Beiträge von D. Hamann

    Werner Merkel vom Aktionsbündnis Trassengegner hat sich in der Diskussionsrunde beim Deutschlandfunk tapfer geschlagen! Sehr gut finde ich, dass er grundsätzlich gegen alle HGÜ-Trassen Position bezogen hat und damit gegen zentralistische Strukturen und den Ausbau für einen europäischen Stromhandel. Produktion von Stromüberschuss und dessen Export hat nichtsmit der notwendigen Versorgung Bayerns zu tun, so auch Klaus Brunsmeier vom BUND.

    Natascha Kohnen von der bayerischen SPD muss immer noch rumjammern, dass es doch schließlich mal die schwarz-gelbe Koalition war, die eine Energiewende mit Trassen befürwortet hat, und jetzt kann der arme Gabriel nichts anderes tun, als dies auch auszuführen (dafür legt der Kohle-Siggi sich aber mächtig ins Zeug, so wirklich unfreiwillig wirkt es auf micht nicht). Auf die Idee, dass man die schlechten Entscheidungen von damals gerade als ehemalige Opposition anzweifeln könnte, kommt Kohnen immer noch nicht. Und dann muss man ja auch wieder zugeben, dass die SPD genauso wie Schwarz-Gelb für die Energiewende mit Trassen war. Sie kann halt nur nicht umplanen. Durch die neuen Prüfungen der Notwendgkeit von Trassen steht jetzt aber alles auf dem Kopf bei Frau Kohnen. Aus dieser Perspektive kann sie natürlich nicht klar sehen.

    Dr. Schneller von TenneT versucht erst zu behaupten, dass es beim Südlink nur um den Transport von Windstrom geht - mit der Einschränkung, dass dies natürlich erst in einigen zig (!) Jahren sein kann. Mein Vorschlag: Wir bauen erst eine Trasse, wenn wirklich nur Windstrom durchfließt und keine konventionell erzeugte Energie. Bis dahin gibt´s allerdings keine Probleme mehr mit Speichern. Dann doch anderer Vorschlag: Wir lassen den Blödsinn.
    Zu einem kleinen Aha-Erlebnis bezüglich der Höhe der Masten hat Dr. Schneller mir auch verholfen: Zur Zeit wird ja - auch von Amprion - damit geworben, man müsse die Masten gar nicht so hoch bauen, und schon ist die Trasse gar nicht mehr so "monstermäßig" schlimm. Es scheint aber doch wohl so zu sein, dass kleinere Masten auch bedeuten, dass sie in geringeren Abständen stehen müssen, deshalb also viel mehr Masten eingerechnet werden müssten, oder seh ich das falsch? Soll dies wirklich der Vorschlag der Netzbetreiber für weniger Naturzerstörung sein? Und wie fühlt es sich an, wenn zwei oder vier Gigawatt noch näher über uns hängen?


    http://www.deutschlandfunk.de/stromtrassen-n…ticle_id=309897

    Hier der direkte Lindk zum Podcast:
    http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/20…10_a8437c87.mp3

    Noch ein Nachtrag, der an Naivität nichts zu wünschen übrig lässt: Desertec kann man zwar praktisch vergessen, außer ein paar Loosern wie RWE investiert dort keiner mehr, da man jetzt ja lieber Windstrom aus der Nordsee beziehen möchte. Aber die Idee von "friedenssichernden Trassen" von Nordafrika bis nach Europa ist bombastisch :D .
    Hier wird unterstellt, dass es nur am politischen Willen der liefernden Länder liegt, dafür zu sorgen, dass der Strom ohne Unterbrechungen nach Europa geschickt wird. Dass diese Abhängigkeit von einer funktionierenden Stromübertragung von terroristischen Gruppierungen genau dazu ausgenutzt wird, um die politischen Kräfte im eigenen Land zu stürzen, die Handel mit Europa betreiben, wird gar nicht erst in Erwägung gezogen.

    "Wir bitten arabische Leser um Verständnis für die Art der Fragestellungen und Formulierungen. Solche Fragen und Bedenken werden tatsächlich häufig an uns gerichtet.

    1. Was ist mit der Abhängigkeit vom Ausland und der Gefahr von Anschlägen?

    Für Europa macht es Sinn Solarstrom aus Nordafrika und dem Nahen Osten zu kaufen, weil er dort billiger produziert werden kann und weil solarthermische Kraftwerke zuverlässig Strom liefern können und damit Vorteile gegenüber den überwiegend fluktuierenden regenerativen Quellen in Europa bieten bzw. diese effizient ergänzen. Würden höhere Preise z.B. durch Lieferunterbrechungen erzwungen, gingen beide Marktvorteile und somit mittelfristig auch die europäischen Kunden verloren. Denn hier liegt der große Unterschied zur Abhängigkeit von
    fossilen Brennstoffen: regenerativer Strom kann genauso, wenn auch teurer und aufwändiger, in Europa gewonnen werden. Es liegt also im Eigeninteresse der stromexportierenden Länder, ein günstiges und zuverlässiges Produkt anzubieten, da andernfalls die Nachfrage sinkt und mit dem Ausfall von weiteren Investitionen, Exporterlösen und Arbeitsplätzen zu rechnen ist. Angesichts einer derartigen Selbstschädigung macht eine (Strom-)Kartellbildung nach dem Vorbild der OPEC wenig Sinn. Nicht gelieferter Solarstrom ist verloren und kann
    nicht wie Öl oder Gas später teurer verkauft werden. [...]

    Der Ausfall von Kraftwerken und Leitungen kann also problemlos bis zu deren Reparatur oder einer politischen Lösung durch bereitstehende Gaskraftwerke kompensiert werden. Es wird auch weder eine große Leitung noch ein großes solarthermisches Kraftwerk geben, sondern hunderte Kraftwerke in einem Netz von Erneuerbaren Energien, verteilt auf mehrere Kontinente. Sowohl staatliche als auch private Klein- und Großinvestoren können / sollten / wollen sich an den Kraftwerken und Leitungen beteiligen. Für die Finanzierung der Leitungen bieten sich z.B. auch Pensionsfonds an, die langfristige sichere Investition suchen, die nachhaltig und friedenssichernd sind. Gerade Pensionsfonds haben Interesse an einer günstigen funktionierenden Stromversorgung, da auch ihre Investitionen in Europa diese benötigen.
    [...]
    Wie man in Europa sieht, sichert gegenseitige Verflechtung Frieden und Zusammenhalt. Durch die Schaffung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen sowie besserer Lebensbedingungen, ist DESERTEC ein ideales Anti-Terrorprogramm."

    http://www.desertec.org/de/konzept/fragen-antworten/


    Alles klar, funktioniert bestens...

