Beiträge von D. Hamann

    Kommunikation beim Stromnetzausbau -
    Geredet wird nur mit den Zustimmenden

    Es ist eine paradoxe Situation, und sie wiederholt sich seit Beginn der "Trassenaufstände" Anfang 2014: In den Regionen, in denen der Widerstand gegen neue Stromtrassen-Projekte herrscht, wird seitens der verantwortlichen Übertragungsnetzbetreiber gar nicht oder allenfalls mit angezogener Handbremse kommuniziert.

    Trotzdem wird die Presse immer wieder gerne dafür hergenommen, um darzustellen, man würde ja mit den von den zahlreichen Netzausbau-Projekten Betroffenen sprechen (siehe hier). Bei der Firma Tennet sind Profis am Werk, keine Frage, die ihre Theorien hübsch vermarkten. Was aber fraglich ist: Wie sieht die Situation tatsächlich aus, dort, wo es tatkräftige Widerstände gegen neue Stromtrassen gibt?

    Schweigen an den Trassen

    An Orten, an denen seit Jahren keine Akzeptanz für den Bau einer neuen Leitung besteht, kommt Tennet mit der im Beitrag genannten "Toolbox" für eine angeblich bedarfsgerechte Kommunikation erkennbar nicht weiter. Ein Beispiel dafür ist das Nürnberger Land. Hier wurden bereits der "Süd-Ost-Passage" der Firma Amprion und der "P44mod" des Übertraungsnetzbetreibers Tennet eine krachende Absage erteilt. Diese Projekte sind erst mal vom Tisch. Aber weil es Milliarden zu verdienen gibt, wird natürlich nicht aufgegeben.

    Mit dem neuen Netzentwicklungsplan 2037/2045 (2023) kommt - neben Juraleitung und Umspannwerk - die neue 380kV-Leitung P482 ins Spiel. Gab es nach der Veröffentlichung dieser Hiobsbotschaft für die Region Infoverstanstaltungen? Natürlich nicht. Denn Tennet hat Angst vor öffentlichen Diskussionen. Jede Thematisierung neuer Projekte bringt eine Aufmerksamkeit, die für die Projektierer nur unangenehm sein kann, wie die Erfahrungen gezeigt haben. Mehr als die Tatsache, dass man bauen will, komme was da wolle, könnte Tennet auch gar nicht verkünden beim "Dialog" mit den Bürgerinnen und Bürgern. Da lässt man es doch lieber gleich bleiben.

    Die Versuche, missliebige Stellvertretende der Bürgerinitiativen von "Info"-Veranstaltungen auszusperren, scheiterten ein ums andere Mal. Um zu rechtfertigen, dass man in Widerstands-Regionen keine Veranstaltungen abhalten könne, wurde vom Übertragungsnetzbetreiber Tennet öffentlich zu Notlügen gegriffen: Man könne nicht kommen, weil man Angst haben müsse. Man sei bedroht worden auf dem Acker bei der Besichtigung von Standorten. Das stimmt nicht, wurde aber trotzdem nicht hinterfragt und in der Zeitung gebracht, also muss ja was dran sein. Dass auch noch der gesamte Stadtrat und allen voran ein renitenter Bürgermeister die Situation in Altdorf verschärfen, dürfte die Not der Tennet-Kommunikatoren erheblich erhöht haben, so dass konsequent weiter auf die Vermeindungsstrategie gesetzt wird.

    Ebbe in der "Toolbox": Keine Verhandlungsmasse

    Die Kommunikations-Methode der Übertragungsnetzbetreiber greift vor allem deshalb nicht, weil sie folgende Fakten außer Acht lässt: Leitsatz sei es, "offen, frühzeitig, transparent und auf Augenhöhe mit den Beteiligten vor Ort zu kommunizieren". Das entscheidende Kriterium, das fehlt, ist Ergebnisoffenheit. Es wurde nie, zu keiner Zeit, in einer transparenten, öffentlichen gesellschaftlichen Diskussion darüber gesprochen, wie das Energiesystem der Zukunft aussehen sollte, mit dem kostengünstig, umweltverträglich und klimafreundlich Versorgungssicherheit geschaffen werden kann. Der massive Ausbau des Übertragungsnetzes wurde als quasi "gottgegebene" Ausgangssituation einfach als gesetzt beschlossen. Wer aber keine Alternativen in der Verhandlungsmasse mitbringt, kann auch keine Diskussion auf Augenhöhe führen.

    Umbau zum Energiewende-System statt Verstärkung veralteter Strukturen

    Dabei sprechen weiter zunehmend zahlreiche Gründe gegen den Ausbau des zentralistischen EU-Supergrid und viele für den Umbau hin zu einem dezentralisierten, zellularen Versorgungssystem auf Basis Erneuerbarer Energien. Die Gefahr von Anschlägen auf kritische Infrastruktur ist massiv gestiegen; Zukunftsforscher wie Jeremy Rifkin sprechen sich nicht zuletzt deshalb für ein zellulares System aus.


    Netzausbaubeschleunigung ist Entdemokratisierung

    Wie die konzernfreundlichen Gesetzesentwürfe zur Netzausbau-Beschleunigung zustande kommen, das konnte man im sozialen Netzwerk "LinkedIn" verfolgen. Dort machten die vier ÜNB-Oligopolisten viel Stimmung für den Ausbau des europäischen Höchstspannungsnetzes. Nur wenn das in möglichst kurzer Zeit hochgepimpt werde, könne man überhaupt an einen Ausbau von Erneuerbaren Energien denken, so die Behauptung. Was man dafür brauche, dafür gab es einen ausführlichen Wunschzettel, den man ohne nennenswerte Veränderungen im Bundestag wiederfinden konnte. Erkennbar ist: Diese Beschleunigung des Übertragungsnetzausbaus geht auf Kosten demokratischer Mitsprache und auf Kosten des Umweltschutzes.

    Interview bei energate mit Anja Schlicht, Geschäftsführerin der Agentur Navos, und Martin Groll, Head of Community Relations beim Übertragungsnetzbetreiber Tennet


    ALLES AUF NULL! NETZAUSBAU "IDEOLOGIEFREI" ÜBERDENKEN

    Die sogenannte Ideologiefreiheit ist ja derzeit beim Thema Energieversorgung in aller Munde. Der Atomausstieg ist gesetzlich beschlossen? Ach was, das muss jetzt ideologiefrei noch mal neu diskutiert werden. Harte Zeiten erfordern harte Maßnahmen. Alles auf neu also. Prima, da machen wir als Aktionsbündnis Trassengegner gerne mit. Was bei ollen Kernkraftwerken geht, sollte bei noch längst nicht gebauten (Atom- und Kohle-)Stromtrassen erst recht möglich sein. Lasst uns neu denken. Die Zeitenwende ist da. Und es kann gespart werden, dass es eine Freude ist.


    Kosten für neue Stromtrassen: Blackbox
    Der Strompreis explodiert, und es ist kein Ende abzusehen. Die Netzentgelte sind einer der fettesten Posten auf der Rechnung. Die Verbraucher müssen mit den Netzentgelten auch die Zinsen für das in die Netze investierte Kapital bezahlen. Hier gibt es immer noch fantastische Renditen für einige wenige Großkonzerne, auf Kosten der Stromkunden.

    Was liegt jetzt näher, als jetzt endlich darüber nachzudenken, ob "vergoldete" Fußbodenheizungen wie Südlink und Südostlink, für die nie eine Kosten-Nutzen-Analyse vorgelegt wurde, überhaupt eine guten Idee sind? Die Pläne sind uralt und unter anderen Prämissen erstellt worden. Wie kann man eine Juraleitung bauen, die jede Menge teurer Extras wie Erdkabel und Waldüberspannungen und neue Umspannwerke benötigt? Was sie kosten, sagen die Projektierer nicht, wissen sie nicht, niemand in der Politik verlangt offensichtlich Rechenschaft. Hier kann gespart werden!


    Atomarer Crash im Supergrid
    Und ist es eine gute Idee, ein europäisches Supergrid zu bauen, das laut Netzentwicklungsplan dafür konzipiert worden ist, große Mengen an Atomstrom (vor allem aus Frankreich) nach Deutschland zu importieren, zum Wohle der energieintensiven Industrie? Das klappt erkennbar nicht, die Idee des Supergrid, in dem zu jeder Zeit jede Menge angeblich grüner Strom von Spanien bis in die Ukraine verschoben werden können soll, ist ein gefährliches Hirngespinst der fossil-atomaren Lobby. Die europäischen Übertragungsnetzbetreiber feiern den die Synchronisation des ukrainischen Stromnetzes mit dem ENTSO-e-Netz. Das ukrainische AKW Saporischschja steht derweil unter Beschuss. Französische AKW stehen immer wieder still, Deutschland hilft Frankreich mit Strom aus Gaskraft. Über die vorhandenen Leitungen. Norwegen will ebenfalls nicht liefern, der Strom fehlt, da helfen keine Transportmittel wie der elegante Nordlink.

