Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Haseloff,
da Sie gestern morgen nicht telefonisch erreichbar waren, komme ich
sehr gerne auf den Vorschlag von Frau Penning und Frau Bergholz zurück
und wende mich per e-mail an Sie. Frau Penning hat mir dabei
zugesichert, dass meine e-mail ohne Standardformulierungen Ihrerseits
beantwortet wird. Da ich Ihre unglaublich naiven Aussagen in den
Nürnberger Nachrichten gelesen habe, wurde der folgende Text auch an die
Redaktion Leserbriefe der Nürnberger Nachrichten mit der Bitte um
Veröffentlichung geschickt:
"Da muss man sich schon wieder Sorgen machen um die
Zurechnungsfähigkeit der Entscheidungsträger. Ich empfehle Herrn
Haseloff dringend die Lektüre des NEP 2014, dann würde er unsere
Intelligenz mit Äußerungen wie „Wir [in Sachsen-Anhalt] brauchen unseren
Kohlestrom alleine“ und Behauptungen, es würde mit einer Verlängerung
an die Ostsee nur noch Strom aus Windkraft durch die Megatrassen
fließen, hoffentlich nicht mehr beleidigen. Einen Strommix wird es immer
geben, und HGÜ-Trassen sind nun mal so konzipiert, dass sie mitnehmen,
was geht. Äußerst fürsorglich ist ja auch immer noch das Angebot des
russischen Rosneft-Chefs Igor Setchin, Deutschland über Seekabel mit
Atomstrom aus dem Baltischen Kernkraftwerk in Kaliningrad zu versorgen.
Denn für die paar Windräder, die es bis jetzt im Einzugsbereich der
neuen möglichen Anschlussstelle Güstrow im Norden gibt, braucht man
keine Netzkapazitäten für mindestens 4 Gigawatt.
Aber 50Hertz und Amprion haben jetzt natürlich doppelten Grund zur
Freude, bekommen sie doch 9,05 % Eigenkapitalrendite für den NEUbau von
Leitungen, und die Leitung wird immer länger. Bei einer Netzoptimierung
bestehender Netze gibt es nun mal nur 7,14 %. Hat sich jetzt eigentlich
endlich mal unter den Politkern jemand gefunden, der verstanden hat,
dass man nicht einerseits davon reden kann, man sei für das NOVA-Prinzip
(Netzoptimierung vor Ausbau), gleichzeitig ist jedoch von einer
Infragestellung dieses „netten“ Angebotes der Bundesnetzagentur an die
Netzbetreiber nichts zu merken?"
Kümmern Sie sich bitte um Ihre Gemeinden In Sachsen-Anhalt, die sie
womöglich wegen der Erschließung neuer Braunkohleabbaugebiete umsiedeln
müssen. Um in Ihren Gedankengängen zu antworten: wir wollen nämlich
weder "Ihren" Braunkohlestrom noch den Windstrom aus Güstrow, der gehört
nämlich Mecklenburg-Vorpommern, und wir verzichten auch liebend auf den
Atomstrom von Putin. Somit ist alles gut, die Energiekonzerne verdienen
nicht am internationalen Stromhandel (wie übrigens im NEP 2014 ganz
eindeutig zu lesen ist, die 400 Seiten werden Sie aber sicher nicht
gelesen haben), da die Trasse nicht gebraucht wird.
Falls Sie sich doch einmal, neben den Meinungen der Atom- und
Braunkohlelobby und deren wohlgesinnten Gutachtern, aus anderen Quellen
informieren möchten, empfehle ich Ihnen folgende Seiten:
https://www.stromtrasse1601.de/www.stromtrasse1601.de
https://www.stromtrasse1601.de/www.stromautobahn.de
P.S. Nehmen Sie sich bitte auch ein Beispiel an Ihrer
Parteikollegin aus Thüringen und fragen Sie mal dort nach, was sie von
der Süd-Ost Passage hält. Warum durchschaut Frau Lieberknecht die
Spielchen der Lobbyisten und Sie nicht?
Mit freundlichen Grüßen
Hubert Galozy