TenneT-Vertreter auf Tour: Auf der Suche nach dem Trassenverlauf mit dem geringsten Raumwiderstand

    • Offizieller Beitrag

    Was tun, wenn TenneT-Vertreter mit einem Köfferchen mit Erdkabel-Mustern in der Hand vor der Tür stehen?

    Hirn anschalten, verstehen, dass es sich um Kommunikations-Fuzzis mit Schwerpunkt Mediation und Konfliktmanagement handelt, und lieber nicht glauben, was sie sagen (die TenneT-Vertreter selbst tun das nämlich auch nicht). Es geht vor allem auch darum, auszuloten, wo und in welchem Ausmaß man auf Widerstand trifft. Also setzt man verstärkt Artikel mit Betroffenheit im Osten, das hat zusätzlich den Vorteil, dass man dadurch die aktiven "Westler" befriedet.

    Dass es offensichtlich sogar Menschen entlang der alten Amprion-Trassenkorridore gibt, die anderen die sinnlose HGÜ-Leitung an den Hals wünschen, sieht man an der Aussage Thorsten Glaubers (Freie Wähler) auf einer Veranstaltung in Altenstadt am 25. April 2016, die sinngemäß so war: "Sie glauben gar nicht, wie viele Mails und telefonische Bitten ich erhalten habe, als es schien, dass die Trasse weiter in den Osten verschoben werden sollte. Ich solle bloß stillhalten. Das kam auch von bekennenden Trassengegnern." Das Sankt-Florians-Prinzip hilft aber definitiv nicht, um wild gewordene Energieunternehmen zur Mäßigung zu zwingen.

    Die Mittelbayerische Zeitung hält die TenneT-Vertreter-Tour für einen Beleg dafür, dass der Trassenverlauf annähernd feststeht: TenneT-Pressesprecher Lieberknecht "besuchte am Dienstag mit der Tennet-Referentin für Bürgerbeteiligung, Carolin Kürth, ostbayerische Zeitungsredaktionen entlang der möglichen Trasse, was als weiteres, sicheres Indiz gewertete werden kann, dass die Planungen für das umstrittene Großprojekt in eine entscheidende Phase eingetreten sind."

    Ich halte es für eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die eingebremste Kommunikationsabteilung des Netzbetreibers. Was tun, wenn man von Pschierers Task-Force auferlegt bekommt, gegenüber den Trassengegnern ja nicht wieder in irgendein Fettnäpfchen zu treten, bis die Verläufe feststehen? Herumreisen und ein wenig triggern, um herauszufinden, welche Reaktionen die Verlegung von Erdkabeln bei der Bevölkerung auslösen. Botschaft: Alles ganz harmlos, das Zeug passt sogar in einen Koffer.

    Dass es "noch ein Stück wahrscheinlicher geworden [ist], dass die geplante Gleichstrompassage Süd-Ost weite Teile der Oberpfalz durchschneiden wird", ist auch durch das am 27. April 2016 erschienene Positionspapier der Bundesnetzagentur nicht erwiesen. Zwar "gelte in räumlicher Hinsicht, dass ein möglichst an der 'Luftlinie' orientierter, geradliniger Verlauf des Trassenkorridors zwischen Anfangs- und Endpunkt erreicht werden soll", dieses Gebot der Geradlinigkeit nach § 5 Abs. 2 NABEG wird jedoch von zahlreichen anderen Kriterien beeinflusst, die für den Verlauf ebenfalls eine Rolle spielen. So wird es auch im Positionspapier festgestellt: "Andererseits hat der Gesetzgeber für diesen Planungsgrundsatz jedoch keinen absoluten Geltungsanspruch normiert (vgl. Wortlaut 'möglichst')." (Siehe S. 9)

    Wetten, dass TenneT uns antworten würde, es gebe keine Neuigkeiten, wenn wir sie für diese "neuen" Infos nach Altdorf zum Gespräch einladen? Aber immer schön in Zeitungsredaktionen aufschlagen, mit Mustern von Erdkabeln (!!!) im Gepäck. Peinlich, wie lästige Vertreter, denen man schnellstmöglich die Tür vor der Nase zuschlagen sollte.


    http://www.mittelbayerische.de/region/neumark…art1371809.html