    Ein "grünes" Supergrid wird es nie geben. Dafür gibt es keine Pläne.


    Alles auf Null!
    Seit Jahren fordert das Aktionsbündnis Trassengegner bei der verantwortlichen Politik, den Übertragungsnetzbetreibern und bei den Konzernen ein, die Nulloption zu überprüfen: Brauchen wir wirklich noch mehr Übertragungsleitungen? Oder nicht doch besser neue Verteilnetze, Speicher, Reservekraftwerke und einen verbrauchsnahen Ausbau von Erneuerbaren Energien?

    Denn das Ob um den Netzausbau wurde nie auch nur in Erwägung gezogen. Die Begründung der Trassenfans: Die ganzen neuen Stromtrassen, die alle im Netzentwicklungsplan stehen, seien längst im Bundestag beschlossen. Und sie würden ja schließlich den Windstrom von Norden nach Süden bringen - was leider faktenferner Quatsch und reines PR-Geschwafel der Profiteure ist. Windstromtrassen existieren nicht, das ist technisch unmöglich. Einfach mal in den Netzentwicklungsplan schauen würde helfen.

    Die politische Diskussion um den Netzausbau fand vor Jahren statt, zu einem Zeitpunkt, als es die betroffene Öffentlichkeit davon wenig mitbekommen hat und bitte möglichst nichts mitbekommen sollte. Transparent diskutiert, und das auf Basis von Fakten anstelle PR-Fake News, wurde nie.

    Zeit für eine Kehrtwende. Die Gesellschaft braucht einen verbrauchsnahen Ausbau von Erneuerbaren Energien, Verteilnetze, Speicher, Reservekraftwerke und eine Digitalisierung der Energiewende.


    Studie: Geopolitik des Stroms – Netz, Raum und Macht

    Übertragungsnetzausbau ist kein Friedensprojekt.


    Wer wissen will, warum das EU-Netz ausgebaut werden soll, sollte diese Studie lesen: Es geht um pure Machtpolitik und um die Expansion des Strommarktes. Der Kampf um den Einfluss bei der Neukonfiguration der Stromnetze findet weitgehend unbemerkt statt, unter anderem an den Grenzen des ehemaligen sowjetischen Verbundnetzes. Meist wird beim Thema Netzaubau nur das deutsche Netz isoliert betrachtet, womit der eigentliche Sinn der grenzüberschreitenden Stromverbindungen so gut wie nicht in der Öffentlichkeit diskutiert wird. "Der Windstrom muss vom Norden in den Süden", so die gängige Sicht.


    Die Studie öffnet den Blick auf die eigentlichen Hintergründe (leider hinterfragt sie diese Ziele nicht kritisch), unter anderem kommt sie zu diesem Ergebnis: "Eine Integrationskonkurrenz zwischen der EU und Russland ist unübersehbar."
    Klar erkennbar ist: Es geht beim Netzausbau nicht um die Förderung der Energiewende. Der geplante grenzüberschreitende Netzausbau entspricht offensichtlich nicht den Zielen einer "sicheren, preisgünstigen, verbraucherfreundlichen, effizienten und umweltverträglichen" Stromversorgung der Allgemeinheit, wie es § 1 des Energiewirtschaftsgesetzes verlangt.


    Das Stromnetz ist eine kritische Infrastuktur, für die Cyberangriffe eine ernsthafte Gefahr darstellen. Dezentrale, zellulare Versorgungsstrukturen mit einem massiven Ausbau von Erneuerbaren Energien, einem stabilen Verteilnetz, Speichern und Reservekraftwerken erscheinen gerade auch vor den aktuellen politischen Entwicklungen in Europa vernünftiger denn je. /dh


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    Überblick:

    • Die geopolitische Bedeutung von Strom wird unterschätzt, obwohl Stromnetze Räume konstituieren. Sie etablieren neue Einflusskanäle und Macht­sphären in politischen Gemeinwesen und über sie hinaus.
    • Im Kontinentalraum Europa-Asien treffen Verbundnetze und Interkonnektoren, also grenzüberschreitende Übertragungsnetzverbindungen, aufeinander. Interkonnektoren markieren neue, teilweise konkurrierende Integrationsvektoren, die Verbundnetze transzendieren.
    • Dabei ist die Zugehörigkeit zum europäischen Netzverbund attraktiv, denn synchrone Netze sind Schicksalsgemeinschaften, in denen Sicherheit und Wohlfahrt geteilt werden.
    • Deutschland und die EU müssen eine Strom-Außenpolitik entwickeln, um das europäische Stromnetz zu optimieren und modernisieren, zu verstärken und zu erweitern. Vor allem aber sind Deutschland und die EU gefordert, Interkonnektivität über das eigene Verbundnetz hinaus mitzugestalten.
    • Chinas Strategie, mit seiner Belt and Road Initiative Infrastrukturen auf das Reich der Mitte auszurichten, wird auch beim Strom immer offensichtlicher. Dabei setzt Peking Standards und Normen und baut seine strategische Reichweite auch zum Vorteil der eigenen Wirtschaft aus.
    • In der östlichen EU-Nachbarschaft dominiert die Geopolitik seit dem Ende des Ost-West-Konflikts die Konfiguration der Stromnetze. Eine Integrationskonkurrenz zwischen der EU und Russland ist unübersehbar.
    • Das östliche Mittelmeer, der Kaspische Raum und Zentralasien wandeln sich von Peripherien in neue Verbindungsräume. Dort konkurrieren die EU, China, Russland und jenseits des Schwarzen Meeres auch Iran und die Türkei um Einfluss bei der Neukonfiguration der Stromnetze.

    VOM MYTHOS DER "HARMLOSEN STROMTRASSE"
    In einem offenen Brief an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck fordert Landrat Andreas Meier den Grünen-Politiker dazu auf, die Planungen für den SüdOstLink zu stoppen und eine möglichst große Reduzierung der benötigten Leitungsstränge und somit auch die Eröffnung neuer Verlegekorridore zu erreichen. Der Haken daran: Es geht dem Landrat nicht etwa um die Verhinderung der Leitung, sondern nur um deren Verlegung in einer weniger großen Version entlang der Autobahn. Dies würde seiner Ansicht nach zu mehr Akzeptanz führen. Das grundlegende Problem des überdimensionierten Netzsystems für den EU-Stromhandel spricht der CSU-Politiker nicht an.

    Eine Stromtrasse nicht zu bauen ist realistisch. Es ist - keine Frage - technisch möglich. Gründe dafür gibt es genug: Der geplante Netzausbau schadet der Energiewende und dem Klimaschutz, die Planungen schaden Menschen und Natur. Die Versorgungssicherheit wird nicht erhöht durch den Ausbau des europäischen Übertragungsnetzes, denn Stromtrassen produzieren keinen Strom, sondern eine klimagerechte Versorgungssicherheit entsteht durch den verbrauchsnahen Ausbau von Erneuerbaren Energien, Speichern, Reservekraftwerkenn und Verteilnetzen.


    Trotzdem gibt es sie an allen Trassen, die Erfinder und Propagandisten der "harmlosen Trasse", die angeblich im Boden verschwindet, kaum Schäden anrichtet und mit der Gesundheitsgefahren kein Thema mehr sein sollen. Die Beweggründe dieser Akteure sind ebenfalls entlang der Trassen identisch: Es sei ja praktisch unmöglich, den Bau der Trasse aufzuhalten, weil... Ja, warum eigentlich? Ist sie Naturgesetz, physikalisch zwingend? Sicher nicht.


    Klar wird aber immer: Es sind alles Trassenbefürworter, die nach diesen "verträglichen" Lösungen suchen, gepaart mit der beharrlichen Behauptung, es wäre konstruktiv, eine "einvernehmliche Lösung" für eine neue Leitung zu suchen, die nicht den Klimaschutzzielen nützt.