    Ein äußerst unbeliebtes Argument für Trassenbefürworter ist der Hinweis darauf, dass man wohl kaum dauerhaft die Gefahr von Anschlägen auf Strommasten ausschließen kann. Aus diesem Grund meidet man dieses Thema in der Öffentlichkeit wie der Teufel das Weihwasser. Klar ist, dass in Studien zur Netzentwicklung (z. B. vom Rat der Agora) dieses Thema zumindest erwähnt und in die Planungen einbezogen wird.

    Wenn die HGÜ-Trassen aus dem Norden tatsächlich für die Grundlastversorgung Bayerns mit Strom notwendig und damit überlebenswichtig sind, muss es für die kommenden Wochen auch gestattet sein zu fragen, wie man mit diesem realen Problem umgehen wird.


    http://www.proplanta.de/Agrar-Nachrich…1421129618.html

    Bitte mal raten, welchem Verband oder welcher Partei der Verfasser der nachfolgenden Äußerung angehört:

    "Zentrales Element ist [...] ein Ja zum Bau jeder der drei geplanten neuen Stromtrassen [...]. Die Versorgungssicherheit sei wichtigster Maßstab. „Lieber eine zuviel, als eine zuwenig.
    Ein Stau im Stromnetz heißt Blackout.“ Es dürfe deshalb keine Abstriche geben, sagt er und attackiert Regierungschef Horst Seehofer. „Er spielt mit einem Risko für den Standort Bayern.“

    Ist er vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), oder vielleicht vom Bayerischen Industrie- und Handelskammertag (BIHK)?
    Sicherlich hat dies Lex Hartman vom Netzbetreiber Tennet auch schon mal genau so gesagt, er ist ja besonders bekannt für seine beruhigenden Worte in Sachen Trassenplanung.
    Könnte auch von Sigmar Gabriel persönlich stammen, oder?

    Aber es kommt besser, hier hat sich jemand zu Wort gemeldet, der sich zum Besipiel dafür eingesetzt hat, dass die Olympischen Winterspiele 2018 in der "sensiblen Alpenregion um Garmisch-Partenkirchen" nicht stattfinden können, da diese nur "bleibende ökologische wie ökonomische Schäden verursachen". Das ist löblich und sehr mitfühlend mit dem eigenen Wahlkreis gedacht.

    Leider gelten die die Natur und den Lebensraum erhaltenden Ideale von Ludwig Hartmann, MdL (Die Grünen), nicht außerhalb Oberbayerns. Mit unerprobten Pilotprojekten wie Gleichstromtrassen durch Bayern bis in
    Gegenden nördlich (!) von München hat er keinerlei Berührungsängste, im Gegenteil, je mehr desto besser! Hat er der Offshore-Windkraft-Lobby fest versprochen, dass er sich dafür einsetzt. Außerdem bleibt ja sonst
    das Voralpenland nicht windradfrei.

    Sicher darf er dafür bald nach Berlin; die Grünen sind definitiv eine "etablierte Partei".


    http://www.mittelbayerische.de/nachrichten/ob…romtrassen.html

    Anders im benachbarten Bundesland Thüringen: Dort hat sich Umweltministerin Anja Siegesmund von den Grünen Anfang Januar gegen den Bau der Süd-Ost-Trasse gestellt.

    Sie fordert statt dessen, bestehende Trassen aufzurüsten. Das ist auch das eigentliche Lippenbekenntnis der grünen Bundestagsfraktion: Die Einhaltung des NOVA-Prinzips (Netzoptimierung vor -verstärkung vor -ausbau). Hat nur bis jetzt noch nie zur Erkenntnis geführt, dass Korridor D dann nicht gebaut werden sollte.

    Jetzt rennen ihr erst mal Energielobby-Vertreter wie Dr. Felix Christian Matthes vom Öko-Institiut die Türen ein, um sie davon zu überzeugen, dass es für die Energiewende unerlässlich sei, den (Kohle- ;) ) Strom aus Ostdeutschland nach Bayern zu leiten. Stark bleiben und selbst denken, Frau Siegesmund!

    http://www.tlz.de/web/zgt/politi…pf-an-161859085
    http://www.mdr.de/nachrichten/gl…s-6c4417e7.html

    Bei der heutigen Sitzung der AG 4 Versorgungssicherheit ist auch unser Vertreter Hubert Galozy wieder dabei. Wir sind gespannt, ob sich Seehofers ablehnende Haltung zu der Behauptung, ohne HGÜ-Trassen bestünde die Gefahr von unterschiedlichen Strompreis-Zonen in Deutschland, auf die Diskussion beim Dialog niederschlägt. Seehofer hatte dies in der Presse als "außerhalb jeder fachlichen Realität" bezeichnet. Noch beim letzten Termin des Energiedialoges wurde beschlossen, dieses Thema heute zu vertiefen. Und es waren nicht etwa nur die Interessensvertreter der Energielobby, die dies verstärkt im Mittelpunkt der Diskussion sehen wollen, sondern auch Vertreter des Wirtschaftsministeriums. 

    Nachdem Seehofer eine weitere Amtszeit für 2018 ausgeschlossen hat, erhält die Frage an zunehmend an Dynamik, welche Interessensgruppen unter welcher Führung sich in der CSU durchsetzen werden - pro oder contra HGÜ-Trassen nach Bayern. Dass hier keinerlei traute Einigkeit herrscht, wurde zuletzt beim Parteitag der CSU in Nürnberg und durch den Rücktritt des Moderators Siegfried Balleis bestätigt, der sich explizit für den Bau der Süd-Ost-Trasse eingesetzt hatte.
    Seehofers Feststellung, mit ihm werde es diese Trasse nicht geben, erhält unter diesem Gesichtspunkt eine neue Bedeutung.

    http://www.br.de/nachrichten/en…aigner-100.html

    Gabriel steigt in die Strompreiszonen- und Blackoutpanikmache der Energielobby mit ein.

    Er setzt Seehofer ein Ultimatum, er müsse den Entschluss für (!) den Bau von HGÜ-Trassen im Januar treffen. Das wird interessant, denn bis jetzt war doch Ministerin Aigner immer überzeugt davon, dass Gabriel ihrem Energiedialog positiv gegenüber stehe.

