiert dann diese angebliche Gewissheit, dass es nicht möglich sei, ohne den massiven Netzausbau auszukommen?


    Quellen:

    Schlussfolgerungen Stakeholder Projekt "Transparenz Stromnetze"

    Projekt „Transparenz Stromnetze“

    Quelle Bild: Vortrag Dr. Neumann, BUND

    Rechtsexperten: Südostlink nicht mit Europarecht vereinbar

    Sonnenseite.com: "Auch eine dezentrale Energiewende braucht Netzausbau"

    6 Mal editiert, zuletzt von D. Hamann (1. November 2020 um 22:23)