    Seehofer (hat Erdkabel für Südostlink und Südlink im Bundestag durchgedrückt), Frieser (MdB CSU, will die "Molipipe" an der Juraleitung), Landrat Meier und MdB Albert Rupprecht (wollen die Autobahnvariante, trotzt mehrfacher Beteuerung von Tennet und der BNetzA, dass sie das technisch nicht hinbekommen) - niemand von ihnen ist ein Befürworter der Energiewende.

    Das sollte eigentlich als Begründung reichen, um zu fordern, was realistisch und notwendig ist und was von verantwortungsbewussten Politikern erwartet werden muss:

    Trassenbau stoppen, nicht, um teuere Alternativkorridore und neue Techniken zu finden, sondern um endlich die dezentrale Energiewende voranzubringen. Und um die benötigten Ressourcen, Gelder, Arbeitskräfte, Rohstoffe usw. nicht unnötig für den Ausbau des europäischen Stromhandels mit Atom- und Kohlestrom zu verschwenden.

    BUNDESREGIERUNG:
    MIT GREENWASHING INS JAHR 2022

    EU-Kommission erklärt Investition in Atom und Gas als klimafreundlich

    Olaf Scholz mag neue Stromtrassen, keine Frage, das wurde schon im Wahlkampf mehr als deutlich. Noch vor der Bedeutung des Windstrom-Ausbaus spricht der neue Bundeskanzler in seiner Neujahrsansprache davon, man müsse in die europäischen Übertragungsnetze massiv investieren, denn das bringe Wachstum, Arbeitsplätze und Wohlstand für Deutschland. Der Ausbau von PV wird als fundamentale Säule des Klimaschutzes gar nicht erst genannt, sondern versinkt irgendwo im "und so weiter" - Zufall, Vergesslichkeit, kleine Schusselei? Eigentlich sagt Scholz es ja: "Wir werden uns unabhängig machen von Kohle, Öl und Gas." Von einer Unabhängigkeit von Atomkraft sagt er nichts. Also geht auch der europäische Stromhandel klar.

    EU-Taxonomie: Atomkraft und Erdgas werden grüngeredet
    Buchstäblich ein paar Minuten vor dem Jahreswechsel wurden die konkreten Pläne der EU-Kommission bekannt, welchen Status die Atomkraft zukünftig erhalten solle (vollständiger Text hier). Eine Überraschung war es nicht, denn die Entwicklung war seit vielen Jahren erkennbar (schon in den Plänen der Europäischen Energieunion Anfang 2015 war die Akzeptanz für Kernkraft auch in Zeiten der Energiewende kein Geheimnis, siehe hier). Investitionen in Erdgas- und Atomenergie sollen in der EU künftig als klimafreundlich gelten. Es ist nicht zu erkennen, dass Bundeskanzler Scholz und die Bundesregierung dem effektiv etwas entgegensetzen werden.

    Denn hinter den Kulissen von Politik und Wirtschaft scheint die zukünftige Rolle der Atomkraft längst ausdiskutiert worden zu sein. Man gönnt es den Atomkraftgegnern, sich vor den jetzt stillgelegten AKW über den Erfolg ein wenig zu freuen. Währenddessen spinnt die europäische Atomlobby weiter Pläne und Vernetzungen, schlafen gelegt hat sie sich nie.
    Auch vom bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger war kürzlich zu hören, dass neue große Stromleitungen nach Bayern vielleicht doch ganz gut wären, vielleicht brauche man ja im Winter auch mal den französischen Atomstrom, wenn die Sonne nicht scheine. Eine Aussage, die einerseits erkennen lässt, dass eine echte Energiewende nicht angestrebt wird, die aber auch fahrlässig ist, wenn man sieht, dass kurz vor Jahreswechsel 30 Prozent der AKW in Frankreich vom Netz gehen mussten und nicht einsatzbereit waren, um der bayerischen Wirtschaft zu billigem Strom zu verhelfen.


    stromtrasse1601.de/wcf/index.php?attachment/496/

    Auch die Grünen rollen mit Zustimmung zum EU-Netzausbau für Atomstrom den roten Teppich aus
    Laut Netzentwicklungsplan steuert Deutschland in eine Stromlücke - nicht zuletzt in eine Ökostromlücke. Zu beweisen, dass es Energiesysteme mit Erneuerbaren Energien gibt (siehe z.B. den Zellularen Ansatz), die ohne fossil-atomaren Strom funktionieren, das wäre jetzt die Aufgabe der neuen Bundesregierung. Vor allem aber müsste endlich der Zusammenhang von Stromhandel, Netzausbau und dem Erhalt von fossil-atomarer Energieerzeugung kritisch überprüft werden. Wohin die vorliegenden Stromtrassen-Pläne führen, sollte spätestens jetzt auch der letzte grüne Politiker verstanden haben. Was aber reitet den neuen Minister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck, wenn er behauptet: "Durch den massiven Ausbau der erneuerbaren Energien und die Beschleunigung des Netzausbaus werden wir zeigen, dass dies in Deutschland möglich ist"?

      

    Der Netzentwicklungsplan (NEP) Strom zeigt: "Deutschland wird in allen Szenarien vom Nettostromexporteur zum Nettostromimporteur". Frankreich soll eine wesentliche Rolle bei der Stromversorgung spielen.


    Kann man schon machen, dass man versucht, mit Dreistigkeit und Realitätsverleugnung die eigene Glaubwürdigkeitslücke zu überspielen, die jetzt mit dem 1. Januar 2022 so groß ist wie das Loch im AKW Fukushima nach der Explosion. Ein guter Start ist das nicht, denn die Faktenlage bleibt glasklar, und sie ist im Netzentwicklungsplan nachzulesen: Zukünftig will die Bundesregierung die Versorgungssicherheit in Deutschland mit Stromimporten aus den Ländern aufrecht erhalten, die sich stark machen für ein Wiedererstarken der Atomkraft. Ein europäisches Energiesystem mit hundert Prozent Erneuerbaren Energien streben folglich de facto auch die Grünen nicht an.


    Die Glaubwürdigkeit der Grünen wird daran zu messen sein, ob sie weiterhin den roten Teppich für Atomstrom ausrollen wollen oder ob sie endlich bereit sind, darüber zu diskutieren, welcher Netzausbau für die Energiewende tatsächlich benötigt wird. Es ist kein Geheimnis, womit der Ausbau von Erneuerbaren Energien steht und fällt, denn bayerische Stadtwerke schlagen seit Monaten bei Gesprächen mit Bundes- und Landespolitiker*innen Alarm, dass die Energiewende in Gefahr ist, weil die Verteilnetze fehlen. Das Übertragungsnetz kann auf dieser Ebene keinen relevanten Beitrag zur Energiewende leisten.

    Übertragungsnetze statt Verteilnetze sind Fehlinvestition
    Müsste jetzt nicht dringend verhindert werden, dass weit mehr als 100 Milliarden Euro, Rohstoffe und für den Ausbau von Verteilnetz, Speichern und EE benötigte Arbeitskräfte in Milliardengräber wie Südlink und Südostlink vergeudet werden, um den Handel mit Atomstrom zu fördern? Seitens der Politik auf Landes- und Bundesebene hört man leider nicht, dass dieses elementare Problem überhaupt wahrgenommen wird. Die Diskussion um den notwendigen Netzausbau findet nicht statt, stattdessen wird Atomkraft und der Ausbau des EU-Stromhandels als grüne Investition verkauft.

    stromtrasse1601.de/wcf/index.php?attachment/495/

    Mehr zum Thema hier:
    IM KERN GESPALTEN - klimareporter


    Presseinformation 15. Juni 2021

    Der Sommer wird heiß:
    Zahlreiche Protestveranstaltungen gegen die Juraleitung

    Mit verschiedenen Protestaktionen setzen die Bürgerinitiativen im Aktionsbündnis gegen die Juraleitung in den kommenden Wochen ein klares Zeichen gegen die neue Übertragungstrasse.

    Trotz mangelhafter Öffentlichkeitsinformation, die auch, aber nicht nur der Corona-Pandemie geschuldet ist, gehen die Planungen für die Juraleitung mit dem Raumordnungsverfahren (ROV) in eine entscheidende Phase. Da eine gesellschaftliche Diskussion um den Bedarf der Juraleitung immer wieder seitens der Planer und seitens der Bundesregierung abgewürgt wird, laden die Bürgerinitiativen zahlreiche Politiker*innen zu den Protestveranstaltungen ein. Die Bürgerinitiativen im Aktionsbündnis sind der Meinung: Das letzte Wort ist nicht gesprochen, solange die Trasse nicht gebaut ist. Ziel ist es, die notwendige politische Diskussion um das Ob zu beleben. Wir erwarten von den verantwortlichen Politiker*innen Antworten auf die Frage, warum die Energiewende verhindert, aber der Neubau von volkswirtschaftlich unsinnigen und klimaschädlichen Übertragungsleitungen beschleunigt wird.

