Deutsche Versicherer wollen hohe Renditen für null Risiko

    • Offizieller Beitrag

    Die Versicherer bekommen den Hals nicht voll. Es herrscht weiterhin großes Interesse an der Beteiligung von Infrastrukturprojekten. Interessanterweise wird in den aktuellen Pressemitteilungen nie das Beispiel Stromtrassen genannt, sondern lieber mal nur der Bau von Autobahnen. Denn die 9,05 Prozent Rendite für Eigenkapital sind spätestens seit dem Energiedialog ein Politikum. Auch Wirtschaftsministerin Aigner hat erkannt, dass es sich hier um eine unüblich hohe Verzinsung handelt.

    Trotzdem will man sich in der Versicherungsbranche natürlich nicht das lukrative Geschäft versauen lassen, man beginnt aber zumindest, dieses Angebot mit betontem Gleichmut zu kommentieren. Man fühle sich angesprochen, sei aber natürlich nicht davon abhängig, so GDV-Präsident Erdland. Und selbstverständlich müssten die Projekte, in die man investiere, vertraglich und politisch "total sicher" sein. Dann würde ich vorschlagen: Lasst es sein mit der Investition in Gleichstromtrassen, denn es könnte passieren, dass vor den Investitionsobjekten Demonstrationen und Blockaden stattfinden, die den Bau verzögern.

    Ein Satz, der an Dreistigkeit kaum zu überbieten ist und klar zeigt, wie der Stellenwert von öffentlichen Geldern in der Wirtschaft gesehen wird: "Anders als bei öffentlichen Finanzierungen, deren Risiken letztlich der Steuerzahler trage, legten private Investoren besonderes Augenmerk darauf, dass Projektdauer und Budgets eingehalten werden. "Das ist ja gerade der Vorteil, den man sich davon verspricht", betonte Erdland."
    Soll heißen: Mit Steuergeldern kann man gerne etwas risikobereiter umgehen, aber wir können uns so was nicht erlauben, bei uns muss am Ende richtig viel Knete rüberkommen, und das mit hundertprozentiger Sicherheit. Dafür arbeiten die privaten Investoren angeblich ordentlicher.

    Aber auch die Versicherungswirtschaft sollte sich nach Mechanismen des Marktes richten. Hohe Renditen für null Risiko? Das ist unüblich und ein dreistes Verlangen. Was sie verdient hätten, wären Minuszinsen für die Verwaltung ihrer Milliarden, wie es die Zentralbanken bei institutionellen Anlegern derzeit verlangen.

    Von unseren Politikern müssen wir vehement verlangen, dass sie diesen überzogenen Forderungen Einhalt gebieten. Keine 9,05 Prozent Rendite für den Bau neuer Trassen!

    http://www.welt.de/finanzen/artic…ersicherer.html