    "Hintergrund der Drohung ist offenbar eine mögliche Intervention der EU-Kommission. Denn derzeit gilt für ganz Deutschland eine einheitliche Preiszone für Strom. In einer solchen Preiszone werden höhere Kosten für die Versorgungssicherheit einzelner Regionen von allen Verbrauchern getragen.
    Sollte Bayern sich jedoch gegen neue Stromleitungen entscheiden, würde die Wettbewerbsbehörde einschreiten, warnt Gabriel im Interview: "Man muss kein Prophet sein, um zu wissen, dass dann irgendwann die EU die bislang einheitliche Preiszone in Deutschland aufteilen wird: in eine preiswerte im Norden und eine teurere im Süden.", so der Spiegel.

    Nix da, schneller, Frau Aigner! Herr Gabriel wünscht sich von Ihnen ein Ergebnis noch vor Ende Ihres ergebnisoffenen Dialoges am 02.02.15.

    Da bekommt man ja schon allein aufgrund Gabriels Stimmungsschwankungen Lust, mit bayerischem Trotz dagegen zu halten. Von den besseren Argumenten, die gegen den Bau von Megatrassen und für die Verstärkung von Speicherkapazitäten sprechen, mal ganz abgesehen.

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/soz…-a-1011170.html

    „Empört Euch!" - Von der Notwendigkeit, ein Wutbürger zu sein

    Die zweite Runde im Energiedialog steht an. Von Ruhe war innerhalb der BI´s auch zwischen den Feiertagen nicht viel zu spüren. Betrachtet man die Pressemeldungen nach Neujahr, so kann man sich vorstellen, wohin die Energielobbyisten in diesem Jahr noch wollen: Zur Durchsetzung aller im NEP beantragten HGÜ-Trassen. Dabei scheuen sich die Wirtschaftsvertreter nicht, in überregionalen Pressemitteilungen einen aggressiven und unsachlichen Ton anzustimmen.

    „In der Praxis ist es leider so, dass der Energiedialog von Vertretern der Industrie, der Gewerkschaften und der Energielobby dominiert und beeinflusst wird“, so der Pressesprecher der BI Altdorf / Burgthann Werner Merkel am 02.01.15 im „Boten“. “Argumente der Vertreter der Bürgerinitiativen sind bagatellisiert oder ins Lächerliche gezogen worden. Es findet eine stete Diffamierung als „Wutbürger“ statt."

    Innerhalb der Bürgerinitiativen ist dies ein häufiges Thema. Die Frage stellen wir uns oft: „Was können wir tun, um nicht als Wutbürger dazustehen? Wie schaffen wir es, nicht unsachlich zu wirken?“

    Eine provokative, aber notwendige Frage fällt mir dazu ein: Warum wollen wir keine Wutbürger sein? Wollen wir uns wirklich in unserer Aktion hemmen lassen von einem Begriff, der gezielt als Diffamierungs-Strategie gegenüber demokratisch engagierten Bürgern ins Spiel gebracht wird, sobald eine Gruppe von Menschen es wagt, sich für die Bewahrung des rechten Maßes einzusetzen? Und auch wenn in den letzten Wochen anlässlich der unsäglich dummen Pegida-Demos die Bezeichnung „Wutbürger“ von hasserfüllten Menschen in Verruf gebracht wurde, wir sollten es uns nicht nehmen lassen, sie uns anzueignen und mit einer positiven Bedeutung zu versehen.

    Diese Wut, diese Empörung ist der notwendige und gesunde Motor unseres Widerstandes gegen Wirtschaftslobbyisten, deren Ziel ungebremstes Wirtschaftswachstum ist, nicht aber die Durchsetzung einer Energiewende, die auf das Wohl der gesamten Bevölkerung ausgerichtet ist. Die Erhaltung der Natur, die in der bayerischen Verfassung als Staatsziel verankerte „Förderung gleichwertiger Lebensverhältnisse und Arbeitsbedingungen“, der soziale Friede, all das sind Dinge, die nicht selbstverständlich sind. Sie sind es wert, ununterbrochen gegen Egoismus und gegen wirtschaftlichen Profit verteidigt zu werden.

    Und dazu braucht es ein gesundes Maß an Selbstbewusstsein und Chuzpe, gerade auch während des Energiedialoges. Dem Verhaltenskodex der „Lobbyisten-Kommunikation“ sollte man sich dabei nicht anpassen, sondern ihn bewusst missachten: Mit den Bürgern entlang der Trasse kann es keine Aufteilung von Pfründen und damit auch keinen Kompromiss geben. Wir wollen sagen dürfen, was wir nicht wollen, denn dieses Weniger ist in der Folgewirkung konstruktiv und erhaltend. Wir wollen nicht mit Judasgeld an unsere Gemeinden ausbezahlt werden, wir wollen die Trasse nicht verschieben, wir wollen keinen internationalen Stromhandel über Megatrassen anstelle einer dezentralen Bürgerenergiewende!

    Stéphane Hessel, ehemaliger Résistance-Kämpfer, findet für diese innere Haltung eines wahren, mutigen Wutbürgers überzeugende Worte: „Mischt euch ein, empört euch! Die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft, die Intellektuellen, die ganze Gesellschaft dürfen sich nicht kleinmachen und kleinkriegen lassen von der internationalen Diktatur der Finanzmärkte, die es so weit gebracht hat, Frieden und Demokratie zu gefährden. Ich wünsche euch allen, jedem Einzelnen von euch einen Grund zur Empörung. Das ist kostbar.“

    Und diese wohldosierte, überlegte Empörung wirkt genau so, wie es für eine Gesellschaft überlebensnotwendig ist: konstruktiv, nicht hemmend oder sogar zerstörerisch. Sie wird getragen von Empathie und Verantwortungsbewusstsein, und sie bringt die Forderung nach Veränderung auf diesem Weg mit großer Kraft voran.

    „Neues schaffen heißt
    Widerstand leisten.
    Widerstand leisten heißt
    Neues schaffen.“

    Vattenfall hat, wie die anderen Energieriesen auch, den Schuss fast zu spät gehört und fährt seit Jahren gemütlich Verluste ein. Der Markt verändert sich nicht erst seit kurzem, Atomkraft steht schon lange zu Recht gesellschaftlich in der Kritik, und Braunkohle wäre ohne Subventionierung eigentlich gar nicht rentabel.
    Aber die großen Energiekonzerne sind es offensichtlich nicht gewohnt, sich anzupassen - schließlich hat seit deren Gründung vor über 100 Jahren doch meistens alles nach ihrer Pfeife getanzt!