    Das Raumordnungsverfahren der Juraleitung ändert nichts an der Tatsache, dass sich mehr als 30 Bürgerinitiativen entlang der Trasse weiterhin geschlossen und entschieden gegen die überdimensionierten Pläne wehren. Die Politik braucht ganz offensichtlich noch mehr Druck „von unten“, damit die unverantwortlichen Bremsen für die dezentrale Energiewende gelöst werden. Bayern muss, wie alle anderen Regionen Deutschlands auch, Erneuerbare Energien verbrauchsnah ausbauen, um eine klimagerechte Versorgung vorrangig mit Sonne, Wind und Speichern zu erreichen, mit einem stabilen und gut ausgebauten Verteilnetz, das im Gegensatz zu Stromhandels-Übertragungstrassen wie Juraleitung, Südlink oder Südostlink tatsächlich als Rückgrat der Energiewende bezeichnet werden darf. Die Versorgung Bayerns mit Erneuerbaren Energien ist machbar, so auch das Ergebnis einer aktuellen Studie der TU München.

    Die bestehenden Übertragungsleitungen reichen aus. Der Neubau der Juraleitung ist für die Versorgungssicherheit in Bayern nicht notwendig, zerstört mit neuen Schneisen wertvolle Wälder und greift massiv in das Bodenleben ein. Klimaschutz ist oberstes Gebot, wie auch das Bundesverfassungsgericht kürzlich in einer historischen Entscheidung festgestellt hat. Der exzessive Neubau von Übertragungsleitungen widerspricht jedoch einem Energiewende-System, in dem das Ziel Klimaschutz an vorderster Stelle steht: Die Trasse ist Teil eines Stromnetzes, das belegbar nach den Plänen der Bundesregierung und der Übertragungsnetzbetreiber über Jahrzehnte hinweg weiterhin hohe Anteile von fossil-atomarem Strom transportieren soll.


    Protestveranstaltungen – Termine und Orte:

    • Mahnwache Ludersheim bei Altdorf mit Infostand Raumordnungsverfahren
      am Freitag, 18 Juni 2021 um 19 Uhr
      Ort:
      Festplatz Ludersheim, Neues Feuerwehrhaus, 90518 Altdorf

      Organisation: Aktionsbündnis Trassengegner, BI Raumwiderstand Ludersheim
      Mit Beiträgen von
      1. Bürgermeister Martin Tabor, Altdorf Altdorfer Stadträt*innen Bundestagskandidat*innen und Vertreter*innen der Parteien, derzeit Zusagen von Freien Wählern, DIE LINKE und SPD

    • Kundgebung gegen die Juraleitung in Feucht mit Infomarkt
      am Samstag, 19. Juni 2021 um 10 Uhr
      Ort: Sparkassen- und Pfinzingplatz, 90537 Feucht

      Organisation: BI - JA zum Reichswald – NEIN zur Juratrasse mit vielen Unterstützern

      Programm:
      Ab 9:00 Uhr bis 12.30 Uhr Infomarkt

      Um 10:00 Uhr Kundgebung mit
      1. Bürgermeister Jörg Kotzur, Feucht
      Dörte Hamann, Aktionsbündnis Trassengegner
      Richard Mergner, Vorsitzender BUND Naturschutz Bayern

      Im Anschluss daran 11.00 bis 12:30 Uhr stehen alle Aktiven am Infomarkt der BI -JA zum Reichswald - NEIN zur Juratrasse für weitere Informationen zur Verfügung.
    • Protestcamp gegen die Juraleitung in Wallnsdorf
      am Samstag, 26. Juni 2021 ab 18 Uhr bis Sonntag 27. Juni
      Ort: Wallnsdorf E, 92334 Berching

      Organisation: Bürgerinitiative "Nein zur P53" Winterzhofen -
      für eine dezentrale Energiewende


      Zeltlager ab 18 Uhr
      Kundgebung ab 19 Uhr: Redebeiträge unter dem Motto „Sag deine Meinung!“ mit Vertreter*innen aus Politik und Verbänden


    • Protestcamp Ludersheim
      am Samstag, 31. Juli 2021 bis Sonntag 1. August

      Ort: Ludersheim, Wiese an der A3

      Zeltlager mit Programm ab ca. 16 Uhr
      Kundgebung ab 18 Uhr mit geladenen Politiker*innen

    2021-06-15 Presseinfo Aktionen und Demos an der Juraleitung.pdf

    Empört euch gegen die Juratrasse!

    Aufruf der BI - JA zum Reichswald – NEIN zur Juratrasse mit vielen Unterstützern

    Die Trassenplanung P53 geht weiter – der Protest dagegen ebenso.

    Deshalb steht am 19. Juni der Samstagvormittag in Feucht ganz im Zeichen des Widerstands gegen die Juratrasse P53 und für den Erhalt des Reichswaldes.

    - Um 9:00 Uhr beginnt ein Infomarkt am Sparkassenplatz und am Pfinzingplatz.

    - Um 10:00 Uhr steigt eine Kundgebung mit Bürgermeister Jörg Kotzur, Dörte Hamann, „Aktionsbündnis der Trassengegner“ und weiteren Rednern.

    - Im Anschluss daran stehen alle Aktiven am Infomarkt der BI - JA zum Reichswald - NEIN zur Juratrasse für weitere Informationen zur Verfügung.

    Wir nehmen den vom Bundestag abgesegneten und von der Bundesnetzagentur geprüften Netzentwicklungsplan nicht hin. Begründung: Weil auch staatliche Stellen nicht unfehlbar sind und sich irren können!

    Ein Paradebeispiel dafür – eine Falschinformation vom Feinsten - hat gerade die dem Bundeswirtschaftsministerium untergeordnete Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BRG) auf dem Feld der dezentralen Energieerzeugung geliefert. 16 Jahre lang - seit 2005 - hat sie einen massiven Fehler bei der Berechnung von Infraschall verbreitet, obwohl sie schon seit Jahren auf den Fehler hingewiesen wurde. Die Gefahr des ach so furchtbaren Infraschalls gibt es nicht. Das von der BGR in die Welt gesetzte Schreckgespenst einer unerträglichen Schädigung durch Infraschall von Windrädern diente vielen zu Unrecht als denkbares, aber falsches Argument gegen den Bau von Windkraftanlagen. Deshalb lassen wir uns auch vom Bundesbedarfsplangesetz nicht daran hindern die Juratrasse weiterhin in Frage zu stellen und abzulehnen. Denn: Pläne kann man ändern und Gesetze auch!

    Und es gibt genügend Gründe dafür:

    • Die Trasse greift massiv in den Reichswald und in das Natura 2000 Schutzgebiet ein.
    • Ca. 100 bis 210 ha Wald würden der Vernichtung und Zerstörung auf Ewig geopfert.
    • Von Stromleitungen ohne Mindestabstand gehen Gefahren für unsere Gesundheit aus.
    • Die Trasse dient allein dem europäischen Stromhandel, nicht der Versorgung Bayerns.
    • Die Kosten der Trasse in Milliardenhöhe müssen wir allein, die Stromkunden, tragen.
    • Die Trasse schadet der dezentralen Energiewende.
    • Es gibt keinen Nachweis für ihren Bedarf.

    Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Feucht und den Nachbargemeinden, kommen Sie und zeigen Sie durch Ihr Kommen Ihre Ablehnung zu dieser überzogenen und überflüssigen Trassenplanung, die keinerlei Rücksicht auf Mensch und Natur nimmt, aber horrende Kosten verursacht, die wir als Stromkunden tragen müssen. Informieren Sie sich darüber, was Sie im Raumordnungsverfahren gegen die Trassenplanung unternehmen können.

    Wenzel & Freier

    Sprecherduo

    BI -JA zum Reichswald – NEIN zur Juratrasse


    Beginn der Kundgebung: Samstag, 26.06.2021 um 19 Uhr

    Ort: Wiese in Wallnsdorf E, 92334 Berching, Deutschland

    Eingeladen sind Trassengegner, Energiewendebefürworter, alle anderen Interessierten und Pressevertreter. Außerdem Verantwortliche in Politik und Wissenschaft, die nach unseren Fragen zu Statements auf unserer Bühne aufgerufen sind, wie Ministerpräsident Söder, Wirtschaftsminister Aiwanger, Mdb Seehofer, ebenso ausgesprochene Trassengegner wie MdL Gotthardt, ehemalige MdB Bulling-Schröter, der Bauernverband, Bund Naturschutz uvm.

