Beiträge von olilsvja

    Wie kommt es, dass so viele glauben, es gehe beim Bau der HGÜ-Leitungen um die Energiewende, und dass diese Trassen nur dafür gebaut werden, den angeblich billigen, im Übermaß vorhandenen Windstrom vom Norden in den Süden zu bringen?
    Warum ist das „Meinungsklima“ auch in besonders umweltbewussten Bevölkerungsgruppen und Parteien pro Stromtrasse, trotz des Energiedialoges, trotz Aufklärung durch Experten und Bürgerinitiativen? Wer beeinflusst die öffentliche Meinung, und mit welchen Strategien und Methoden?
    Dass es keine wilde Verschwörungstheorie ist, sondern dass tatsächlich generalstabsmäßig vorgegangen wird, um Zustimmung für ein vom Stromkunden gezahltes milliardenschweres Großprojekt zu erhalten, zeigt ein sogenanntes „geleaktes“ Dokument der Atomlobby. In diesem werden die Pläne für die genauen Schritte einer effektiven „Öffentlichkeitsarbeit“ dargestellt. In den vorliegenden Strategiepapieren geht es zwar nicht um Stromtrassen (diese Dokumente können wir leider noch nicht veröffentlichen), sondern um die Durchsetzung des Wiedereinstiegs in die Kernkraft, was den Verantwortlichen mit eben dieser Vorgehensweise um ein Haar geglückt wäre, hätte ihnen da nicht 2011 die Reaktor-Katastrophe von Fukushima eine Strich durch die Rechnung gemacht. Die Anwendbarkeit dieser Unterlagen auf die jetzige Situation ist jedoch verblüffend.
    Akzeptanz ist eine Frage der Strategie
    Kommunikationskampagnen sind ein selbstverständlicher Teil wirtschaftlicher Unternehmen. Sind deren Ziele politisch und ideologisch angreifbar wie der Bau von Stromtrassen, werden Politik, Presse und Bevölkerung gezielt manipuliert, um das unbeliebte Großprojekt durchsetzen. Hier wird nichts dem Zufall überlassen, dafür geht es um zu viel Geld.
    Kennenlernen konnte man Vertreter von Lobbyverbänden schon während Aigners Energiewende-Veranstaltung; dort tummelten sich Menschen, die beispielsweise als Berufsbezeichnung „Geschäftsbereichsleiter Strategie und Politik“ tragen und dafür sorgen, dass die Anliegen der Energiewirtschaft ausreichend berücksichtigt werden.
    Die Energielobby betreibt seit Fukushima verstärkt die Manipulation der öffentlichen Meinung mit bewährten Rezepten, der Beginn des „Trassenaufstands“ seit Anfang 2014 hat diesem Zustand noch einmal deutlich Tempo verliehen. Denn wie heißt es so schön: „Never change a winning team“ – was einmal so prächtig funktioniert hat, kann doch sicher in abgewandelter Form wieder klappen!
    Als Leitfaden kann man das alte Konzept wunderbar recyceln, indem man „konsequent aufklärerisch-informativ agiert“ und „deutlich macht, dass in diesem wichtigen Jahr mehr denn je (Energie-) Verantwortung gefragt ist“, wie es gleichermaßen auch schon im Strategie-Papier der Atomlobby zu lesen ist (PDF 1 Chart 10).
    Und so werden von den Stadtwerken München Offshore-Windstrom-Kampagnen gefahren, bis München leuchtet, dass es eine Freude ist, gleichzeitig demonstriert man damit Energieverantwortung und setzt ein großes, dickes „Wir machen mit!“-Signal.
    Von allen Seiten – Politik, Wirtschaft, Presse – wird den Bürgerinnen und Bürgern erzählt, dass hier und jetzt und vor allem schnell Leitungen her müssen, denn diese sind das „Rückgrat der Energiewende“. Dafür müssen Opfer gebracht werden, und wer sich quer stellt und dies hinterfragt, ist ein Egoist.
    Stay cool, du Wutbürger!
    Zu den strategischen Empfehlungen gehört eine Taktik, die den Trassengegnern aus eigener schmerzhafter Erfahrung nur zu gut bekannt ist:
    Auf der einen Seite wird ein „grün gewaschener“ Netzausbau präsentiert und hervorgehoben, wie gemeinwohldienlich die Ziele der Netzbetreiber sind. Der Atomausstieg sei ja ganz im Sinne der Konzerne, aber als Ersatz müsse man jetzt ohne Verzögerung eine Lösung finden, sonst gehen in Bayern die Lichter aus und die Wirtschaft wandert ab (siehe Lex Hartman von Tennet und seine „Bremer Motorenwerke“). Offensichtlich versteht man diese Panik-Argumente als Teil der Strategie, die „Debatte weiter zu versachlichen“ (PDF1 Chart 10). Für die Energielobby ist die „Stay-cool“-Strategie der Leitfaden, mit der sie sich im Gegensatz zur emotionalen und verantwortungslosen „Gegen-alles-Mentalität“ der aufgebrachten Bürger ins rechte Licht rückt.
    Die Seite der Gegner hingegen wird kontrolliert diffamiert: Sankt-Florians-Jünger, Wutbürger, NIMBY („Not In My Backyard“), all dies hat als Bezeichnung der Trassen-Kritiker in der öffentlichen Diskussion Eingang gefunden. Nicht, weil es wahr ist, sondern weil diese Begriffe künstlich forciert werden, um von den schlagkräftigen Argumenten gegen die Trassen abzulenken und das „Verhalten der Gegner als ideologisch und unsachlich vorzuführen“, so auch der Ratschlag im Strategiepapier: Wasch mich, aber mach mich nicht nass, so unlogisch sind sie doch alle, diese Trassengegner![II]
    Nicht zuletzt ist es der „gesetzliche Auftrag“ der Netzbetreiber, der sie geradezu dazu zwingt, die gesellschaftliche Verantwortung für die Energiewende zu übernehmen und neue Trassen zu bauen. Dass dies lukrativ entlohnt wird, hätte man auf Seiten der Energielobby gerne weniger oft zu hören bekommen, aber wir sagen es immer wieder, gebetsmühlenartig, und diese Methode hat auch auf unserer Seite funktioniert: „9,05 Prozent Investitionsrendite für den Neubau von Trassen!“
    „Neue Unterstützerkreise mobilisieren"
    Wolf von Fabeck vom Solarenergie-Förderverein stellt treffend fest: „Der Bau des Fernübertragungs-Stromnetzes führt zu sonderbaren Bündnissen: Großkraftwerksbetreiber, Netzbetreiber, Windkraftgegner und Antiatominitiativen in einem Boot“[III]. Und die Grünen und die Gewerkschaft IG BCE (Bergbau, Chemie, Energie) sind auch beide für die Trassen. Die einen, weil sie so gerne glauben wollen, dass durch sie Windstrom fließen wird, die anderen, weil sie wissen, dass damit Braunkohlestrom weiterhin Platz in den von der Überproduktion verstopften Netzen findet. Klingt irrwitzig, aber so sind derzeit die Standpunkte und Verhältnisse in der Trassenfrage.
    Wie es dazu kommen konnte, dass sich die Grünen vehement für den Bau von Trassen einsetzen – laut Ludwig Hartmann sogar für „je mehr, desto besser“ -, liegt an der strategischen Einbindung der Partei in den Atomausstieg. Vorschlag der Atomlobby: Ihr bekommt den Atomausstieg, wir die lukrativen Trassen. Offensichtlich sind die Grünen hier Opfer und / oder Nutznießer der Strategie der Einbindung neuer „Unterstützerkreise“ geworden.
    Schon in der geleakten Atomlobby-Strategie heißt es, „konvertierte 68er“ sollen zur Imageverbesserung beisteuern. Dass dies beim Thema Kernenergie nicht so einfach war und trotzdem versucht wurde, ist bemerkenswert (PDF 1 Chart 10 und 15). Im Fall der Trassen bot es sich geradezu an. „Greenwashing“, also die Behauptung, es gehe einzig und allein um die Energiewende, ist hier wesentlich einfacher, weil es eben auch um den Transport von grünem Strom geht.
    Und so nehmen die Grünen die ihnen übertragene Aufgabe, die Leitungen mit ihrer „umweltpolitischen Kompetenz“ zu legitimieren, mit großer Hingabe wahr. Dass es ungünstig für den so lange angestrebten deutschen Atomausstieg ist, wenn deutsche HGÜ-Trassen erklärtermaßen als Teil der Europäischen Energieunion gebaut werden, deren Ziel es ist, die Kernenergie als CO2-freundliche Form der Energiegewinnung zu nutzen, wissen sie sicher. Hier jedoch überwiegt die Hoffnung, damit bei den Wählern punkten zu können, sich den scheinbaren Sieg als etablierte Naturschutzpartei auf die Fahnen schreiben zu dürfen, dass der Ausstieg aus der Atomkraft allein ihr Werk sei.[IV]