    Nun möchte man auch ganz schnell im nächsten großen Energiegeschäft mitmischen. Außer Mega-Offshore-Windparks fällt den Stromkonzernen leider nicht viel ein. Alles auf eine Karte, alles an eine Stelle... Und den auf hoher See gewonnenen Strom dann irgendwie mit Megatrassen in Europa hin und her schicken und dabei hoffentlich viel Geld machen.

    Hört sich nicht nach Masterplan für die Energiewende an, eher nach hektischem Rette-sich-wer-kann.

    http://www.abendblatt.de/wirtschaft/art…-zerfaellt.html

    Da der Energiedialog von den Lobbyisten zur "Angst- und Panikkommunikation" und einer Manipulation der öffentlichen Meinung pro Trassen missbraucht wird, dient er letztendlich nicht einer demokratischen Meinungsfindung, so der Pegnitzer Bürgermeister und Sprecher des kommunalen Bündnisses gegen die Gleichstrompassage Süd-Ost Uwe Raab.
    http://www.br.de/nachrichten/ob…kritik-100.html

    Deshalb wurden Ministerprädident Seehofer und Wirtschaftsministerin Aigner zur Demo "Feuer und Flamme gegen die Monstertrasse" in Pegnitz ebenfalls eingeladen.

    Es wäre sicher ein starkes Zeichen dafür, dass die Bevölkerung Gehör findet, wenn Seehofer oder Aigner am 31. Januar 2015 zur Demo in Pegnitz kommen würden!

    Denn Argumente gegen die Trasse sind bei den "Dialogen" in München, auf der Internetplattform "Energie innovativ" und bei den zahlreichen persönliche Anschreiben an politische Entscheidungsträger zur Genüge genannt worden. Wenn sie jetzt noch nicht bei Poltikern angekommen sind, dann wollen diese ihre potentiellen Wähler eben einfach nicht hören, weil es wirtschaftlich nicht opportun ist.

    Ob ein weiteres Pressespektakel für BI-Vertreter am 17.01.15 im Wirtschaftsministerium in München zielführend ist, um dann zu behaupten, hier hätte ein wahrer öffentlicher Denkprozess stattgefunden, ist zu bezweifeln.

    Sollte man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen: Da ist jetzt schon mächtig was los auf dem europäischen Strommarkt. Die Netzbetreiber schüren aber kräftig Ängste vor einem Blackout in der Wirtschaft und bei der Bevölkerung und üben Druck auf Politiker aus, um den Handel weiter zu verstärken.

    "Deutschland lieferte seinen überschüssigen Strom, der meist aus den Quellen Wind und Sonne stammt, vor allem in die Niederlande (24,5 TWh) sowie nach Österreich (15,4 TWh) und in die Schweiz (10,8 TWh), wie ein Statistiker erklärte. Aus dem Ausland eingespeist wurden den Angaben zufolge die größten Strommengen aus Frankreich (11,6 TWh), Tschechien (9,2 TWh) und Österreich (7,1 TWh). Während Frankreich Strom vor allem in Atomkraftwerken produziere, stamme tschechischer Strom überwiegend aus Kohlekraftwerken und österreichischer aus Wasserkraft."


    http://www.faz.net/agenturmeldung…m-13324793.html

    In diesem Artikel wird von Verzögerungen des Ausbaus der Suedlink-Trasse gesprochen, "nicht zuletzt wegen des Widerstands aus Bayern". So soll die Nord-Süd-Verbindung - wider Erwarten?! - "erst" 2022 fertig werden. Ist das ein Newsflash für Investoren und Netzbetreiber? Schaut man bei Tennet auf der Homepage, so ist dort von einer planmäßigen (!) Fertigstellung der Trasse im Jahr 2022 die Rede.

    Trotzdem belästigt man hier die Leser mit der Behauptung, es drohe ein Stau, weil der gewonnene Strom nicht in Richtung Süden abgeleitet werden könne, und die Kosten dafür haben selbstverständlich die Verbraucher zu tragen.

    Geht´s eigentlich noch dümmer und unverschämter? Erst eine Fehlplanung hinlegen, die sich gewaschen hat, und dann auch noch so tun, als hätte man nicht ahnen können, dass der ganze Strom keinen Platz hat, wo er hinkann?

    Der grüne Energieminister Schleswig-Holteins Robert Habeck nutzt die Chance, um Politrivalen Seehofer die Verantwortung für eigenes Missmanagement zuzuschieben: " „Verzögert sich Südlink, so werden Engpässe zwischen Schleswig-Holstein und Süddeutschland signifikant zunehmen“, warnt Habeck. [...] „Daher betreibt Seehofer ein gefährliches Spiel, wenn er versucht, den Südlink abzuknicken“"

    Schon verständlich, dass man Chancen für politische Sticheleien nutzt, aber leider widerspricht Habeck sich dann auch gleich wieder: Eigentlich sei alles doch ganz positiv, immerhin werden auch andere Netze im Norden gebaut, über die dann überflüssig produzierter Strom abgeleitet werden könne, unter anderem die "Nordlink"-Verbindung nach Norwegen. Es lebe der internationale Stromhandel!

    Und die Grünen mischen kräftig mit. So hat schon der bayerische Parteikollege Ludwig Hartmann im Gespräch mit der Altdorfer und Leinburger Bürgerinitiative seinen Kollegen verteidigt, es sei ja schließlich nichts Schlechtes, wenn man versucht, mit Stromhandel Geld für sein Bundesland zu verdienen. Wie man´s nimmt. Wenn Kollege Habeck dabei Vermögen, Lebenswert und Gesundheit von Tausenden von Menschen entlang der Megatrassen aufs Spiel setzt, ist das nicht so arg sozial.

    Besser gefallen mir die Aussagen von Matthias Boxberger, Chef der Schleswig-Holstein-Netz AG. Dieser fordert: "So müssten der Ausbau der erneuerbaren Energien und der Netze besser aufeinander abgestimmt werden. Zudem sei es nötig, dass mehr „Konzepte für eine bessere Vor-Ort-Verwertung von hier erzeugtem Strom entwickelt werden“. Boxberger nennt als Beispiel das intelligente Stromnetz auf Pellworm: Dort werden Überschüsse aus der lokalen Ökostromproduktion in starken Batterien, Elektroautos oder den Heizsystemen der Haushalte gespeichert."

    http://www.shz.de/schleswig-hols…-id8521641.html

    Wirtschaftsministerin Aigner versucht vergeblich zu vermitteln, dass der Energiedialog kein Trassendialog sei. Am Ende reden in den Interviews aber doch wieder alle über die Gretchenfrage der Energiewende - an Stromtrassen kommt hier keiner vorbei.