    Weiterhin geladen sind die vom geplanten Trassenausbau betroffenen Bürgermeister des Landkreises Neumarkt mit ihren Stadt- und Gemeinderät*innen sowie Landrat und Kreistag.

    Wer zu dieser Gelegenheit gerne mit uns protest-campt, ist bereits ab 18 Uhr herzlich willkommen, Zelt oder Campingmobil zu platzieren. WC ist vorhanden. Wir verkaufen Getränke und Trassenknacker. Alles weitere bitte selber mitbringen, zb Würstl für die Feuerstellen nach dem offiziellen Info-Teil.

    Am Sonntag morgen werden Kaffee und Kuchen gestellt.

    Wir vom Orgateam freuen uns schon!

    Werner, Christian, Stephan, Gaby, Birgit, Micha

    Mahnwache in Ludersheim:
    Bundestagskandidaten stellten sich Fragen der Demonstranten

    Trotz hochsommerlicher Temperaturen waren am Freitagabend, den 18.06.2021, rund 150 Teilnehmer nach Ludersheim zur Mahnwache gekommen. Unter den Gästen waren Bundestagskandidaten, die sich zum Thema Juraleitung und Ausbau der Stromnetze positionierten und den Fragen der Demonstranten stellten. Insgesamt herrschte Einigkeit darüber, dass der Neubau der Juraleitung verhindert werden müsse, weil deren Dimensionen und negative Auswirkungen jedes vernünftige Maß sprengen.

    Altdorfs Bürgermeister Martin Tabor zeigte sich kämpferisch und bekräftigte, dass er sich als Vertreter der Stadt gemeinsam mit vielen Stadträten entschieden gegen die Pläne Tennets wehren werde, die weite Teile Altdorfs heftig treffen würden. Am Nadelöhr Ludersheim zeige sich deutlicher als anderswo, dass für die Juraleitung keine verträgliche Lösung ohne massive Eingriffe in Natur und Wohnumfeld gefunden werden könne. Hier wird in unmittelbarer Nähe der Wohnbebauung ein zweites Umspannwerk geplant. Ein Mindestabstand zur aufgerüsteten Stromleitung, wie er in der Landesentwicklungsprogramm empfohlen wird, kann in Ludersheim aufgrund der engen Bebauung nicht eingehalten werden.

    Die jetzige Planung sei veraltet und nicht im Sinne der Energiewende, so die Position der Bürgerinitiativen im Aktionsbündnis Trassengegner. Als Symbolfigur dafür mischte sich deshalb der „Trassendino“ während der Mahnwache unter die Teilnehmenden. Und obwohl die politische Spannbreite der Bundestagskandidat*innen groß war, stimmten sie darin überein, dass die bestehenden Übertragungsleitungen in Bayern ausreichen und dezentralere Strukturen dem geplanten Stromnetzausbau vorzuziehen seien.

    Kathrin Flach Gomez, Bundestagskandidatin, Landessprecherin bei DIE LINKE Bayern und Stadträtin in Nürnberg, kritisierte den großen Einfluss von profitorientiertem Lobbyismus auf die Politik: „Konzernspenden sind ein großes Problem und führen zu verfehlten Weichenstellungen beim Stromnetzausbau.“ Die Linke beziehe seit Jahren eine klare Position gegen Übertragungs-Stromtrassen wie die Juraleitung und setze sich als einzige Partei im Bundestag gegen die Netzausbau-Pläne der Bundesregierung und für dezentralere Strukturen bei der Energiewende ein.

    Bundestagskandidat und stellvertretender Generalsekretär der Freien Wähler Bayern Felix Locke stellte fest: „Stromtrassen produzieren keinen Strom.“ Das aber sei ein Problem, denn was in Zukunft fehlen werde, sei umweltfreundlich erzeugter Strom mit Wertschöpfung in Bayern. Deshalb sei die derzeit einseitige Investition neue Leitungen fragwürdig, weil teuer und zeitaufwändig, und gehöre auf den Prüfstand.

    Bundestagskandidat Jan Plobner, SPD-Kreisrat im Nürnberger Land und Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Altdorf, kennt als Einheimischer die Situation vor Ort gut. Er versprach, sich in Berlin gegen neue Trassen wie die Juraleitung einzusetzen.

    Die nächste Veranstaltung in Ludersheim wird am Samstag, den 31. Juli 2021 als Protestcamp mit Übernachtung und einer Kundgebung um 18 Uhr stattfinden. Die Trassengegner sind gespannt, ob sich diesmal die Parteivertreter und Bundestagskandidaten von CSU und Grünen wieder entschuldigen lassen. Die Vorgespräche mit hochrangigen Rednern aus der Politik laufen bereits.

    BUND Naturschutz unterstützt Trassengegner bei Demo in Feucht

    Am Samstagvormittag ging es in Feucht bei einer Kundgebung auf dem Sparkassenplatz mit rund 100 Teilnehmer*innen weiter. Neben Infoständen zum Raumordnungsverfahren gab es eine Kundgebung. Feuchts Bürgermeister Jörg Kotzur äußerte sich in einem Grußwort klar gegen den Neubau der Juraleitung und brachte seine Sorge zum Ausdruck, dass durch die Trasse viel Wald und Natur zu Schaden kommen würde.

    Dörte Hamann stellte als Vertreterin für das Aktionsbündnis Trassengegner fest, wie realitätsfern es sei, in Zeiten des Klimawandels Projekte voranzutreiben, die in das System der Energiewende nicht hineinpassen: „Klimaschutz ist oberstes Gebot, wie auch das Bundesverfassungsgericht kürzlich in einer historischen Entscheidung festgestellt hat“. Der exzessive Neubau von Übertragungsleitungen widerspreche jedoch der Vorgabe, dass Klimaschutz bei Entscheidungen zwingend an vorderster Stelle stehen müsse. Auch die Juraleitung sei Teil eines Stromnetzes, das belegbar nach den Plänen der Bundesregierung und der Übertragungsnetzbetreiber über Jahrzehnte hinweg weiterhin hohe Anteile von fossil-atomarem Strom transportieren soll. Ersatz für die Ökostromlücke in Deutschland und Bayern soll ausgerechnet Atomstrom aus maroden AKW in Frankreich sein.

    Herbert Barthel, kürzlich in den Ruhestand gegangener Referent für Energie und Klimaschutz des BUND Naturschutz Bayern (BN), ersetzte kurzfristig den erkrankten Vorsitzenden Richard Mergner. Dass die Juraleitung immer mit dem Begriff „Ersatzneubau“ verharmlost werde, sei eine Verschleierung der Tatsache, dass es sich schlicht um eine neue Trasse handele, die mit einer Aufrüstung auf siebenfache Stärke und elffache Leistung ein zerstörerisches Mammutprojekt sei. Fundiert erläuterte Barthel die Bedeutung des Waldes und legte dar, dass für eine Stromleitung abgeholzter Wald unwiederbringlich verloren sei und nicht durch Neuaufforstungen ersetzt werden könne, schon gar nicht in Zeiten des Klimawandels, der den jungen Pflanzen massiv zusetze. Die Kosten für die Naturzerstörung, die Zerstörung der Wälder und des Bodens, seien nicht zu beziffern. Deshalb sei ein Umdenken bei der Energieversorgung zu dezentralen Strukturen und der Ausbau von Erneuerbaren Energien in Bayern unumgänglich.

    Auch in Feucht waren die Solidarität und die gute Vernetzung von Aktiven gegen den überdimensionierten Netzausbau erkennbar.

    Bundesverwaltungsgericht: Klage gegen Planung des Süd-Ost-Links ist unzulässig

    Die Klage gegen die Planung des Süd-Ost-Links ist laut Bundesverwaltungsgericht unzulässig. Das teilte der Netzbetreiber Tennet, der die Gleichstromtrasse plant, am Freitag mit. Bereits im Frühjahr dieses Jahres lehnte das Gericht den Eilantrag gegen die Genehmigung der geplanten Gleichstromleitung ab, eine Begründung stand damals noch aus. Der Landkreis Wunsiedel, die Stadt Marktredwitz, der Bayerische Wanderverband und der Bund Naturschutz hatten gemeinsam Klage gegen die Trasse eingelegt. Nun erklärte das Gericht laut Tennet-Mitteilung eine Klage gegen die Bundesfachplanungsentscheidung für unzulässig.