    Dies sind die „geleakten“ Quellen, auf die sich der Text bezieht:
    [I] http://www.taz.de/fileadmin/static/pdf/atomlobby1.pdf (Abgekürzt PDF 1)
    und http://www.taz.de/fileadmin/static/pdf/atomlobby2.pdf (Abgekürzt PDF 2)
    [II] Kommentar Tagessschau vom 04.11.14 (Verena Gonsch, NDR): “Kanzlerin soll Machtwort sprechen“
    http://www.tagesschau.de/wirtschaft/stromtrasse-101.html
    [III] http://www.sfv.de/artikel/fernue…icherausbau.htm
    [IV] http://ec.europa.eu/priorities/ene…rgyunion_de.pdf

    Link zum Teil 2 dieses Berichts: „Stromtrassen sind grün!“ - Die Manipulation der öffentlichen Meinung durch die Energielobby - Teil 2 von 2

    Die Dialogbereitschaft ist grenzenlos
    Mit dem Rat der Agora gibt es sogar ganze „Greenwashing“-Think-Tanks, wo man sich trifft, um die Investitionen in (Offshore-)Windparks zu vermarkten. Dabei wird versucht, ein positives ideologisches Image („ökologisch verantwortungsvoll“) in Verbindung mit wissenschaftlicher Kompetenz aufzubauen.[V]
    „Dialogorientierung“ (PDF 1 Chart 5) ist ein weiteres Mittel, um Akzeptanz zu erlangen. „Die Bürger wollen mitgenommen werden!“, sagen Rainer Baake und Oliver Krischer (Die GRÜNEN), beide Mitglieder des Rates, auf der Corporate Website von RWE, wo es darum geht, den renitenten Bürgerinnen und Bürgern die unangenehme Wahrheit möglichst liebevoll kundzutun, nach dem Motto: „Ohne Trassen geht es nicht, aber ihr dürft vor deren Bau noch darüber reden!“.[VI]
    Auch die Einrichtung der neuen Website „Bürgerdialog Stromnetz“[VII] fällt in die Kategorie „Beweisführung neue Diskurskultur“, wo man mit der „direkten Ansprache der Kritiker“ zeigt, dass man vertrauenswürdig und transparent ist (PDF 2 Chart 9).
    Leben wir in einer „Käfer“-Demokratie?
    Bei unseren Volksvertretern wird dafür gesorgt, dass kritisch hinterfragtes Fachwissen nicht überhandnimmt, indem es rechtzeitig mit Hilfe von bequemen Parlamentarier-Briefings in die richtigen Bahnen gelenkt wird.
    Hier zündet die Energielobby Informationsveranstaltungen nach bewährtem Muster wie in „Phase 3“ des guten alten Strategiepapieres (PDF 1 Chart 18). Das sogenannte „Parlamentarische Frühstück“ bietet den Volksvertretern Infos aus erster Hand. Wir erinnern uns: Schon Florian Post (SPD), Mitglied im Energieausschuss des Bundestags, erläuterte bei einem Gespräch mit BI-Vertretern in Altdorf unbefangen, woher sein Wissen zum Thema HGÜ stammt - es wurde ihm direkt vom Netzbetreiber eingeflößt, und das sind ja schließlich die Experten auf diesem Gebiet!
    Ähnliches am 6.11.2014. Da fand im Dachgartenrestaurant Käfer im Deutschen Bundestag eine Veranstaltung für die „Parlamentarische Gesellschaft“ statt. Dr. Klaus Kleinekorte von Amprion und Boris Schucht von 50Hertz erzählten der geneigten Zuhörerschaft, die gleichzeitig die politischen Entscheidungsträger sind, was man zum Netzentwicklungsplan 2014 zweiter Entwurf und zu Korridor D wissen muss.
    Pressearbeit
    Das schon bewährte Rezept eines Lobbyismus-Frühschoppens kann man auch für die Presse anwenden:
    Spätestens seit dem Energiedialog kam man als Trassengegner aus dem Staunen nicht heraus, wie einheitlich (schlecht) die Presse über die Notwendigkeit von HGÜ-Leitungen sprach, mit deren Bau man ausgerechnet Amprion als RWE-Tochterfirma und Tennet als Ableger des Energieriesen E.ON zutraut, die Energiewende zu retten.
    Das Ergebnis des Energiedialoges – für die Versorgung Bayerns sind Trassen nicht notwendig - wird in der Presse bewusst ignoriert, oder aber als speziell bayerische Dickköpfigkeit und Blockadehaltung gegen die Energiewende gedeutet. Die Parole „HGÜ bringt Windstrom“ wird in praktisch jedem Artikel gebetsmühlenartig wiederholt.
    Nach dem Energiedialog und Aigners Fazit, das bei der Trassenlobby zu sichtbarer Bestürzung führte, wurde die Presseoffensive merklich verstärkt. Es war phasenweise schon gar nicht mehr möglich, täglich alle Beiträge und tendenziösen Berichte zu lesen. Ein Highlight war sicherlich der Artikel im „SPIEGEL“, in dem die Demo in Pegnitz als hinterwäldlerisches Possenspiel samt Pfarrer und Mastenverbrennung beschrieben wurde. Die Bewertung dieser Vorgänge überrascht weder in Inhalt noch Formulierung: „Bürgerwut wie in Pegnitz gefährdet die Energiewende, das wichtigste innenpolitische Projekt der Großen Koalition. Seit sich herumgesprochen hat, dass die Regierung neue Stromtrassen durch Deutschland ziehen will, um die Windkrafträder im Norden mit den Stromverbrauchern im Süden zu verbinden, sind die betroffenen Gemeinden in Aufruhr.“[VIII]
    Wir wollen ja nicht jammern, die Presse sei von vorne bis hinten gekauft, aber „kontinuierliche Hintergrundgespräche mit Journalisten“ oder nett organisierte Pressereisen (siehe PDF 1 Chart 13) bringen doch möglicherweise ein wenig Tendenz in ein Thema…
    Die Erfindung des Vollpfostens
    Mit einer „Akzeptanzoffensive“ versuchen die Netzbetreiber derzeit, der Bevölkerung die Angst vor „Monstertrassen“ zu nehmen: Die Masten könnten auch kleiner werden, die Leitungen auf bestehenden Trassen verlaufen oder gar in „Teilabschnitten“ (wird spannend, wie lang die wohl sind) unter die Erde verlegt werden. Offensichtlich vermutet man weiterhin, die neuen Leitungen würden nur deshalb abgelehnt werden, weil sie so hässlich sind und sich im Vorgarten nicht so schön machen. Unbeantwortete gesundheitliche Risiken, der Wunsch nach einer dezentralen Energiewende mit einer Wertschöpfung vor Ort, das Wissen, dass die Trassen Teil der europäischen Energie-“Wende“ mit Atomstrom werden - all das sind Argumente, die damit ignoriert und nicht ernst genommen werden. Nicht zuletzt wurde das in der gerade veröffentlichten Stellungnahme zum Netzentwicklungsplan von Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner ebenfalls erkennbar[IX].
    Den Netzbetreibern und der Bundesnetzagentur bleibt nur ein Weg, um für Akzeptanz der Masten in der aufgebrachten Bevölkerung zu Sorgen. Sie versuchen es mit beschwichtigenden Vorschlägen, die unter Trassengegnern auf Facebook schon zu heiteren Diskussionen über die Ästhetik von Masten geführt haben: Breite Stahlgittermasten waren gestern, kürzlich durfte 50Hertz einen Image-Artikel über die Erfindung des unzerstörbaren, massiven Mini-Strommasten „Compact Line“ in der Presse schalten – möglichst klein, möglichst unauffällig, aber trotzdem bestens geeignet, um große Mengen an Kohle- und Atomstrom durch Europa zu leiten.[X]
    Es verwundert also nicht, warum unsere Argumente in der Politik und in der Presse nicht so wahrgenommen werden, wie wir das eigentlich in unserem bescheidenen bürgerlichen Leben von guten Argumenten erwarten, die hieb- und stichfest sind. Wie tiefgreifend und professionell die „Wahrheit“ von den Nutznießern großangelegter Öffentlichkeitskampagnen beeinflusst wird, lässt jedoch den Glauben an die Demokratie ins Wanken geraten.
    Zudem wird klar - und daraus müssen wir auch unsere Konsequenzen ziehen -, dass wir mit Diskutieren nur begrenzt etwas erreichen werden. Das Rezept der Gegner basiert auf Manipulation – das ist unredlich und peinlich, aber natürlich nicht illegal, nicht mal, wenn es um Milliardenbeträge für die Industrie und Milliardenschäden für die Bürgerinnen und Bürger geht.