    Immer öfter fällt von Seiten der Wirtschaftsverbände das Eingeständnis, man brauche die HGÜ-Leitungen für den internationalen Stromhandel, sonst sei man nicht wettbewerbsfähig.
    War nicht die ursprüngliche Frage des Energiedialoges, wie man die Grundversorgung Bayerns sicherstellen könne? Nicht aber, wie man trotz Energiewende Gewinnmaximierung erzielt, und das auf Kosten der Bevölkerung entlang der Trassenkorridore?

    Aigner sucht nach Kompromissen, wo es keine gibt, und bedauert schon mal im voraus, dass man sich bei den politischen Entscheidungen nicht von der Bundesebene abkoppeln könne. Welche Meinung dort bezüglich der Gleichstromtrassen herrscht, haben wir erst kürzlich wieder beim CSU-Parteitag von Frau Merkel gehört.

    Hier noch ein ausführlicher Radiobericht zur Zwischenbilanz in München:

    http://www.ardmediathek.de/radio/Die-Land…bcastId=7258108

    Alles was wichtig ist, wird hier in der Süddeutschen Zeitung gesagt ;) :

    Hubert darf seine Kaffeetasse beim Energiedialog nicht mit in den Saal nehmen, es gab mit Balleis einen "peinlichen Personalwechsel", weil dieser seine Begeisterung für Trassen zu offen ausgelebt hatte, und es zeichnet sich ab, dass es mindestens eine Trasse geben soll.

    "Manchmal habe ich das Gefühl, das ist nur eine Alibiveranstaltung", sagt Galozy frustriert. Deswegen stelle sich die Frage, welchen Sinn die Teilnahme noch hat. Die Stimmung ist schlecht - wieder einmal wird klar, warum im Ministerium die Trassengegner nicht ohne Grund als die schwierigste Klientel der Debatte gelten."

    Wir sind in der Tat komplizierte Menschen, denn normalerweise werden in Politik und Wirtschaft Deals untereinander ausgemacht, und es ist ein fröhliches Geben und Nehmen und eine Win-Win-Situation bei allen Beteiligten.

    Das hat man bei uns nicht:
    Wir wollen einfach nur ein wenig weniger Wachstum, Wahnsinn, Geldverdienen. Offensichtlich ein ungewöhnliches Anliegen in dieser Branche.


    http://www.sueddeutsche.de/bayern/energie…rasse-1.2273035


    Weitere Informationen hier:

    Bericht vom Energiedialog (u.a. mit kurzem Interview von Hubert Galozy):

    http://www.br.de/nachrichten/en…aigner-100.html


    Im Radio auf Bayern 2 - viel Info, gute Stellungnahme von Dietmar Scherer:

    http://www.br.de/radio/bayern2/…bilanz-100.html


    Im Fernsehen: Der Bericht über das Treffen in Plech und die Stimmung in den Bürgerinitiativen:

    http://www.br.de/mediathek/vide…100.html#&time=

    Wenn man es zuerst liest, scheint dieser Antrag beim Parteitag der CSU am 12./ 13. Dezember 2014 ein ganz netter Versuch von u.a. Frau Mortler, MdB, zu sein, den Bau von Korridor D ein wenig unattraktiver zu gestalten.

    Allerdings merkt man dann doch, dass Frau Mortler aus dem landwirtschaftlichen Bereich stammt. Um Naturschutz sollte es lieber nicht in erster Linie gehen, sondern um den Schutz landwirtschaftlicher Flächen. Wäre wirklich ein Jammer, wenn zum Schutze der Natur noch mehr von ihnen vernichtet werden würden:

    "Des Weiteren müssen die Regelungen zum naturschutzrechtlichen Ausgleich angepasst werden. Ausgleichsmaßnahmen für Eingriffe in die Natur und in das Landschaftsbild sind beim energiewendebedingten Bau von Stromleitungen nicht nachvollziehbar, weil dadurch noch mehr landwirtschaftliche Flächen aus der Produktion fallen. Wenn ein zusätzlicher Naturschutzausgleich notwendig werden sollte, dann höchstens in finanzieller Form."

    Fazit deshalb: "Der Umstieg auf eine regenerative Energieversorgung dient schon als solcher dem Umweltschutz."

    Soll heißen:
    Die Energiewende ist ja schon an sich so verdammt grün, das muss ja dann wohl auch mal reichen, und weitere Naturschutzgebiete zum Ausgleich von zerstörten Flächen durch Trassenbau sind überbewertet.
    Geld muss reichen. So viel Ökologie auf einmal ist nicht erwünscht in CSU-Kreisen.

    Beachtenswert, in welcher Form Frau Mortler als Vertreterin ihres mittelfränkischen Wahlkreises die Bitte der Bürger umsetzt, sich für ihre Heimat einzusetzen und sich gegen den Bau von Trassen zu stellen.

    http://www.csu.de/common/csu/con…Stromtrasse.pdf

    Huberts Impulsvortrag auf dem Energiedialog steht jetzt auf der offiziellen Website.

    Die Vertreter des Wirtschaftsministeriums sprechen viel von Ergebnisoffenheit, so dass man eigentlich glauben möchte, dass sie selbst sich deshalb möglichst neutral verhalten.

    So ist es meiner Ansicht nach nicht nur eine lustige Randnotiz, sondern von Bedeutung, wenn nach dem kurzen Impulsvortrag eines Vertreters des Aktionsbündnisses der Trassengegner die Herren des Ministeriums eilfertig herbeispringen, um die Fakten fürs Protokoll zu relativieren.

    Thema war ein starkes und viel zitiertes Argument gegen den Trassenbau, die Eigenkapitalrendite von 9,05 Prozent auf den Neubau von Trassen. Huberts Impulsvortrag ist sehr schlicht gehalten, er beruft sich auf Fakten und setzt die Links, die das untermauern, ohne viel zu interpretieren.

    Dies wurde danach von Mitarbeitern des Ministeriums "erklärt": So hoch sei die Rendite nun auch wieder nicht, da sie ja "nur" den Eigenkapitalanteil beträfe, und dieser darf maximal 40% betragen. Fremdkapital wird nicht so hoch verzinst, damit ergibt sich ein Mischzinssatz, der bei rund 6 - 7 % liegt.