    Mit dieser Entscheidung wurde seitens der Kläger gerechnet, trotzdem war der Schritt, die Klage einzureichen, wichtig.

    Hier die Pressemitteilung von Rechtsanwalt Wolfgang Baumann dazu:

    Medieninformation_vom_07.05.2021.pdf

    Darin heißt es in der Bewertung:

    "Rechtsanwalt Wolfgang Baumann, der die Kläger vertritt, zeigt sich mit dieser Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts nicht unzufrieden: „Es ist natürlich bedauerlich, dass der SuedOstLink zum jetzigen Zeitpunkt nicht gestoppt werden konnte. Die klagenden Kommunen und Umweltverbände haben aber mit ihren Gerichtsverfahren bisher ihre Rechte vollumfänglich gewahrt, sodass sie sichergehen konnten, auf dem Weg zur Rechtskontrolle der Netzplanung nichts zu versäumen. Das Bundesverwaltungsgericht hat mit der vorliegenden Entscheidung Rechtsklarheit für alle Beteiligten geschaffen.

    Erfreulich ist, dass die Bindungswirkung der Bundesfachplanungsentscheidung deutlich eingeschränkt worden ist. Die Gemeinden können von Ihrer Planungshoheit vermehrt Gebrauch machen, beantragte Baugenehmigungen müssen erteilt werden.

    Sie dürfen von der Baugenehmigungsbehörde wegen der Bundesfachplanungsentscheidung nicht abgelehnt werden. Klarheit besteht auch insoweit, als das Gericht eine stringente Prüfung der Bundesfachplanungsentscheidung in einem Gerichtsverfahren gegen die spätere Planfeststellung in Aussicht gestellt hat.“

    Würzburg, den 07.05.2021

    gez. RA Wolfgang Baumann

    Fachanwalt für Verwaltungsrecht

           

    Pressemitteilung vom 29. März 2021

    Bürgerbeteiligung an der Juraleitung
    – intransparent und undemokratisch

    Mitte März wurden Pläne von Tennet bekannt, die darauf schließen lassen, dass sich der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) möglicherweise bereits auf eine bestimmte Streckenführung der Juraleitung festgelegt hat. Die Empörung ist groß, da damit sehr deutlich wurde, dass die Stromtrasse an vielen Stellen sehr nah an die Wohnbebauung heranrückt. Offensichtlich eher unfreiwillig und „aufgrund der Berichterstattung in der Presse“ führt Tennet nun Informationsveranstaltungen für Politik und Öffentlichkeit durch, am 29. und 30. März 2021 soll es laut ÜNB insgesamt drei Veranstaltungen für Vertreter*innen der Bürgerinitiativen (BI) geben.

    Die Kriterien für eine gerechte Beteiligung an diesen Veranstaltungen sind alles andere als transparent. Dies wird von den landkreisübergreifend organisierten BIs im Aktionsbündnis gegen die Juraleitung scharf kritisiert. Die BIs im Aktionsbündnis gegen die Juraleitung fordern Tennet deshalb gemeinsam und solidarisch dazu auf, alle Juraleitungs-Bürgerinitiativen gleich zu behandeln und nicht einige nach Gutdünken zu bevorzugen und andere auszugrenzen.

    Öffentlichkeitsbeteiligung nur für BIs in bestimmtem Kilometerradius?

    Leider hat sich wiederholt, was schon bei anderen Informationsveranstaltungen von Tennet im Sommer 2020 der Fall war: Bürgerreferentin und Projektleiter scheinen überfordert zu sein, kennen die Anzahl und die Namen der Bürgerinitiativen nicht, bemühen sich aber leider auch nicht darum, mit diesen über die bekannten Ansprechpartner des Aktionsbündnisses Kontakt aufzunehmen. Im Gegenteil, Bürgerinitiativen und Sprecher im Aktionsbündnis, die laut Tennet nicht „unmittelbar betroffen“ sind, werden systematisch von den Informationsveranstaltungen ausgeschlossen, Mails werden ignoriert, Anrufe werden nicht beantwortet. Offensichtlich wird eine offene gesellschaftliche Diskussion von Übertragungsnetzbetreiber Tennet nicht gewünscht. Stattdessen werden in einer Art Klassengesellschaft zunächst Bundestags- und Landtagsabgeordnete, danach betroffene Bürgermeister vorab informiert, und erst dann werden vereinzelt BIs eingeladen, die im Nachgang Infos bekommen dürfen. Transparenz hat sich Tennet auf die Fahnen geschrieben. Diese ist allerdings so nicht erkennbar.

    Dieses Vorgehen ist alles andere als demokratisch und wirft Fragen auf: Dieses frei erfundene Kriterium einer räumlichen Nähe, die für eine angebliche Teilnahmeberechtigung von Bürgerinitiativen notwendig sein soll, führt jede Öffentlichkeitsbeteiligung ad absurdum. Öffentlichkeitsbeteiligung bei Infrastrukturprojekten kann nicht davon abhängig gemacht werden, in welchem Kilometerradius eine Person wohnt. Völlig ignoriert wird damit, dass sich seit Jahren im Aktionsbündnis Trassengegner nicht nur Anwohner der Juraleitung engagieren, sondern auch solche, die gegen den überdimensionierten Ausbau der Übertragungsnetze und die damit verbundenen ökologischen und sozialen Kosten sind. In Zusammenarbeit mit Experten sind sich die Trassengegner einig, dass der Bedarf für die Juraleitung P53 nicht belegt wurde, und die P53 die regionale Energiewende und den dringend notwendigen Klimaschutz verhindert. Die massiven Auswirkungen dieses Netzausbaus wie die großflächige Zerstörung des Reichswaldes gehen jeden etwas an, werden von allen Stromkunden bezahlt und sind keine Privatangelegenheit der durch Stromtrassen räumlich Betroffenen. Spätestens mit ihrer durch die Netzgebühren erhöhten Stromrechnung werden dies alle Menschen spüren.

    Die sogenannten „Bürgerreferenten für Bürgerbeteiligung“ von Tennet sprechen ihrem Namen Hohn, wenn sie zum wiederholten Mal dem Aktionsbündnis gegen die Juraleitung eine faire und demokratische Beteiligung verweigern. Dies lässt vermuten, dass Kritiker mundtot gemacht werden sollen und Tennet nicht dazu bereit ist, sich der Diskussion mit dem gesamten Aktionsbündnis zu stellen, sondern hofft, die Solidarität unter den BIs zu schwächen, frei nach dem Motto „Teile und herrsche!“. Diesem Vorgehen treten die Vertreter*innen der Bürgerinitiativen entschieden entgegen.

    Die vergebliche Suche nach der „verträglichen Variante“

    Interessant bleibt in der Diskussion, wie hartnäckig seitens einiger Diskussionsteilnehmer aus Politik und Gesellschaft darauf beharrt wird, dass eine „verträgliche“ Variante des geplanten Megaprojektes realistisch sei. Für den Bedarf der Juraleitung oder den Mythos vom Mindestabstand fehlen jedoch wissenschaftlich fundierte Argumente , denn die oft geforderte „strikte“ Einhaltung von 400 Metern zur Wohnbebauung hat leider keinerlei bindendes rechtliches Fundament, sondern ist lediglich eine Vorgabe, die auf Freiwilligkeit der Übertragungsnetzbetreiber beruht. Auch eine Erdverkabelung, die im Februar 2021 mit der Novelle des Bundesbedarfsplangesetzes für die Juraleitung rechtlich ermöglicht wurde, ist in den Augen der Trassengegner nicht zu akzeptieren, sondern führt zu großen Belastungen durch große Kabelübergangsanlagen und eine unwiederbringliche Zerstörung des Bodenlebens.

    Die Suche einiger Trassenbefürworter nach einer angeblich "verträglichen Variante" für die Juraleitung bewerten die Juraleitungs-Gegner als abgekoppelt von der Realität. Die Zustimmung zu dem überdimensionierten und unnötigen Projekt lässt Verantwortungsbewusstsein gegenüber Mensch und Natur vermissen. Das Ziel einer dezentralen Energiewende mit regionaler Wertschöpfung und einer bezahlbaren Energieversorgung, die den Klimazielen entspricht, wird mit dem Bau der Juraleitung und der intransparenten Vorgehensweise nicht erreicht werden können.