    [V] http://www.agora-energiewende.de/rat-der-agora/
    [VI] http://www.rwe.com/web/cms/de/170…n/rainer-baake/
    [VII] http://www.buergerdialog-stromnetz.de/
    [VIII] http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-131927820.html
    [IX] http://www.csu.de/aktuell/meldun…twicklungsplan/
    [X] Die Erfindung des Vollpfostens - Mit Mini-Strommasten für die Energiewende?

    dh/24.05.2015

    Eigentlich sollte es der Bundesnetzagentur inzwischen klar geworden sein, dass es bei der großen Anzahl von Stellungnahmen zum NEP 2014 und den massiven Protesten nicht um den Netzausbau generell, sondern nahezu ausschließlich um die von den ÜNB geplanten HGÜ-Trassen geht. Auch wenn laut den vorläufigen Prüfungsergebnissen der Bundesnetzagentur der Korridor B als nicht genehmigungsfähig eingestuft ist, verbleiben doch noch drei dieser Gleichstrommaßnahmen, die im dicht besiedelten Deutschland nicht gebaut werden dürfen. Diese Projekte sind Schildbürgerstreiche.

    Die unisono in allen Dokumenten und Aussagen der ÜNB, der BNA und auch zahlreicher Politiker enthaltene Ausgangssituation, der Windstrom aus dem Norden müsse in die Verbrauchszentren des Südens geleitet werden, ist eine böswillige Verbrauchertäuschung. Gemäß Abbildung 12 im NEP 2. Entwurf benötigt der nördliche Teil Deutschlands (von Nordrhein-Westfalen bis Brandenburg) beim Szenario 2024* pro Jahr 287,2 TWh Strom. Der verfügbare Windstrom (Onshore + Offshore) liegt aber nur bei 131,6 TWh. Das bedeutet doch, der Norden braucht den Windstrom selbst. An ein paar Spitzenwindtagen Strom in den Süden zu liefern ist keine seriöse Aussage zum Thema Versorgungssicherheit. Und es gibt genügend weitere stichhaltige Gründe, auf die Planung dieser HGÜ-Trassen zu verzichten:

    • Was haben die vier großen Stromkonzerne seit 1999 (Verabschiedung EEG) für die Energiewende getan? Onshore so gut wie nichts. Ein bisschen grüner Strom kommt von alten Wasserkraftwerken. Die Energiewende wurde ignoriert. Gerne investiert man jetzt in Großprojekte wie Offshore-Windparks oder HGÜ-Trassen, um damit die Onshore-Erneuerbaren auszubremsen und die Verbraucher abzuzocken. Es ist dringend geboten, auch den Bau der Offshore-Windparks zeitlich sehr weit zu spreizen, um die EEG-Umlage mit den für viele Jahre garantierten 19,4 Cent je KWh nicht weiter zu belasten.
    • Es gibt mit der Thüringer Strombrücke und dem bayerischen Nord-Ost-Ring genügend Nord-Süd-Verbindungen. Energiewende bedeutet auch eine dezentrale und regionale Erzeugung von Energie. Für Bayern fehlen ab dem Jahr 2023 durch die Abschaltung der letzten beiden AKWs ca. 21,6 TWh. Allein mit der festen Zusage aus Österreich, regelmäßig 1,2 GW (Peak 5,6 GW) zu liefern, und mit den Gaskraftwerksblöcken 4 und 5 in Irsching wäre diese Lücke zu schließen. Es gibt noch weitere Gaskraftwerke im Süden, die heute wegen der Merit-Order-Regelung kaum zum Einsatz kommen. Auch die Thüringer Strombrücke hätte dann, bei 50prozentiger Auslastung noch eine freie Kapazität von 4 TWh.
    • Damit steht nach der Abschaltung der letzten AKWs in Bayern genügend Strom zur Verfügung. Es wird weder das Licht ausgehen, noch wird es in Deutschland zwei Preiszonen geben. Auch die Industrie wird sich nicht mit Abwanderungsgedanken auseinander setzen müssen. Aussagen dieser Art zeugen entweder von Ahnungslosigkeit oder werden in böswilliger Absicht gemacht. Auch das könnte die BNA einmal klarstellen.
    • Die Nutzung der schmutzigen, dafür aber billigen Braunkohle soll noch über Jahrzehnte festgeschrieben werden. Obwohl der richtige Weg, ist ein Wechsel zu Gaskraftwerken (auch Stichwort „Power to Gas“) wegen ungünstiger Marktbedingungen nicht vorgesehen. In diesem Fall werden von der Politik Marktbedingungen gefördert, die Konzernen nutzen, aber die Bürger schädigen. Um die Klimaziele einzuhalten, wird es ohne eine Anpassung des Marktdesigns nicht gehen.
    • Richtig ist, bei Gleichstromübertragung gibt es geringere Verluste als bei Drehstrom. Verschwiegen werden jedoch die Verluste, die bei der Konvertierung in Gleichstrom und der Rückumwandlung in Wechselstrom entstehen. Bei der Kürze der HGÜ-Trassen-Abschnitte sind die Unterschiede marginal, im Fall von Korridor D ca. ein Prozent. Das ist keine Rechtfertigung für die Investitionskosten von 8,5 Mrd. Euro (lt. NEP 2. E. Abbildung 32), die sich vermutlich, wie bei Großprojekten üblich, verdoppeln werden.
    • Andererseits sind die Trassen wiederum zu lang, um damit den Bedarf als Ausgleich von N-1-Situationen rechtfertigen zu können. Die Abbildung Nr. 22 im NEP 2. Entwurf zeigt, die kritischen Abschnitte sind zu kurz, um im Störungsfall mit einer HGÜ-Leitung ausgeglichen werden zu können. Die AC-Technik kann diese Probleme besser lösen.
    • Absolut unverständlich ist es beim heutigen Zinsniveau, den ÜNB eine Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals in Höhe von 9,05 Prozent bei Neubau von Trassen gesetzlich zu garantieren. Dann sind die niedrigere Verzinsung und auch das geringere Investitionsvolumen bei einer Trassenoptimierung natürlich uninteressant.
    • Immer wieder betont wird in den Papieren der europaweite Energieaustausch. Hier wird der eigentliche Zweck für die Planung dieser Trassen deutlich. Die mit den ÜNB verbundenen Stromkonzerne haben zu spät erkannt, mit der dezentralen Erzeugung von erneuerbarer Energie geht für sie Wertschöpfung verloren. Mit diesen Trassen will man daher verstärkt den internationalen Stromhandel ausbauen. Damit würde auch wieder Strom aus ausländischen Atomkraftwerken durch diese Leitungen geschickt. Das Ganze wird allerdings nicht funktionieren:
      - Der Export ist bereits heute, ohne HGÜ-Leitungen, sehr hoch und kann nicht unbegrenzt gesteigert werden. Der Bedarf fehlt.
      - Denkbar wäre eine weitere Steigerung mit billigem Strom aus abgeschriebenen Braunkohlekraftwerken. Das Ende der Braunkohleverstromung ist jedoch heute bereits absehbar.
      - Auch die Nachbarländer werden mittelfristig die Energiewende in Angriff nehmen müssen. Wind- oder Solarstrom aus Spanien oder Italien nach Deutschland zu holen ist illusorisch. Und auch dafür bräuchte es bei uns keine HGÜ-Trassen.
    • Die ÜNB bezeichnen die HGÜ-Trassen als Pilotprojekte. Es gibt keinerlei Erfahrungen, wie sich diese auf die Gesundheit der Anrainer auswirken. Aber es gibt massive Warnungen. Die Strahlenschutzkommission stellt in ihrem Protokoll vom 12. September 2013 in Bezug auf diese Planungen eindeutig fest:
      "Die Angabe von belastbaren Schwellenwerten für Wahrnehmungs-, Belästigungs-, Schmerz- und Gefährdungseffekte ist im Hinblick auf die begrenzte Datenlage, insbesondere hinsichtlich der Anzahl der untersuchten Personen und der Einflüsse von Kofaktoren wie z. B. Ionendichte, derzeit nicht möglich. Die SSK empfiehlt daher die Durchführung weiterer Forschungsprojekte zur Wahrnehmung vor allem in Form von Humanstudien unter gut kontrollierten Bedingungen."
      Besonders schlimm wird die Verharmlosung durch die offiziellen Stellen empfunden (zuletzt beim Infotag der BNA in München). Dort heißt es, elektromagnetischen Strahlung ist bei Gleichstrom nicht relevant und für die Magnetfelder gibt es Grenzwerte, die eingehalten würden. Das mag stimmen. Was ist jedoch mit den starken Gleichfeldern entlang der Leiterseile? Es ist bekannt, dass sich in diesen sogenannten Raumentladungswolken durch die Ionisierung von Partikeln Schadstoffe bilden, die dann mit dem Wind in die Umgebung verfrachtet werden. Der Effekt ist durch Studien im Umfeld von Kernkraftwerken bekannt: Erhöhte Leukämie und Lungenkrebsraten, speziell bei Kindern in der Nähe der starken abgehenden Leitungen. Ebenfalls durch Studien belegt ist die um acht Jahre geringere Lebenserwartung in Abbaugebieten von Braunkohle oder in der Umgebung von Braunkohlekraftwerken.
    • Bisher gibt es keinen Nachweis für eine energiepolitische Notwendigkeit dieser Starkstromtrasse, die Milliarden kostet. Nachgewiesen ist allerdings die Zerstörung von Natur und Umwelt ohne Rücksicht auf Wasserschutz und Landschaftsschutzgebiete. Die Trassen durchschneiden dann auch Urlaubs- und Naherholungsregionen. Wer wird sich dort noch gerne aufhalten? Bereits heute gibt es zahlreiche Rücktritte von Immobilien- und Grundstückskäufen. Ein enormer Werteverlust, für den keinerlei Entschädigung vorgesehen ist. Altersvorsorgekonzepte brechen zusammen und auch die mit großem finanziellem Aufwand angegangenen Projekte zur Städte- oder Dorferneuerung fallen wie ein Kartenhaus zusammen. Es lässt sich leicht hochrechnen, dass hier ein volkswirtschaftlicher Schaden, allein im Bereich des Korridors D, in Höhe eines dreistelligen Milliardenbetrages entsteht. Und wer profitiert davon?
    • Das extra für die Energiewende gemachte Netzausbaubeschleunigungsgesetzes beschneidet die Rechte der einzelnen Bürger so stark, dass sie sich auf dem Rechtsweg nicht oder kaum wehren können. Das kann aber auch ein Trugschluss sein. Laut Rechtsgutachten von Professor Felix Ekardt sind diese HGÜ-Trassen nachweislich zur Förderung einer ernsthaften Energie- und Klimawende nicht geeignet. Es fehlt deshalb eine tragfähige Gemeinwohldienlichkeit und damit fehlt auch eine Rechtfertigung, um Enteignungen zu legitimieren. Auch eine Beschwerde vor dem Aarhus Convention Compliance Committee verspricht Erfolg für die HGÜ-Trassen-Gegner. Dessen Urteil ist in Deutschland einklagbar. Die Trassen würden als Schwarzbau deklariert. Nicht zuletzt wäre auch der soziale Frieden in Deutschland mit diesen Plänen in Frage gestellt.

