Ausbau des europäischen Stromhandels ist teuer und unsicher - Reserve-Gaskraftwerke für den Süden

    • Offizieller Beitrag

    Ausbau des europäischen Stromhandels ist teuer und unsicher

    Der liberalisierte europäische Strommarkt sorgt für Weichenstellungen, die auf Kosten der Stromkunden, auf Kosten der Sicherheit und auf Kosten der dezentralen #Energiewende gehen.
    Sichtbar wird dies an den aktuellen Entscheidungen zum Bau eines neuen Gaskraftwerkes in Irsching – das neben zwei existierenden, hochmodernen Gasblöcken gebaut wird, die aber meist still stehen, weil Kohlestrom aufgrund falscher Regelungen billiger zu haben ist.

    Warum dann ein neues Gaskraftwerk? Menschgemachter Irrsinn, keine physikalische Notwendigkeit: Das Gesetz sieht ausdrücklich den Neubau vor. Das Kraftwerk gilt als „besonderes netztechnisches Betriebsmittel“. Es soll „in besonderen Notsituationen als Sicherheitspuffer in der Stromversorgung bereitstehen“. Kosten? Dazu möchte Pressesprecherin Hörchens von Auftraggeber Tennet nichts sagen, denn: Es wird drei weitere 300-Megawatt-Projekte in Süddeutschland geben. "Dort läuft die Vergabe noch bis April, deshalb dürfen wir keine Summen nennen", sagte Hörchens im Donaukurier. Tennet freut sich, Auftragnehmer Uniper ebenso. Gezahlt wird es von den Stromkunden über die Netzentgelte. Aberwitzig könnte es laut N-ERGIE Vorstandvorsitzendem Josef Hasler in diesem Fall werden: "Da in der Rangfolge der Netzreserve die Kraftwerke Irsching 4 und 5 Vorrang vor dem Block 6 haben – letzteres soll ausschließlich als Sicherheitspuffer für Notfälle dienen – könnte die absurde Situation entstehen, dass das neu geplante Kraftwerk nie zum Einsatz kommt."

    Der #Suedostlink wird natürlich dennoch nicht in Frage gestellt. Das fragwürdige an diesen Netzstabilisierungsanlangen ist vor allem ihre zeitliche Begrenzung: "Solche Netzstabilisierungsanlagen sind auch nach Einschätzung der Bundesnetzagentur erforderlich, um den besonderen Herausforderungen in der Zeit zwischen der Abschaltung der letzten Kernkraftwerke und der Fertigstellung der großen Gleichstromtrassen zu begegnen." (Quelle: BNetzA).

    Interessant ist: Gerade der europäische Stromhandel sorgt dafür, dass die Kosten für Strom weiter steigen. Ein Fakt, den die bayerischen Wirtschaftsverbände nicht gerne hören und die einen schnellen #Netzausbau vehement fordern, siehe Energiegipfel. „Denn die offene Grenze, so schön sie in der Theorie ist, wird die Engpässe im deutschen Netz verschärfen“, so die Bewertung der SZ.

    Im Dezember verlange die EU-Wettbewerbsbehörde eine schrittweise Öffnung der Stromgrenze zu Dänemark, „in Absprache mit Tennet“. Die Bundesregierung stimmte dem Deal zu, um eine Aufteilung des deutschen Marktes in Preiszonen zu verhindern. Für den Süden hätte das höhere Strompreise bedeutet. „Der Preis ist nun, dass alle Verbraucher mehr zahlen müssen, damit die Strompreise für die süddeutsche Industrie nicht steigen", sagt ein Verbraucherschützer. "Ohne, dass es je eine Abschätzung der Kosten gab."

    Der verstärkte grenzüberschreitende Stromhandel geht auch auf Kosten der Versorgungssicherheit: „Am Mittwoch um halb sieben fiel in Flensburg der Strom aus. Ampeln streikten, Krankenhäuser schalteten den Notstrom ein. Grund, so hieß es später, sei eine gestörte Leitung gewesen. Nach Dänemark.“


    Mehr hier:

    SZ - Offene Grenze, höhere Preise

    Donaukurier - Neues Gaskraftwerk in Irsching

    Handelsblatt - Warum Uniper zwei moderne Gaskraftwerke stilllegen und gleichzeitig ein neues bauen will

    Energie und Management: Uniper baut neues Gaskraftwerk nur für Notfälle