    Nicht zu verleugnen ist aber nun mal die Tatsache, dass die Investition in Trassen in Fachkreisen wärmstens empfohlen wurde - so schlecht kann diese Rendite dann wohl nicht sein.
    Auch die Bundesnetzagentur wertete die von ihr gesetzte Rendite als attraktiv. "Wir senden mit unserer Festlegung das Signal an Pensionskassen, Versicherungen und andere institutionelle Anleger, dass es sich lohnt, in Deutschland in die Strom- und Gasnetze zu investieren."

    http://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Pre…nsStromGas.html

    Die Investoren und Netzbetreiber wird´s freuen. Man muss sich ja gar nicht mehr selbst anstrengen, um was zu bekommen, es wird einem förmlich vom Staat hinterhergetragen.

    https://www.energie-innovativ.de/nc/energiedial…ungssicherheit/
    https://www.energie-innovativ.de/fileadmin/user…gner-Galozy.pdf

    Wenn es ohne Kohlestrom doch nicht geht, geht es dann auch nicht ohne Kohlestrom-Trasse?

    Und es schmerzt mich fast, das zu schreiben, aber man muss Ludwig Hartmann Recht geben, wenn er vermutet, dass wir nicht mehr weit von der Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke entfernt sind.

    Auch Frau Lanzinger (MdB / CSU) betonte heute in einem Gespräch in Schnaittach, sie kenne viele Bürgerinitiativen, die eine Fortführung der Kernenergienutzung nicht für das Schlimmste hielten (sie selbst stimmte dem aber nicht zu). Mitglieder des Aktionsbündnis´ Trassengegner erzählen so etwas nicht, das war dann wohl die 10H-Fraktion, die ja letzte Woche von der Staatsregierung schon bestens bedient wurde mit der Durchsetzung der Abstandsregelung. Man sollte sich
    einfach nicht zu lange mit Windkraftgegnern unterhalten, da wird´s einem irgendwann schwindelig.

    Und mit einem guten politisch-manipulativem Instinkt wie Horst Seehofer kommt man vermutlich irgendwann mal auf den Gedanken, jetzt könnte mit kleinen Andeutungen in der Presse ausprobiert werden, wie denn die Bevölkerung so auf eine Laufzeitverlängerung von AKW´s reagiert. Die stehen schon, und sie drehen sich nicht, das ist viel gesünder.

    Wenn die Masse das nicht will, dann holen wir eben den Atomstrom über Trassen nach Deutschland. Atomausstieg light - da kann man als Politiker nichts machen, dass unsere Energiekonzerne weiterhin ihr so teuer erworbendes Wissen in Sachen zivile Nutzung von Kernenergie nicht aufgeben wollen und deshalb die Atomkraftwerke um Deutschland herum bauen müssen.
    Und Strom hat keine Farbe, und Geld stinkt nicht.


    http://www.augsburger-allgemeine.de/bayern/Seehofe…id32054167.html

    Interessant ist auch Seite 10: "Die Desertec-Industrial-Initiative wird weiter unterstützt. Allerdings ist zurzeit wegen der Weigerung Spaniens, Strom aus Nordafrika zu nutzen, kein Pilotprojekt in Sicht, Strom nach Europa zu transportieren."

    Da hat sich die CDU mal gedacht, wir brauchen wirklich Trassen, wie sonst wollen wir in Deutschland auch an den in der Sahara hergestellten Strom kommen? Gedacht hat sie das im April 2014, da konnte man ja noch nicht ahnen, dass das Projekt in die Binsen geht.
    Denn vielleicht lässt ja die Al-Qaida Maghreb die Leitungen doch noch eine Weile stehen, und auch Spanien verzichtet sicher bald freiwillig darauf, seinen eigenen Wind- und Solarstrom herzustellen, um sich an diesem wah(r)nhaft zukunftsträchtigen Projekt zu beteiligen.

    Wie wir inzwischen lesen können, hatten sie aber aufs falsche Pferd gesetzt:
    http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/10/14/inv…ec-gescheitert/

    Nur noch der ewige Trauerkloß RWE hängt in dem Projekt mit drin, bestimmt ein weiterer Grund, sie mit staatlichen Mitteln künstlich am Finanz-Tropf zu lassen.
    Und das ist so schade, wir alle lieben Pilotprojekte.

    Außer über Spanien führen auch andere mögliche Wege in unser Land, zum Beispiel über Italien, Slowenien, Österreich und Tschechien.
    http://www.rwe.com/web/cms/de/704…aus-der-wueste/

    Dr. Frank Detlef Drake, Leiter Forschung und Entwicklung Konzern der RWE AG und Vorsitzender des Aufsichtsrats der Dii, sieht riesige Potentiale darin, den Strommarkt zu globalisieren:
    "Je mehr gebaut wird, je günstiger die Anlagen werden, je mehr Erfahrungen man hat, desto stärker wird meines Erachtens der Ausbau kommen. Das gilt für die Erzeugung und ebenso für den Stromtransport."

    Und wenn das nichts wird, RWE weiß Rat: Tochtergesellschaft Amprion darf sich was wünschen, und sie will Korridor D.

    HGÜ-Trasse = Atomstrom 


    (überarbeitete Version November 2017)

    Wo immer es geht, wird von unseren Energieversorgern „Energieverantwortung“ demonstriert. Wir alle lieben das „Wir machen mit!“-Bekenntnis in der RWE-Werbung: „Sind wir Deutschen eigentlich verrückt geworden?“, wird da gefragt, und wir glauben gerne, dass RWE tatsächlich dieser Ansicht ist, ist der Energieriese doch eines der bedauernswertesten Opfer des Atomausstiegs.

    Und so wird der „deutsche Sonderweg“ unterwandert, indem Kernforschung weiterhin in Deutschland gefördert und die Kernenergie-Nutzung ins Ausland verschoben wird. Die Öffentlichkeitskampagnen der Energielobby sind damit im Resultat eine gezielte Unterwanderung des demokratisch entschiedenen Ausstiegs aus der Kernenergie und der von der Bevölkerung überwiegend befürworteten Energiewende.

    Seit Fukushima befindet sich die Kernenergie in der Atomausstiegs-Krise. 2010 waren die Konzerne nach einer erfolgreichen Lobbykampagne endlich bei einer Laufzeitverlängerung der KKWs angelangt, als ihnen im März 2011 Fukushima einen dicken Strich durch die Rechnung machte. Im selben Jahr wurden die Gesetze zu Atomausstieg und zur Energiewende im Bundesrat unterzeichnet. Also wurde um geplant, die deutschen Investitionen in KKWs der Nachbarn müssen verstärkt werden, und es müssen Netze her, die diesen Strom nach Deutschland bringen.