    Zusammenfassung
    Beim Studium der vorläufigen Prüfungsergebnisse der BNA zum Stand 1. Entwurf NEP 2014 wird in Bezug auf die geplanten HGÜ-Maßnahmen schnell ersichtlich, dass die von den Steuerzahlern finanzierte Bundesnetzagentur ihrem Prüfauftrag bisher nicht nachgekommen ist. Die Bundesnetzagentur ist nicht neutral. Sie verwendet zur Prüfung die gleichen Programme wie die Netzbetreiber. Kein Wunder, wenn man dann zu den gleichen Ergebnissen kommt. Die Software kommt von Instituten der Uni Aachen. Auch die Firma BET GmbH, die alle Maßnahmen nochmals extern geprüft hat, stammt aus Aachen. Wer dabei an Böses denkt? Es gibt in Deutschland genügend wirklich neutrale Institute und Fachleute (Professor Christian von Hirschhausen, Professorin Claudia Kemfert, Professor Lorenz Jarass), die sich alle mit stichhaltigen Argumenten gegen den Bau dieser HGÜ-Trassen aussprechen.
    Dieses Planungsverfahren entspricht in keiner Weise einer demokratischen Willensbildung. Die meisten Menschen werden nicht in der Lage sein, zu diesem Entwurf Stellung zu nehmen. Auch die Information der Bevölkerung über die Möglichkeit an der Konsultation teilzunehmen ist äußerst dürftig, obwohl nicht nur die Anrainer betroffen sind. Die von den Übertragungsnetzbetreibern mit ihrer Kapitalmacht vorgeschlagenen HGÜ-Trassen belassen Deutschland im veralteten System mit zentraler Erzeugung und Transport über weite Entfernungen.
    Auch eine Behörde sollte über ihren „Tellerrand“ schauen und das eigentliche Ziel, eine positive Energiewende, im Auge behalten. Als kompetente Institution wäre die Bundesnetzagentur in der Lage, die Politik bei der Weiterentwicklung der energiepolitischen Konzepte zu beraten und auch entsprechende Maßnahmen vorzuschlagen. Diese wären zum Beispiel:

    • Verbot von HGÜ-Trassen mit entsprechender Überarbeitung des NEP (bei erdverkabelten Offshore-Anbindungen gibt es keine Einwände). Diese Leitungen müssen bei der nächsten Anpassung des Bundesbedarfsplangesetzes 2016 dort ebenfalls gestrichen werden.
    • Überarbeitung des heutigen Marktdesigns. Es ist nicht mehr nachzuvollziehen, dass klimaschädliche Braunkohle oder extrem teurer Offshore-Windstrom die wesentlich sauberen und auch effizienteren Gaskraftwerke unrentabel machen. Es wird immer mal wieder Dunkelflauten geben, die dann auch längere Zeit anhalten können. Solange es noch keine Großspeichertechnologie gibt, werden Reservekraftwerke benötigt. Das können aus heutiger Sicht nur zukunftsorientiere Gaskraftwerke sein, die dann nach Möglichkeit mit „grünem“ Methan befeuert werden.
    • Wichtigster Baustein für die Energiewende ist die Speichertechnik. Power to Gas und LOHC sind marktreif, aber noch zu teuer. Hier muss eine stärkere Förderung ansetzen und ein Konzept entwickelt werden, um sonst gekappte Spitzenerzeugung kostengünstig einzusetzen.
    • Wie bisher Solarzellen, müssen jetzt Batteriesysteme für Privathäuser gesponsert und über eine Schwarmtechnologie verbunden werden.
    • Auch Industrie und mittelständische Betriebe können angehalten werden, mit GuD- oder Solaranlagen ihren Strom teilweise selbst zu erzeugen und brauchen dafür Unterstützung.
    • Es gibt zahlreiche Ansätze zur Bildung von Energiegenossenschaften, die teilweise bereits sehr erfolgreich sind. Für das Ziel einer dezentralen Energiegewinnung, auch in Bürgerhand, sollten Konzepte und Förderungen bereitgestellt werden.