    Für das Aktionsbündnis gegen die Juraleitung -
    Für eine dezentrale Energiewende ohne überdimensionierten Netzausbau

    • Dörte Hamann, Vertreterin der BIs aus dem Landkreis Nürnberger Land (Kontakt: pressestelle@stromautobahn.de)

    • Oliver Hetzel, Vertreter der BIs aus dem Landkreis Eichstätt

    • Wolfgang Schmid, Vertreter der BIs aus dem Landkreis Roth

    • Conny Zeidler, Vertreterin der BIs aus dem Landkreis Neumarkt

    2021-03-29 PM Aktionsbündnis Juraleitung Öffentlichkeitsbeteiligung.pdf


    Pressemitteilung vom 11. März 2021

    10 Jahre nach Fukushima: Hat Europa nichts gelernt?
    Neuer Netzentwicklungsplan fördert Handel mit Atomstrom und konterkariert deutschen Atomausstieg


    Die Öffentlichkeit konnte bis zum 5. März 2021 den neuen Netzentwicklungsplan (NEP) Strom 2035 (2021) konsultieren. Offensichtlich hat jedoch kaum jemand bemerkt, dass dieser Netzentwicklungsplan der Übertragungsnetzbetreiber zeigt: Deutschland steuert auf eine Ökostromlücke zu, die mit Atomstrom gestopft werden soll.

    Die Bürgerinitiativen des bundesweiten Trassengegner-Bündnisses schlagen deshalb Alarm. „Die Netzausbaupläne sind ein Offenbarungseid der Bundesregierung und aller verantwortlichen Parteien, die diesen Plänen zustimmen. Hat die Bundesregierung aus dem verheerenden Reaktorunglück von Fukushima nichts gelernt? Mit ihren vollkommen unzureichenden Ausbauplänen für Erneuerbare Energien sorgt die Bundesregierung dafür, dass die deutschen Stromkunden auch in Zukunft Atomstrom nutzen werden – ganz so, wie es die atomare Lobby schon 2011 angekündigt hat“, kritisiert Bündnis-Sprecherin Dörte Hamann. „Der geplante Netzausbau dient nicht der Energiewende, sondern den großen Energiekonzernen, die krampfhaft versuchen, aus komplett veralteten Geschäftsmodellen Profit zu schlagen. In den europäischen Nachbarländern wird erkennbar weiterhin auf Atomkraft gesetzt, was kein Wunder ist, wenn der lukrative EU-Markt die AKW-Betreiber mit Stromhandels-Geschäften lockt. Erstaunlich ist deshalb, dass der Netzausbau immer noch von Seiten der Befürworter als sogenanntes ‚Rückgrat der Energiewende‘ verkauft werden soll. Wer kann das noch ernsthaft glauben?“

    Petra Filbeck vom „Bündnis für Atomausstieg (BüfA) und erneuerbare Energien Regensburg“ warnt: „Das birgt die große Gefahr von Atomunfällen, weil Schrottmeiler weiter am Netz bleiben. Mit zunehmender Laufzeit steigt das Risiko eines Super-GAU signifikant an. Wir fordern eine konsequente Energiewende statt Atomkraft.“

    BBgS-Sprecherin Maria Quanz stellt fest: „Der Protest gegen den überdimensionierten Netzausbau darf nicht nachlassen. Wir stehen vor der absurden Situation, dass der Ausbau des Übertragungsnetzes auch mit dem verstärkten Stromtransit zwischen jenen Ländern begründet wird, die sich klar zur Atomenergie bekennen - Frankreich, inzwischen auch Polen und Tschechien. Auf Kosten kleiner und mittelständischer Stromkunden fördert die aktuelle Netzplanung den fossil-atomaren Stromhandel und konterkariert damit nicht nur die Energiewende, sondern auch den demokratisch beschlossenen Atomausstieg in Deutschland. Die Klimaziele werden nicht erreicht und die Versorgungssicherheit ist in Gefahr. Der vorgelegte Netzentwicklungsplan muss daher abgelehnt werden.“

    Im Vorwort des aktuellen Netzentwicklungsplans heißt es: "Konkret spiegelt die Szenarienausprägung für 2035 ein Energiesystem ohne Kernenergie, weitgehend ohne Kohlestrom, mit einem fortgeschrittenen Ausbaustand erneuerbarer Energien zu Land und auf See sowie einer immer flexibler reagierenden Stromnachfrage wider." (S. 10)

    Diese Behauptung ist jedoch schlicht gelogen, betrachtet man die Erzeugung in unseren Nachbarländern und die Tatsache, dass die Importe nach Deutschland laut vorliegendem NEP zunehmen. Dieser Strom stammt zu großen Teilen nicht aus Erneuerbaren Energien: "In Frankreich und Polen macht der Anteil der konventionellen Stromerzeugung im Jahr 2035 noch über die Hälfte aus." (S. 82) Die Handelsaustausch-Energiemengen in den Szenarien des NEP zeigen: Es finden in allen Szenarien hohe Importe aus Frankreich statt. (S. 84)


    Für das bundesweite Aktionsbündnis gegen den überdimensionierten Netzausbau:

    • Dörte Hamann, Sprecherin Aktionsbündnis Trassengegner /Aktionsbündnis gegen die Süd-Ost-Trasse ABSOT
      (Kontakt: pressestelle@stromautobahn.de)
    • Maria Quanz, Verbandssprecherin (HE) Bundesverband der BI gegen SuedLink
    • Sebastian Locker, Aktionsbündnis Ultranet
    • Conny Zeidler, Sprecherin der BIs gegen den Ersatzneubau Juraleitung
    • Petra Filbeck, Sprecherin BüfA Regensburg

    2021-03-11 PM 10 Jahre nach Fukushima - Netzausbau für Atomstrom.pdf

    Offener Brief an Politiker aufgrund des Bundesbedarfsplangesetzes

    Mehrere bayerischer Stadtwerke, darunter die N‑ERGIE, sowie der VKU und BUND rufen politische Mandatsträger dazu auf, das Bundesbedarfsplangesetz dringend zu überarbeiten.
    Aufruf bayerischer Stadtwerke und BUND an politische Mandatsträger:
    Bundesbedarfsplangesetz dringend überarbeiten
    Die Landesgruppe Bayern im Verband kommunaler Unternehmen e.V. (VKU), der Bund für Umwelt und Naturschutz BUND sowie neben der N-ERGIE Aktiengesellschaft zwanzig weitere nordbayerische Stadtwerke versenden am Montag, 19. Oktober 2020, einen offenen Brief an politische Mandatsträger. Darin rufen sie die Politiker auf, der Novelle des Bundesbedarfsplangesetzes (BBPlG) in der derzeit vorliegenden Form nicht zuzustimmen.
    Fehlende Verknüpfung der Gesetzesnovellen
    Im Zentrum der Kritik steht die Widersprüchlichkeit und das zusammenhanglose Nebeneinander der beiden Gesetzesnovellen BBPIG und Erneuerbares-Energien-Gesetz (EEG). „Beide Gesetzesnovellen stellen die entscheidenden Weichen für den künftigen Erfolg der Energiewende“, erläutert Josef Hasler, Vorstandsvorsitzender der N-ERGIE die Intention der Absender. „Wie ist es dann möglich, dass die Wechselwirkungen der Gesetze außer Acht bleiben?“ Sowohl die Integration von Speichern in das Energiesystem als auch der Ausbau smarter Systemlösungen, die anstelle maximalen Ausbaus die Verknüpfung mit anderen Sektoren auf allen Netzebenen erlauben würden, bliebe in beiden Novellen weitgehend ausgeblendet. Stattdessen fokussiere das BBPIG weiter auf einen überdimensionierten Ausbaubedarf, so die Absender.
    Hemmschuh für die Energiewende
    Die Folgen dieser Politik: übermäßige Kostenbelastungen der Haushalte und des gewerblichen Mittelstands aufgrund stark steigender Netznutzungsentgelte und ein ausgebremster Zubau von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien. Dieser sei jedoch dringend erforderlich, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Zudem trage der Stromnetzausbau nicht zur Dekarbonisierung des Wärmemarkts bei, der bereits aufgrund seiner schieren Größe für die Erreichung der Klimaschutzziele mitentscheidend sei. Josef Hasler resümiert die Befürchtung der bayerischen Stadtwerke und des BUND: „Das geplante Bundesbedarfsplangesetzes droht zum Hemmschuh für die Energiewende zu werden.“ Deshalb rufen die Absender dazu auf, zumindest den Novellen des Bundesbedarfsplangesetzes nicht zuzustimmen und sich stattdessen für einen umfassenden, systemisch ausgerichteten Rechtsrahmen einzusetzen.