    Bemerkenswert in den Kommunikationskampagnen der (Kern-)Energielobby ist die Vermeidung, die Kernenergie-Nutzung zu thematisieren. „Der Ausstieg aus der Atomkraft steht außer Frage“, an dieses Denkgebot hält man sich scheinbar konsequent.
    Stattdessen wird die große Offshore-Windstrom-Kampagne gefahren, mit denen ein großflächiger europaweiter Netzausbau gerechtfertigt werden kann, und das sieht so grün aus, dass es eine Freude ist.

    Was jedoch in Wirklichkeit durch die geplanten Gleichstromtrassen fließen soll, das wird immer auch davon abhängen, wer gerade politisch das Sagen hat und nach wessen energiepolitischen Regeln gerade gespielt wird. Dass die eigentlichen Chefs bei dieser Entscheidung die Energiekonzerne sind, darüber besteht kein Zweifel. Und so sieht es aus, wenn die Atomlobby die Energiewende zu ihrer Sache macht – und wir müssen davon ausgehen, dass sich dies seitdem nicht geändert hat:


    „Energie im Dialog“ am 14. Dezember 2011- Die energiewirtschaftlichen Herausforderungen der Energiewende in Deutschland (Text gekürzt):

    „In seiner Eröffnungsansprache betonte er [Dr. Ralf Güldner, Präsident des DAtF (Deutsches Atomforum e.V.], die eigentlichen Ziele der Energiewende dürften nicht aus den Augen verloren werden: Die Vermeidung des Ausstoßes von CO2, und die Verhinderung eines schwerwiegenden Klimawandels, wozu die Kernenergie maßgeblich beitrage. Dementsprechend sei für die Kernenergie in der Energiestrategie der Europäischen Union langfristig eine wichtige Rolle auf dem Weg zu einer kohlenstoffarmen Energiewirtschaft vorgesehen.

    Güldner hob hervor, dass der Verzicht auf Kernenergie in Deutschland nicht mit einem Ende der Kernenergie gleichzusetzen sei und verwies auf die Entwicklung in vielen Nachbarländern, wie den Niederlanden, der Tschechischen Republik und Polen. Er stellte fest, dass Deutschland keine energiewirtschaftliche Insel sei und erklärte: "Längerfristig muss das gesamte deutsche Energiewendeprogramm mit der europäischen Energiepolitik und der Situation unserer Nachbarn abgeglichen werden." Zu dieser energiepolitischen Realität gehöre es, dass die Kernkraft in Europa eine bedeutende Rolle spiele und dass indirekt auch deutsche Stromverbraucher dauerhaft Kernkraft nutzen würden.

    Durch die Spitzenstellung bei Technik und Sicherheit in der weltweiten Branche könne die kerntechnische Industrie in Deutschland maßgeblich vom Ausbau der Kernkraft in vielen Ländern profitieren. Es müsse darauf geachtet werden, dass Hersteller und Dienstleister nicht Opfer des Ausstiegs aus der Nutzung der Kernenergie in Deutschland würden und man ihnen politisch keine Steine in den Weg lege.

    Sinn [Prof. Dr. Hans-Werner Sinn, Präsident des Münchener Ifo-Institutes] hob besonders hervor, dass die deutsche Energiepolitik mit dem raschen Ausstieg aus der Kernenergie weitgehend allein stehe und die Kernenergie von Standorten außerhalb der deutschen Grenzen weiterhin eine wichtige Rolle bei der Versorgung Deutschlands spielen werde. Er kritisierte die politisch Verantwortlichen dafür, dass sie sich zu einseitig den Chancen der Energiewende widmeten und den Problemen nicht genug Aufmerksamkeit schenkten. Durch ein immer weiter gehendes Ausschalten von Marktmechanismen befinde sich die Energiepolitik in Deutschland in einer Spirale einander selbst verstärkender Fehlentscheidungen und Fehlallokationen zu Gunsten einer durchsetzungsstarken Minderheit.“


    Erhalt und Aufbau kerntechnischer Kompetenz (Mai 2017)

    Der Atomausstieg in Europa wird mit tatkräftiger Unterstützung der deutschen Atomlobby verhindert. Der Rückbau deutscher Atomkraftwerke ist scheinbar unangefochtener Konsens und bietet das perfekte Alibi für die Fortführung einer anwendungsorientierten Forschung und industrieller Entwicklungen. Dennoch wird der DAtF-Präsident nicht müde zu betonen, wie wichtig es sei, dass Deutschland seine herausragende kerntechnische Kompetenz "erhalten und entfalten" müsse, nicht zuletzt deshalb, weil die Nutzung der Atomkraft "langfristige Realität in Europa" ist und bleibt - siehe Hinkley Point: "Alle vier Reaktoren werden übrigens mit Leittechnik Made in Germany gebaut", so Güldners begeisterte Feststellung in der Eröffnungsansprache der 48. Jahrestagung Kerntechnik (AMNT) am 16. Mai 2017 in Berlin.

    Und so sieht die Zukunft der Atomkraftwerke in unmittelbarer Nachbarschaft Deutschlands aus - es liest sich wie eine Reise in die Vergangenheit, in der die Möglichkeit einer Energiewende mit hundert Prozent Erneuerbaren noch nicht bekannt war: "Östlich von Deutschland tut sich ebenfalls einiges: vor einigen Monaten ist Block 1 des Kernkraftwerks Nowoworonesch II ans Netz gegangen – mit deutscher Leittechnik und einer geplanten Betriebsdauer bis 2077. Der Block 1 des Kernkraftwerks Leningrad II, das alte Anlagen des Tschernobyl-Typs ablösen soll, ist in der Inbetriebsetzung. Der Bau des ersten Kernkraftwerks in Belarus liegt im Zeitplan und auch die Projekte in Paks und Hanhikivi werden konsequent vorangetrieben. Unsere tschechischen Partner haben Ausbaupläne nicht zuletzt mit Blick auf die CO2-Vermeidung. An Interessenten würde es ja nicht mangeln, nicht weniger als sechs Anbieter haben Interesse bekundet. In Polen ist die Standortauswahl für das erste Kernkraftwerk in die konkrete Phase innerhalb des festgelegten Gebiets gegangen."