    Teile dieser vorgeschlagenen Maßnahmen sind eigentlich schon eingeleitet, werden aber der Öffentlichkeit weitestgehend vorenthalten. D. h. auch die Informationspolitik muss sich ändern.
    Abschließend ein richtiger Satz von MdB Eva Bulling-Schröter aus ihrer Rede am 23.04.2015 zum TOP 28 Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung von Bestimmungen des Rechts des Energieleitungsbaus Drs. 18/4655:
    "Eine sinnlose Stromtrasse kann man zwar verlegen ‑ lieber am Nachbarort vorbei oder durch ein anderes Bundesland führen, man kann sie oberirdisch führen oder auch vergraben ‑, das ändert aber nichts daran, dass sie weiterhin sinnlos ist."

    Energiewende - Ja!
    Dezentraler Netzausbau in ausgereifter AC-Technik und erdverkabelt – Ja!
    Bau der Höchstspannung-Gleichstrom-Übertragungs-Trassen – Nein!

    Eines der wesentlichen Elemente, das gegen den ungeprüften Bau der Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragungstrassen spricht, ist das gesundheitliche Risiko für die Anrainer im näheren und auch weiteren Umfeld. Der in Lauf praktizierende Allgemeinarzt Reinhard Knorr betrachtet in seinem Leserbrief an die PZ dieses Thema vor allem aus medizinischer Sicht. Der Arzt engagiert sich für die Bürgerinitiative gegen die Stromtrasse auch als Zeichner von Protestplakaten.

    Die geplante Gleichstromtrasse von Sachsen-Anhalt ins schwäbische Gundremmingen durchschneidet unser Franken – entweder östlich oder westlich von Nürnberg. Der Vorzugskorridor dieser Süd-Ost-Trasse tangiert zum Beispiel Pegnitz, Hormersdorf, Speikern, Reichenschwand, Ottensoos, Leinburg. Er verläuft mitten durch die Fränkische/Hersbrucker Schweiz.
    Die energiepolitische Notwendigkeit dieser Starkstromtrasse, die Milliarden kostet, ist nirgends nachgewiesen. Nachgewiesen ist allerdings die Zerstörung von Natur und Umwelt ohne Rücksicht auf Wasserschutz und Landschaftsschutzgebiete.
    Diese Gleichstomtrasse mit 500000 Volt Spannung ist ein Pilotprojekt. Das heißt, es existieren keine Erfahrungen über Auswirkungen auf die Gesundheit der Anwohner in den sog. Trassendörfern und Trassenstädten. Bei allen Diskussionen – auch im Wirtschaftsministerium München – wurde dieser Aspekt nicht erwähnt. Deshalb hier ein paar physikalisch medizinische Ausführungen:
    Jedes stromführende Kabel ist von einem elektromagnetischen Feld umgeben. Bei Wechselstrom kann sich dieses Feld nur schwach aufbauen, bei Gleichstrom ist das elektromagnetische Feld weitaus mächtiger. Dieses Feld erzeugt Ionen, elektrisch geladene Atome und Moleküle. Um die Trassenkabel entsteht eine riesige Ionenwolke von unterschiedlichem Ionisierungsgrad, etwa Ozon. Der Wind kann diese Ionenwolke weit in die Landschaft verschieben. Die Anwohner müssen diese Ionen dauernd einatmen. Erkrankungen wie Asthma bronchiale oder Bronchial-Karzinom sind vorhersehbar.
    Nahezu alle physiologischen Vorgänge immenschlichen Körper beruhen auf elektromagnetischen Funktionen. Die elektromagnetischen Vorgänge im biologischen Organismus werden durch das äußere elektromagnetische Feld der Starkstromtrasse beeinflusst.
    Zu erwarten sind beispielsweise Störungen des Nervensystems, insbesondere der Gehirnfunktion oder des Herzrhythmus. Patienten mit Herzschrittmacher sollten nicht in der Nähe der geplanten Trasse wandern. Von Untersuchungen an Kernspintomographen wissen wir, dass Halluzinationen durch die elektromagnetischen Felder erzeugt werden können.
    Eine Kernspintomographie dauert aber nur 20 Minuten bei unvergleichlich niedrigerer Spannung. Die Anwohner sind den elektromagnetischen Feldern um die Höchstspannungskabel lebenslänglich ausgesetzt. Schlafstörungen sind sicher die geringste Schädigung. Weiter neurologisch-psychiatrische Erkrankungen sind vorprogrammiert. Schweizer Untersuchungen wiesen darüber hinaus eine erhöhte Leukämierate nach. Eine Analogie zum Umgang mit Radioaktivität drängt sich auf.
    Bei einem Unfall kann das Höchstspannungskabel mit nassem Boden in Berührung kommen. Was dann passiert ist völlig unklar.
    Wer will im Korridor der Starkstromtrasse leben? Werden ganze Landstriche entvölkert? Wer hier wohnt und gesundheitsbewusst leben will, muss wegziehen.
    Diese Monstertrasse darf nicht gebaut werden! Mögen sich unser Ministerpräsident, der Bund Naturschutz, Landräte, Bürgermeister und alle Bürgerinitiativen in Berlin durchsetzen! Jeder Widerspruch gegen diese Gigantomanie hilft! Nicht Energie und Wirtschaft, sondern der Mensch und eine intakte Umwelt müssen im Mittelpunkt aller Überlegungen stehen!

    Reinhard Knorr, Speikern

    "Woche der Sonne 2015"

    "Klimaschutz und Energiewende in der Praxis - Ideen für Land und Leute" in Happurg - Im Gässlein 2 (Gewerbegebiet am Ortseingang, Fa. Energie-Concept)

    Donnerstag, 07.05.2015, 18.30 Uhr
    Besichtigung Windpark der Bürgerenergiewerke Offenhausen bei Kucha mit Herrn Bürgermeister Rauh und Herrn Hummer.
    Treffpunkt: Windanlage 1, von Kucha kommend 1. Anlage links
    Treffpunkt Hersbruck: Abfahrt 18.00 Uhr, Parkplatz Plärrer in Hersbruck (Mitfahrgelegenh.)

    Freitag, 08. Mai 2015
    Doppelvortrag Klimaschutz und Energiewende mit Diskussion
    18.30 Uhr Dr. Herbert Barthel, Referent für Energie und Klimaschutz BUND Naturschutz
    Thema: "Energiewende und Klimaschutz - global und lokal"
    19.30 Uhr Tomi Engel, Arbeitskreis Energie, BUND Naturschutz in Bayern
    Thema: “Dezentrale Stromnetze und Energiespeicher”

    Samstag, 09. Mai 2015
    Vogelstimmenwanderung rund um das stillgelegte Oberbecken mit Gerhard Schütz
    Thema: „Mit dem Sonnenaufgang beginnt der Vogelgesang“
    Beginn: 7.00 Uhr Treffpunkt: Parkplatz Oberbecken bei Deckersberg

    14.00 Uhr Ankunft in Happurg
    "Sternfahrt ohne Verbrennungsmotor" - Anreise der Teilnehmer mit Fahrrad, E-Bike, S-Bahn oder Elektroauto.

    Begrüßung zur Woche der Sonne
    14.30 Uhr Vortrag von Markus Koller
    „Solarstrom speichern und nutzen. Aktuelle Systeme und Kosten.“
    15.30 Uhr Vortrag von Roland Müller
    „Optimal heizen mit Sonne und erneuerbaren Energien“
    16.30 Uhr Film „Leben mit der Energiewende“

    Infos über Erneuerbare Energien/Effizienz/Einsparung, E-Fahrzeuge, Solaranlagen und Daten, Fakten, Hintergründe und Buchtipps von
    Bund Naturschutz / Bürgerenergiewerke Offenhausen / Klimaclub / Agenda 21 Schwarzenbruck / Kulturbahnhof Ottensoos

    Essen und Getränke vor Ort.

    Ende ca. 18 Uhr.