    Pressekontakt Dr. Heidi Willer Pressesprecherin Telefon 0911 802-58050 presse@n-ergie.de
    2020-10-19_BuBedarfsplanG.pdf

    Niemand kann sich wegducken!

    Dringender Appell der Bürgerinitiativen gegen die Juraleitung an die Bundestagsabgeordneten

    In den nächsten Tagen und Wochen wird im Bundestag wieder über das Bundesbedarfsplangesetz beraten und beschlossen. Die Bundestagsabgeordneten stellen mit ihrem Votum die Weichen dafür, ob es eine klimafreundliche dezentrale Energiewende geben wird oder nicht. Wir Bürgerinitiativen werden die Entscheidung für oder gegen den überdimensionierten, falschen Netzausbau und für oder gegen die notwendige Bürgerenergie jedenfalls zu einem Hauptthema im bevorstehenden Bundestagswahlkampf machen.

    Bereits am 19.09.2020 wurde der Entwurf zum Bundesbedarfsplangesetz von unserem bundesweiten Aktionsbündnis gegen den überdimensionierten Netzausbau in einer Pressemitteilung scharf kritisiert (hier). Auch der BUND Naturschutz unterstützt in einer Stellungnahme unsere Forderung nach dem Ausbau von Erneuerbaren Energien vor Ort als Alternative zu den überkommenen Strom-Autobahnen.

    Wir wollen Antworten und fordern ein Netzausbau-Moratorium! Deshalb haben die 32 Bürgerinitiativen, die sich mittlerweile allein entlang der Juraleitung gegründet haben, dieses Schreiben an sämtliche 709 Bundestagsabgeordneten verfasst und nach Berlin geschickt:

    Brief BIs gegen Juraleitung an MdBs.pdf

    "Ich befürchte eine Transformation des Rechtsstaats“  

    Wolfgang Baumann hat sich als Rechtsanwalt an vorderster Front gegen die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf gestemmt. Bei den Aktionstagen „Altdorf unter Strom“ zieht er Parallelen zum geplanten Trassenausbau. VON SUSANNE VOSS

    Altdorf. Für Wolfgang Baumann stehen im Kampf gegen den Trassenausbau rechtsstaatliche Strukturen auf dem Spiel. Das „binnen einer Woche durchgepeitschte“

    Planungssicherstellungsgesetz bedeute nichts anderes als das Ende des Erörterungstermines. Bürgern werde damit die Möglichkeit genommen, ihre Einwendungen persönlich vorzutragen. Baumann wertet das als Abschaffung der Verfahrensbeteiligungsrechte, für ihn gleichbedeutend mit einem Angriff auf die Grundrechte. Dem gelte es entgegenzutreten. In Wackersdorf habe er die Heimatverbundenheit und zunehmende Sachkunde der Bevölkerung als Motivation für deren Widerstand miterlebt. Im Plenum mit Franz Waldmann, Sohn eines führenden Wackersdorf Aktivisten und Mitglied des Bündnisses für Atomausstieg Regensburg, nennt er die Ausbaudarstellung des Netzentwicklungsplanes willkürlich. Dem Energiewirtschaftsgesetz entspreche sie nicht: „Wir gehen frontal die Notwendigkeit dieser Ausbauplanung an.“

    Hamann sieht Mechanismen von einst
    Dörte Hamann, Sprecherin des Aktionsbündnisses Trassengegner, moderiert die Diskussion, in deren Fokus Ausschnitte der Filme „Spaltprozesse“ (1986) und “Restrisiko“ (1988) stehen. Wackersdorf und das Thema Stromtrasse seien nicht unmittelbar vergleichbar, so Hamann, wohl aber die Mechanismen, mit denen damals wie heute Informationspolitik betrieben und bürgerlicher Widerstand angegangen werde.

    „Lichter werden nicht ausgehen“

    „Die Lichter werden in Deutschland nicht ausgehen, wenn diese großen Leitungen nicht gebaut werden“, sagt auch Bürgermeister Martin Tabor. Für Tabor ist der Trassenausbau ein Geschäftsmodell großer Konzerne, die den Stromhandel möglichst effektiv und über ganz Europa betreiben wollen. Die Konsequenz seien die quadratkilometerweise Rodung wertvollen Waldes, Zerstörung des Landschaftsbildes und gesundheitliche Gefährdung der Menschen. Gemeinsam mit den Mitgliedern des Stadtrates setzt er auf dezentrale und lokale Stromerzeugung und ruft zum friedlichen Widerstand gegen die Ausbauplanung auf.

    Der Film „Spaltprozesse“ mutet zu Beginn wie der Kampf von David gegen Goliath an: Ein Beweissicherungsvideo der Polizei zeigt als Intro militante Wackersdorf Gegner. Es folgt ein harter Schnitt zum Supergau in Tschernobyl im selben Jahr und den eklatanten Fehleinschätzungen der Bundesregierung mit Blick auf die Auswirkungen. Der Widerstand der ländlichen Bevölkerung erstarkt, auch unterstützt durch die Kommunalpolitik. Nach neun Jahren haben die Aktivisten ihr Ziel erreicht und die WAA verhindert.

    Baumann greift zum Abschluss noch einen weiteren Aspekt des Netzentwicklungsplans auf: „Sie alle werden die Kosten für diese Trasse über den Strompreis zahlen müssen.“ Die Frage der Kosten-Nutzen-Analyse sei niemals gestellt worden: „Dann wäre offenkundig, dass das ein Milliardengrab ist.“ Der Kampf gegen den Trassenausbau dauert inzwischen sieben Jahre. Baumann ist überzeugt: „Intelligenter Widerstand wird zum Erfolg führen.“

                        

    Bundesweites Aktionsbündnis gegen den überdimensionierten Netzausbau -
    Pressemitteilung vom 18.09.2020

    Referentenentwurf zum Bundesbedarfsplangesetz ist inakzeptabel

    Im Windschatten der EEG-Novelle arbeitet die Bundesregierung an weiteren Energiewende-Verhinderungsmaßnahmen. Auch der Referentenentwurf des Bundesbedarfsplangesetzes (BBPlG) lässt nicht erkennen, dass Energiewende und Klimaschutz ein vorrangiges Anliegen der Großen Koalition sind. Das Gegenteil ist der Fall: Beide Entwürfe, EEG und BBPlG, zielen systematisch darauf ab, die Energiewende auszubremsen, die veralteten fossil-atomaren Erzeugungsstrukturen zu stärken und eine demokratische Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger an der Erzeugung Erneuerbarer Energien zu verhindern. Umweltfreundliche und kostengünstige Alternativen zum Übertragungsnetzausbau werden von Seiten der Bundesregierung in verantwortungsloser und inakzeptabler Weise ignoriert.

    Wir appellieren deshalb eindringlich an alle Bundestagsabgeordneten: Stoppen Sie die Novellierung des Bundesbedarfsplans in dieser Legislaturperiode! Hören Sie auf unabhängige Wissenschaftler, Umweltverbände und Energieexperten und tragen Sie dazu bei, dass endlich ein nachhaltiges Energiekonzept über alle Sektoren hinweg entwickelt wird. Die Energiewende braucht ein ertüchtigtes Verteilnetz inklusive Planungssicherheit für alle Akteure am Erneuerbaren-Energien-Markt. Das geplante überdimensionierte Übertragungsnetz lehnen wir hingegen entschieden ab.

    Pressemitteilung des Bündnisses der Trassengegner:

    2020-09-18 PM BBPlG Bundesweites Aktionsbündnis Trassengegner.pdf

    Aktuelle Stellungnahme zum BBPlG von Dr. Werner Neumann, Sprecher des Arbeitskreises Energie im Wissenschaftlichen Beirat des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)

    Stellungnahme_BUND_Bundesbedarfsplangesetz_neu.pdf

    Für das bundesweite Aktionsbündnis gegen den überdimensionierten Netzausbau:

    Dörte Hamann, Sprecherin Aktionsbündnis gegen die Süd-Ost-Trasse ABSOT
    Maria Quanz, Verbandssprecherin (HE) Bundesverband der BI gegen SuedLink
    Franziska Hennerkes, Sprecherin Aktionsbündnis Ultranet
    Conny Zeidler, Sprecherin der BIs gegen den Ersatzneubau Juraleitung
    Petra Filbeck, Sprecherin BüfA Regensburg