    Vorbereitung des deutschen Stromnetzes für eine Renaissance der Atomenergie (Stand November 2017)

    Ein Artikel von Wolf von Fabeck vom Solarenergieförderverein Deutschland SFV ("Getarnte Vorbereitung des deutschen Stromnetzes für eine Renaissance der Atomenergie?" vom 13.11.2017) verdeutlicht, dass Speicher in der Energiewende unausweichlich sind, um elektrische Leistung von Zeiten des Leistungsüberschusses in Zeiten des Strommangels zu übertragen. Sie können nicht durch Trassen ersetzt werden. Vielmehr passen Fernübertragungsleitungen wie Südostlink und Südlink in ein System, in dem Atomkraftwerke aus dem Ausland ihre hohe elektrische Leistung mit gewünschter Gleichmäßigkeit über große Entfernungen an entfernte Verbraucher liefern können. Ziel des überdimensionierten Netzausbaus kann nicht allein die Integration von Erneuerbaren sein, es wird erkennbar mit konstanten Quellen aus konventionellen Energieträgern geplant.


    Wo genau hat unser Landesvater denn gelesen, dass durch die Trasse mit der neuen Planung kein Kohlestrom fließt?
    "Das ist schon ein beachtlicher Teilerfolg, dass der Transport von Kohlestrom, der die Bevölkerung ja vor allem geärgert hat, verhindert worden ist“, so Seehofer am Mittwoch in München. Aber Herr Ministerpräsident, NEP lesen hilft!

    Auf Seite 260 NEP2014-2 steht klar, um was es geht:
    "Die HGÜ-Verbindung schafft hierbei Abhilfe, indem sie gezielt zum innerdeutschen Leistungstransport zwischen den Erzeugungs- und Verbrauchszentren beiträgt. Auf diese Weise wird das AC-System entlastet und höherer grenzüberschreitender Handel ermöglicht. Damit stärkt das Projekt den Strommarkt und schafft auch weiträumigeren volkswirtschaftlichen Nutzen für
    Deutschland, Polen und Tschechien."

    Dass kein Kohlesstrom und kein Atomstrom durch Megatrassen quer durch Europa verschoben wird, kann nur dann sein, wenn es keine Kohlekraftwerke und keine AKWs mehr gibt. Ist das so schwer zu verstehen?

    http://www.mittelbayerische.de/nachrichten/ob…ssenplaene.html

     Der neue Amprion-Sprecher Thomas Wiede hat heute am Rande des Energiedialoges in München gegenüber unseren BI-Vertretern bestätigt, dass die Süd-Ost-Passage im NEP 2014 Zweiter Entwurf, der morgen veröffentlicht wird, weiterhin enthalten ist.

    Nach den bisherigen Plänen der Netzbetreiber sollte die Mega-Trasse von Lauchstädt in Sachsen-Anhalt bis ins bayerische Meitingen führen, dieser Anfangs- und Endpunkt waren die wesentliche festgesetzte Vorgabe, die Amprion hatte, um die Trassenverlauf zu planen. Jetzt kommt endlich der bauernschlaue Plan zum Zuge, von dem schon Gabriel Ende Juli in Nürnberg laut geträumt hatte: Danach sollen die Netzbetreiber empfohlen haben, die Leitung in Sachsen Anhalt bis nach Wolmirstedt bei Magdeburg zu verlegen. Auch im Süden werden die Einnahmen der Investoren in die Netze in die Höhe schießen, da auch hierdie Leitung verlängert wird: "In Bayern soll sich die Trasse rund 40 Kilometer weiter gen Westen erstrecken - bis nach Gundremmingen/Gundelfingen. Insgesamt könnte die Leitung `180 bis 200 Kilometer länger´ werden, heißt es im Umfeld der Netzbetreiber. Das liegt daran, dass man neue Stromleitungen gemeinhin nicht schnurgerade durch die Landschaft zieht, sondern meist entlang von Straßen oder bereits bestehenden Trassen verlegt", so der Spiegel weiter.

    Warum sollten wir uns ernsthafte Gedanken über Behauptungen und Empfehlungen machen, ob die Trasse nun weiter im Westen verläuft oder nicht? Und seit wann ist das Argument überzeugend, dass Windstrom quer durch Europa verschoben werden muss, damit im Süden das Licht nicht aus geht? Noch immer funktioniert keine der Konverterstationen in der Nordsee, die den Strom an Land bringen könnten. Trotzdem kassiert Tennet schon jetzt über die Offshore-Haftungsumlage viel Geld für nicht gelieferten Strom, und wir zahlen das durch unsere Stromrechnungen. Ziel der Verantwortlichen kann es sein, den Korridor aus dem jetzigen "Zentrum des Widerstands" in ein anderes Gebiet zu verlegen. Aber wir werden es nicht erfahren, wie die Pläne der Netzbetreiber und ihrer politischen Handlanger tatsächlich sind, und glauben sollten wir ihnen gar nichts. Das Zentrum des Widerstands muss und wird dort sein, wo der geplante Trassenverlauf entlang führt.

    Jetzt wissen wir sicher, was davon zu halten ist, wenn PolitikerInnen einem die Hand auf etwas geben, wie vor einer Woche Ilse Aigner bei der Consumenta in Nürnberg. Wenn Seehofers Versprechen genauso aussieht wie Aigners, gibt's bald Wackersdorf. Das hält ja wohl der bravste Bürger nicht mehr aus, und es sind definitiv nicht wir, die hier langsam aber sicher einen Flächenbrand schüren.

    Was wir auch sicher wissen, werden wir in der kommenden Zeit weiterhin vehement bekämpfen:

    Diese Trasse dient nicht der Versorgungssicherheit Bayerns, sondern dem Profit der Investoren in die Netze (9,05 Prozent Investitionsrendite in neue Netze, aber 7,14 Prozent in Altanlagen).
    Die Netze können nur dem internationalen Stromhandel dienen, da sie für den Windstrom aus dem Norden viel zu überdimensioniert sind, dafür bräuchten wir nicht mal die Bestätigung des letzten NEP; unsere schon im Frühjahr geäußerte Vermutung, dass sie auch dem Handel mit Atomstrom aus dem Osten dienen werden, wird immer mehr zur Gewissheit.

    Die großen Stromkonzerne haben die Energiewende längst gekapert und es mit geschicktem Marketing und Lobbyismus verstanden, einer breiten Öffentlichkeit einzureden, dass Offshore-Windparks im Norden und Stromleitungen in den Süden ein unverzichtbarer Teil der Energiewende seien und sie die Einzigen, die uns vor einem Blackout schützen können.

    Die Chance, eine dezentrale Energiewende in Bürgerhand zu schaffen, wird damit effektiv zerstört - keine Macht dem Volke?!
    Das werden wir ja sehen...


    http://www.spiegel.de/wirtschaft/soz…-a-1000788.html