    Veranstalter: BUND Naturschutz – Kreisgruppe Nürnberger Land, Klimaclub Hersbruck
    Unterstützt durch: Fa. Energie-Concept Happurg, AGENDA 21 Schwarzenbruck, Kulturbahnhof Ottensoos

    Eine Rede ganz im Sinn von uns HGÜ-Gegnern von MDB Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) am 23.04.2015 zum TOP 28 Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung von Bestimmungen des Rechts des Energieleitungsbaus Drs. 18/4655. Der letzte Satz trifft es auf den Punkt:

    "Eine sinnlose Stromtrasse kann man zwar verlegen ‑ lieber am Nachbarort vorbei oder durch ein anderes Bundesland führen, man kann sie oberirdisch führen oder auch vergraben ‑, das ändert aber nichts daran, dass sie weiterhin sinnlos ist."

    http://www.bulling-schroeter.de/endlich-transparenz-schaffen/

    Warum können andere Politiker nicht zu solchen Ergebnissen kommen?

    Auch das war nicht anders zu erwarten, Peter Terium, der Vorstandsvorsitzende sagt den Satz: „Auch Klimaschutz muss wichtig bleiben, aber eben nicht über allem anderen stehen.“ Auch 16 Jahre nach Verabschiedung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes haben die großen Stromkonzerne noch nichts dazu gelernt. Energiewende heißt für RWE teure Offshore-Windparkprojekte, Monster-HGÜ-Trassen und weltweite Zerstörung von Bergwerksregionen. Denn die Energiewende muss ja mit Kohleverstromung gestützt werden. Maria Estl (BI Steinwald) und Matthias Grobleben (BI Altdorf/Burgthann) waren in Essen dabei und konnten auch zusammen mit den "Kritischen Aktionären" ihre Beiträge abliefern.
    Nachstehend erste Eindrücke von dieser Veranstaltung vom Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. (SFV)
    http://www.sfv.de/artikel/niemand_sonst_zahlt_die_zeche.htm

    Die Politikspitzen von Bündnis 90 / Die Grünen im Bund und in den Ländern sollten langsam aufwachen. Mit ihrem Beharren auf die HGÜ-Stromautobahnen machen sie den Weg frei für weitere Jahrzehnte Braunkohleverstromung. Sie machen damit auch den Weg frei für den Import von Atomstrom nach Deutschland. Und sie sperren dadurch auch den Weg für einen saubere Energiewende.
    Dafür sind die Grünen eigentlich nicht angetreten. Es bleibt zu hoffen, dass die Basis bei ihren oberen Köpfen etwas bewegt.

    Unmittelbar nach dem Ende der sogenannten Informationsveranstaltung der Bundesnetzagentur in München erschien bereits ein Bericht in der Main Post. Sogenannt deshalb, weil wieder einmal mit aller Macht versucht wurde den Teilnehmern das Konzept, die Notwendigkeit der Netze, aufzudrängen. Die eingeplante Zeit für eine Diskussion wurde durch lange Reden und Pseudo Fragen der BNA eigenen Mitarbeiter so beschnitten, dass man am Ende ohne neue Erkenntnisse nur frustriert nach Hause fahren konnte.
    Es ist schon bestürzend, wenn man hört wie Herr Jochen Homann, ein vom Steuerzahler finanzierter Behördenchef, so vehement die Positionen der großen Stromkonzerne vertritt und alle Argumente gegen die HGÜ-Trassen auch aus der Wissenschaft ignoriert.
    http://www.mainpost.de/regional/bayer…rt16683,8684916

    Stellungnahmen von Teilnehmern aus den BIs gibt es unter
    Das Lügenkarussel dreht sich munter weiter – "Informationsveranstaltung" der Bundesnetzagentur in München am 21.04.2015

    In einer wohl inszenierten Showveranstaltung betonte der Präsident der Bundesnetzagentur Jochen Homann ausschließlich die Positionen der vier großen Stromkonzerne. Beiträge der angereisten Gegner der geplanten Gleichstromtrassen wurden weitestgehend abgewürgt. Die Mehrheit der anwesenden Teilnehmer stammte von der BNA selbst und sorgte dafür, dass die Redezeit der Trassengegner begrenzt werden konnte. Kein Wunder, wenn sich die bayerische Politik gegen Auftritte dieser Art zur Wehr setzt. Nachstehend der Link zu einem Bericht in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

    http://www.faz.net/agenturmeldung…t-13553504.html

    Und noch ein weiterer Bericht zu dieser Veranstaltung von Olaf Lüttich:

    Auch wenn es uns von vorneherein klar war, ist man doch immer wieder enttäuscht, wie perfide unsere Gegner vorgehen. Dank Huberts vorpreschen, bereits bei der Eingangsrede von Herrn Homann, bestand überhaupt eine Möglichkeit Aufmerksamkeit zu erregen. Der Vorschlag von Hubert, statt der 3 Foren, deren Inhalte wir alle schon kennen, gleich Fragen stellen zu dürfen und zu diskutieren wurde sehr schnell von anderen Teilnehmer abgelehnt. Wie ich anschließend festgestellt habe waren diese anderen Teilnehmer Mitarbeiter der Bundesnetzagentur. Generell hatten wir nach und nach den Eindruck gewonnen, dass über die Hälfte der Anwesenden von der BNA gestellt wurde (lt. Namensliste waren 67 Personen gemeldet, es waren aber über 200 anwesend). Frau Holzschuh hat mich gleich am Anfang interviewt und ich glaube, ihr Artikel ist OK (mein Leserbrief dazu ist unterwegs). In der Pause
    wurde ich von 3 Personen der BNA (Fragestellerin, Kamera und Riesenmikrofon) interviewt. Sie wollten hören, wie toll die Veranstaltung ist. Nachdem ich ihnen den Gefallen nicht getan habe, hieß es x-mal "wir fangen noch mal neu an" und "ich stelle meine Frage mal anders". Auf meine Frage, wo das Interview zu sehen ist, kam die Antwort: "Das ist nur für die BNA intern". Ich hatte auch ein Gespräch mit 2 Leuten von Amprion. Sie schienen überrascht und beeindruckt von unseren Argumenten und haben auch
    intensiv nachgefragt. Sie hatten bis dato keine Ahnung.
    Interessant war auch ein Erlebnis ganz am Ende. In einem kurzen Schlussstatement hatte ich gesagt, dass die HGÜ-Leitungen in keiner Form kommen dürfen und das auch kurz begründet. Beim Verlassen des Saals hat mich ein Mann im dunklen Anzug in der letzten Sitzreihe angesprochen, mir die Hand gegeben und gesagt: "Sie haben ja so recht!" Auf meine Frage, von welcher BI er kommt, kam als Antwort: "Von euren Gegnern, ich bin von der Bundesnetzagentur."
    Ich denke, mit dieser Veranstaltung ist endgültig klar geworden, dass die BNA mit zu den treibenden Kräften für die HGÜ-Trassen gehört und ganz im Sinne der Stromkonzerne die Politik beeinflusst. Es wäre daher auch wichtig, wenn welche von uns auf die anderen Veranstaltungen in Stuttgart oder Erfurt gehen könnten und gleich von Anfang an Kontra geben. Ich rechne allerdings nicht
    damit, dass dort viele Trassengegner erscheinen. Wir sollten nach den Terminen die dortigen Zeitungen checken und Leserbriefe schreiben.

    Dazu ein Schreiben von Hubert Galozy an die Bundesnetzagentur:

    Sehr geehrte Damen und Herren,
    die erste von fünf Informationsveranstaltungen der Bundesnetzagentur, während der zweieinhalb Monaten dauernden 2. Konsultationsphase des Netzentwicklungsplans 2014, war gestern in München eine Enttäuschung.
    Herr Homann, Präsident der BNetzA machte gleich zu Beginn deutlich, dass er froh ist, in München zu sein und nicht an den "Brennpunkten" im Norden Bayerns. Das ist Bürgerdialog im Sinne der Bundesnetzagentur.
    Etwa zwei Dutzend Vertreter von Bürgerinitiativen und Kommunalpolitikern der betroffenen Regionen waren nach München gefahren, um eine Reaktion auf den Energiedialog und die dort festgestellte Nichtnotwendigkeit zweier HGÜ-Leitungen nach Bayern zu erhalten. Fehlanzeige. Herr Homann, sprach eindeutig von zwei HGÜ-Leitungen, die ganz dringend notwendig seien, deshalb dürfe die Politik jetzt nicht länger zögern. Das Ergebnis des Energiedialogs wurde von Herrn Homann ignoriert. Damit schlägt sich die BNetzA erneut auf die Seite der Übertragungsnetzbereiber und Finanzinvestoren, denen die BNetzA 9,05% Eigenkapitalrendite ausbezahlt, wenn sie Trassen bauen. Dem europäischen Stromhandel, mit Atomstrom unserer Nachbarn, werden Tür und Tor geöffnet.
    Der Präsident hatte auch eher keine Lust auf Diskussionen, Nachfragen wurden im Plenum in die Arbeitsgruppen verwiesen. Dort lauschte Herr Homann den eigenen Präsentationen seiner Mitarbeiter um dann vorzeitig die eigene Veranstaltung zu verlassen. Diesen
    Donnerstag ist der Präsident der BNetzA beim Koalitionsausschuss in Berlin anwesend. Trotz laufender Konsultationen der Bürger zum Netzentwicklungsplan nimmt er die Ergebnisse schon vorweg und belächelt die Einwände der Bürger zum Netzentwicklungsplan als "Serienbriefe". Landrat Knapp verlies die Veranstaltung aus Protest frühzeitig. Bürgerdialog geht anders!
    Herr Homann, mit einer solchen Ignoranz, wie sie leider auch Ihr Chef Sigmar Gabriel an den Tag legt, werden Sie den Unmut in der Bevölkerung nur noch weiter schüren. Ein zweites Wackersdorf zeichnet sich dadurch leider ab.

    Mit freundichen Grüßen
    Hubert Galozy

    Ein Bericht über diese Veranstaltung von Inge Hofgärtner:

    Lüge 1: Die Bundesnetzagentur ist an einer Informationsversanstaltung, welche ihren Namen verdient, interessiert.

    Tatsache: Die Veranstaltungen finden abseits jedweden Trassenverlaufs mit der Begründung, dass heuer die Hauptstädte als Veranstaltungsorte gewählt wurden, statt. Der Termin in Bonn wurde aufgrund einer zu geringen Teilnehmerzahl von 11 Interssierten abgesagt. Wärt ihr mal nach Nürnberg oder Pegnitz etwa gekommen, da wäre die Bude aber voll gewesen.
    Die Veranstaltungen machen viel Arbeit, tja, immerhin bezahlt. Wir Bürger dürfen dafür Urlaubstage verbraten, nur um mit der Erkenntnis nach Hause zu fahren: die Bundesnetzagentur ist kein Stück weiter gekommen!

    Lüge 2: Eine Entscheidung für die Energiewende ist laut Präsident Jochen Homann eine Entscheidung für den Netzausbau. Dabei hätte die BNA kein Interesse an maximalem Netzausbau, hätte sie doch ein Drittel des von den Netzbetreibern geplanten gestrichen. Diese Planung hätten sie zusammen mit Unis unabhängig nachgerechnet, seien sie doch nicht der verlängerte Arm der Netzbetreiber, lehnen sie auch Leitungen ab, fordern Nachbesserungen der Netzentwicklungspläne.

    Tatsache: Der Netzausbau zementiert die Art der Energieversorgung über Jahrzehnte hinaus, zentrale Kohleverstromung in erster Linie. Wie unabhängig kann etwa eine RWTH Aachen sein, wenn fünf Lehrstühle vom Netzbetreiber gesponsert werden? Interessant ist, dass die BNA zukünftig die Pläne allein gestalten soll, ohne Beteiligung des Netzbetreibers, was das Vertrauen in die BNA zeige. Warum wird zwei Sätze vorher von der Kompetenz der Netzbetreiber in Sachen Netzausbau gesprochen, welche die BNA nicht haben könne?
    Interessant ist auch, dass der schleppende Netzausbau die Energiewende verzögert und die Strompreise in die Höhe schnellen ließe. Fakt ist, dass der Netzausbau, gerade der Bau der HGÜ-Trassen, den Tod der Energiewende bedeutet, und das zu immensen Kosten.

    Lüge 3: Die drei geplanten HGÜ-Leitungen seien nach wie vor notwendig, da massiv Windenergie ausgebaut wird. Da rutscht in diversen Karten zum Thema Windkraftausbau die Lausitz schon mal ein gutes Stück nach Norden. Sonst wäre es ja offensichtlich, dass dort kaum Windenergie, sondern dreckiger Braunkohlestrom abtransportiert wird.

    Tatsache: Wie lang müssen wir uns die Kohlestromlüge noch anhören, sie stinkt doch buchstäblich schon längst zum Himmel!

    Lüge 4: Die Notwendigkeit der Trassen sei durch eine Bedarfsrechnung ermittelt.

    Tatsache: Es gibt nach wie vor keine ernst zu nehmende Bedarfsrechnung, weder von seiten der BNA noch vom Netzbetreiber Amprion. Ein mehrmaliges Nachbohren blieb erfolglos.

    Lüge 5: Die HGÜ-Leitungen werden für Bayerns Stromversorgung nach Abschalten der AKWs benötigt.

    Tatsache: Deutschland will Exportweltmeister bleiben, die Trassen dienen dem europäischen Stromhandel. Erst nach und nach bestätigt die BNA diese Tatsache, ihre Aufgabe sei es gar, die Netzstruktur für einen liberalen Stromhandel zu entwickeln. Noch Fragen?

    Doch genug der Lügen, hier noch ein paar interessante Punkte:

    Frau Dr. Gunde Ziegelberger vom Bundesamt für Strahlenschutz jongliert mit den Grenzwerten für elektrische und magnetische Felder. Im Endeffekt weiß auch sie nichts von belastbaren Erkenntnissen zu den Auswirkungen der Stromtrassen. Kann ihr auch nicht bekannt sein, da Pilotprojekt verbunden mit einer Humanstudie im Feldversuch.

    Sehr schön auch Achim Zerres, Abteilungsleitung Energieregulierung der BNA, der erzählt, dass die Gespräche über den Korridor D mit den Betroffenen so schlecht gelaufen seien, dass Amprion jetzt gar nichts mehr macht. Hoffentlich vergisst der Netzbetreiber über so viel Frust den Bau der HGÜs.

    Es wird kein Hehl daraus gemacht, dass wohl unserer Bundestag belogen wird. Die Zahlen aus dem parlamentarischen Frühstück seien falsch. Der Lüge bezichtigt, fällt dem Präsidenten auch nichts mehr ein. Mir schon: Nur getroffene Hunde bellen.

    Auch die 9,05 % Rendite werden heruntergespielt, genauso wie die ernst zu nehmenden Sorgen der Bürger. Wie es Hubert Galozy treffend formuliert hat, wenn uns die BNA nicht endlich für ernst nimmt, dann wird es ein zweites Wackersdorf geben. Dass die Gemüter gereizter werden, war gestern auf jeden Fall deutlich zu spüren.

    Quintessenz: die BNA hat nichts dazugelernt, wir schon.

    Den Bürgern wird in Berichten immer wieder vorgegaukelt, dass grüner billiger Windstrom zur Versorgungssicherheit Bayerns vom Norden in den Süden transportiert werden muss und dafür der Bau von HGÜ-Stromtrassen notwendig ist. Den Trassengegnern wird vorgehalten, dass sie die Energiewende blockieren. Das Gegenteil ist der Fall. Wir sind für die Wende, aber genau dafür müssen die großen HGÜ-Trassen verhindert werden.

    Am 26.April 2014 hat die Bundesregierung die Rahmenbedinungen der Energiewende mit der neuen EEG-Novelle schwerwiegend verändert. Regenerative Energien wie Windräder an Land und Solarstrom wurden entgegen früherer Ausbauziele „gedeckelt“. Der „atmende“ Deckel verhindert den weiteren großtechnischen Ausbau dieser mitlerweile kostengünstigen regenerativen Energieformen. Stattdessen wurden die Weichen für neue große Offshore Windparks gestellt. Während die regenerative Stromerzeugung an Land jetzt schon für 7bis 10 Cent pro KWh (Kilowattstunde) zu haben wäre, setzt man jetzt auf Windparks für Großinvestoren, die mit bis zu 19,4 Cent pro KWh gefördert werden, staatlich garantiert, vom Stromkunden bezahlt. Natürlich zahlen da die stromintensiven Betriebe und fast das ganze produzierende Gewerbe nicht mit.

    Hierzu eine für alle nachvollziehbare Berechnung, die eine Vorstellung von der Größenordnung der Kosten geben soll:
    Die Geplante Kraftwerksleistung der Offshore-Windmühlen in Deutschland bis 2020 beträgt ca. 6,5 GW (Gigawatt), bis 2030 ca.15 GW. Diese Anlagen sind entweder schon alle im Genehmigungsverfahren oder bereits genehmigt.
    Bei anzunehmenden 4000 Stunden pro Jahr Volllast Betriebszeit (*1) ergibt dies bis 2020 ca. 26 TWh (Terawattstunden). D. h. eine Stromproduktion von 26.000.000.000 Kilowattstunden. Bis 2030 sind das dann 60 TWh aus Offshore Windkraft. Dies entspricht etwa 4 bis 10 Prozent des deutschen Strommixes.
    Die Offshore Windkraft wird mit 19,4 Cent pro KWh vergütet (8 Jahre lang oder 12 Jahre mit 15,4 Cent pro KWh) (*2). Der Strompreis betrug 2014 auf der Leipziger Strombörse ca. 3,3 Cent pro KWh. Die Förderung wird auch in den Jahren nach 2020 nur geringfügig reduziert. Der garantierte Förderzeitraum wird sich je nach technischen Schwierigkeiten (Entfernung von der Küstenlinie oder Wassertiefe) noch um einige Jahre verlängern. Bis 2030 ist mit einem durchschnittlichen Offshore Strompreis von ca. 17 Cent pro KWh zu rechnen. Bei Onshore und Solar werden es durchschnittlich 6 Cent bis 2030 sein. Das bedetet, das hier eine Differenz von durchschnittlich 11 Cent pro KWh aufläuft. In Euro ergeben sich daraus ca. 60 Mrd. € Zusatzkosten für den Stromkunden, aus einer Stromproduktion Wind-Offshore von ca. 540 TWh über die Jahre 2015 bis 2030.
    Für den durchschnittlichen Stromkunden (3500 KWh pro Jahr) bedeutet dies einen Aufschlag von 25,- € in 2020 und 70, -€ in 2030 auf die jährliche Stromrechnung - nur für Offshore statt Onshore Strom. Die Energiewende wäre auch mit Onshore zufrieden, die Großinvestoren allerdings können nur bei Offshore verdienen.
    Momentan zahlt der Kunde ca. 6,2 Cent pro KWh, also ca. 220.- € im Jahr für die EEG Umlage.
    Die Trassenbaukosten von 20 bis 40 Milliarden €, mit staatlich garantierter Eigenkapital-Rendite von 9,05 bzw. 7,14 Prozent, kommen über die Netzkosten bei der Offshore Variante auch noch dazu.
    Soviel zum billigen Offshore Windstrom.

    Gaskraftwerke (GUD) haben Stromgestehungskosten (zusammengesetzt aus Kapital-, Brennstoff- und CO2-Kosten) von 7,5 bis 9,8 Cent pro KWh. Das ist nur minimal höher als die Gestehungskosten bei Steinkohlekraftwerken (6,3 bis 8,0 Cent pro KWh) (*3).
    Eine minimale Förderung von 1 bis 2 Cent pro KWh für Gaskraftwerke würde diesen wieder eine Einspeisechance gewähren, was die Netzstabilität erheblich steigern, die CO2 Belastung erheblich senken und die Kosten für den Verbraucher damit erheblich reduzieren würde. Neue Mega Trassen wären nicht nötig. Dringend erforderlich ist es aber, den ungezügelten Offshore-Ausbau zu stoppen. Zudem müssten einige Kohlekraftwerke abgeschaltet werden. Die vielen städtischen GUD-Kraftwerke würden sich dadurch wieder rechnen. Die Kommunen, die dort investiert haben, würden endlich nicht weiter für ihr vorbildliches ökologisches Engagement bestraft werden.

    Wie widersinnig die Diskussion um den in den Medien so beliebten Satz ist, dass der „Windstrom vom Norden in den Süden“ müsse, sieht man auch daran, dass Anfang 2015 in Hamburg ein neues Steinkohlekraftwerk mit 1,7 GW Leistung in Betrieb ging (weit größer als ein Atomkraftwerk mit ca. 1,3 GW).
    Wieso das, wenn doch angeblich so viel billiger Windstrom da ist und viele Fachleute der Meinung sind, dass Grundlastkraftwerke reduziert werden müssen?

    Um keine Missverständnisse zu erzeugen: Wir sind auch für einen erst einmal kleinteiligen Ausbau der Offshore Windkraft, um auch hier weitere Innovationen zu ermöglichen (es wird an Anlagen bis zu 12 MW pro Windrad geforscht). Momentan fällt der Gestehungspreis für Wind und Solarstrom an Land immer noch deutlich schneller als bei Offshore Anlagen, das wäre die logische Hauptrichtung.

    In der jetzigen Situation ist aber ein solch großer Ausbau der Offshore Windkraft (geplante 15 GW bis 2030) dem Stromkunden gegenüber unverantwortlich. Der wesentliche Windkraft-Ausbau muss zur Zeit an Land erfolgen. Offshore-Windkraft zerstört die Akzeptanz der Energiewende, da sie zu teuer ist und unsinnige HGÜ Trassen benötigt.
    Ich bitte alle Journalisten, diese Berechnungen zu überprüfen, bevor sie weiterhin kritiklos über den angeblich billigen Windstrom aus dem Norden schreiben. Für das Gelingen der Energiewende brauchen wir keine überdimensionierten Masten durch ganz Deutschland. Eine nachhaltige Energiewende ist dezentral und nah am Verbraucher.

    Georg Stumpf Dipl. Ing (FH), BI Leinburg
    März 2015

    Quellenangaben:
    (*1) http://www.google.de/url?sa=t&rct=j….89217033,d.ZWU

    (*2) http://www.erneuerbare-energien.de/EE/Redaktion/D…icationFile&v=3

    (*3) http://www.google.de/url?sa=t&rct=j….89184060,d.d2s

    Auf Initiative von Maria Estl von der BI Steinwald beteiligt sich das Trassenbündnis auf der Jahreshauptversammlung von RWE an einem Gegenantrag der Kritischen Aktionäre. Es geht dabei um zwei wesentliche Punkte:

    • Beantragt wird die Reduzierung der Ausschüttung von 1,- € auf -,30 € pro Stückaktie, um das freiwerdende Kapital für den Ausbau der Erneuerbaren Energien zu verwenden.
    • Zusätzlich wird beantragt, die Mitglieder des Vorstands wegen zahlreicher Fehlentscheidungen und dem Versäumnis, verstärkt in Erneuerbare Energien zu investieren, nicht zu entlasten.

    Nachstehend der genaue Wortlaut des Gegenantrags:

    Die Bürgerinitiative Leinburggegen die Stromtrasse Korridor D lädt ein:
    „Der Wahnsinn des Netzausbaus“
    Aktueller Stand zur Stromtrassenplanung

    Sonntag, 19. April 2015, um 11.00 Uhr im Sportheim in Leinburg, Nürnberger Str. 43, 91227 Leinburg

    Schwerpunkt der Veranstaltung: Energiewende und Konsultationen zum Netzentwicklungsplan
    Es sprechen:
    Jochen Lang, 1. Bürgermeister Gemeinde Leinburg, Grußwort
    Armin Kroder, Landrat, Grußwort und Kurzinfo über die aktuelle Landkreissituation
    Ralph Kubala, Bürgerinitiative Altdorf/Burgthann,Vortrag: „Aktueller Stand der Vorbereitungen zur 2. Kommentierung des Netzentwicklungsplans 2014“
    Moderation: Hubert Galozy, BI Leinburgmit Bericht vom Energiedialog in München
    Im Anschluss Diskussion
    Ende der Veranstaltung: ca. 12.15 Uhr

    Wir freuen uns auf einen informativen Meinungsaustausch und Ihr Kommen!