Terroranschläge auf Stromtrassen - ausgeschlossen oder wahrscheinlich?

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    Ein äußerst unbeliebtes Argument für Trassenbefürworter ist der Hinweis darauf, dass man wohl kaum dauerhaft die Gefahr von Anschlägen auf Strommasten ausschließen kann. Aus diesem Grund meidet man dieses Thema in der Öffentlichkeit wie der Teufel das Weihwasser. Klar ist, dass in Studien zur Netzentwicklung (z. B. vom Rat der Agora) dieses Thema zumindest erwähnt und in die Planungen einbezogen wird.

    Wenn die HGÜ-Trassen aus dem Norden tatsächlich für die Grundlastversorgung Bayerns mit Strom notwendig und damit überlebenswichtig sind, muss es für die kommenden Wochen auch gestattet sein zu fragen, wie man mit diesem realen Problem umgehen wird.


    http://www.proplanta.de/Agrar-Nachrich…1421129618.html

    • Offizieller Beitrag

    Noch ein Nachtrag, der an Naivität nichts zu wünschen übrig lässt: Desertec kann man zwar praktisch vergessen, außer ein paar Loosern wie RWE investiert dort keiner mehr, da man jetzt ja lieber Windstrom aus der Nordsee beziehen möchte. Aber die Idee von "friedenssichernden Trassen" von Nordafrika bis nach Europa ist bombastisch :D .
    Hier wird unterstellt, dass es nur am politischen Willen der liefernden Länder liegt, dafür zu sorgen, dass der Strom ohne Unterbrechungen nach Europa geschickt wird. Dass diese Abhängigkeit von einer funktionierenden Stromübertragung von terroristischen Gruppierungen genau dazu ausgenutzt wird, um die politischen Kräfte im eigenen Land zu stürzen, die Handel mit Europa betreiben, wird gar nicht erst in Erwägung gezogen.

    "Wir bitten arabische Leser um Verständnis für die Art der Fragestellungen und Formulierungen. Solche Fragen und Bedenken werden tatsächlich häufig an uns gerichtet.

    1. Was ist mit der Abhängigkeit vom Ausland und der Gefahr von Anschlägen?

    Für Europa macht es Sinn Solarstrom aus Nordafrika und dem Nahen Osten zu kaufen, weil er dort billiger produziert werden kann und weil solarthermische Kraftwerke zuverlässig Strom liefern können und damit Vorteile gegenüber den überwiegend fluktuierenden regenerativen Quellen in Europa bieten bzw. diese effizient ergänzen. Würden höhere Preise z.B. durch Lieferunterbrechungen erzwungen, gingen beide Marktvorteile und somit mittelfristig auch die europäischen Kunden verloren. Denn hier liegt der große Unterschied zur Abhängigkeit von
    fossilen Brennstoffen: regenerativer Strom kann genauso, wenn auch teurer und aufwändiger, in Europa gewonnen werden. Es liegt also im Eigeninteresse der stromexportierenden Länder, ein günstiges und zuverlässiges Produkt anzubieten, da andernfalls die Nachfrage sinkt und mit dem Ausfall von weiteren Investitionen, Exporterlösen und Arbeitsplätzen zu rechnen ist. Angesichts einer derartigen Selbstschädigung macht eine (Strom-)Kartellbildung nach dem Vorbild der OPEC wenig Sinn. Nicht gelieferter Solarstrom ist verloren und kann
    nicht wie Öl oder Gas später teurer verkauft werden. [...]

    Der Ausfall von Kraftwerken und Leitungen kann also problemlos bis zu deren Reparatur oder einer politischen Lösung durch bereitstehende Gaskraftwerke kompensiert werden. Es wird auch weder eine große Leitung noch ein großes solarthermisches Kraftwerk geben, sondern hunderte Kraftwerke in einem Netz von Erneuerbaren Energien, verteilt auf mehrere Kontinente. Sowohl staatliche als auch private Klein- und Großinvestoren können / sollten / wollen sich an den Kraftwerken und Leitungen beteiligen. Für die Finanzierung der Leitungen bieten sich z.B. auch Pensionsfonds an, die langfristige sichere Investition suchen, die nachhaltig und friedenssichernd sind. Gerade Pensionsfonds haben Interesse an einer günstigen funktionierenden Stromversorgung, da auch ihre Investitionen in Europa diese benötigen.
    [...]
    Wie man in Europa sieht, sichert gegenseitige Verflechtung Frieden und Zusammenhalt. Durch die Schaffung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen sowie besserer Lebensbedingungen, ist DESERTEC ein ideales Anti-Terrorprogramm."

    http://www.desertec.org/de/konzept/fragen-antworten/


    Alles klar, funktioniert bestens...

    • Offizieller Beitrag

    "Die Kern- und Kohlekraftwerke in Europa kommen immer mehr in die Jahre. Damit nimmt auch deren Störanfälligkeit kontinuierlich zu. Fallen mehrere Großkraftwerke gleichzeitig aus, ist ein Blackout wirklich nur noch sehr schwer abzuwenden. Rein statistisch gesehen ist das nicht sehr wahrscheinlich. Doch die gefühlte Terrorgefahr steigt auch in Europa stetig an und könnte die Wahrscheinlichkeiten spürbar verschieben. Dezentrale erneuerbare Kraftwerke sind in dieser Hinsicht erheblich im Vorteil. Sie haben deutlich kleinere Leistungen. Um einen Blackout zu provozieren, müssten schon zehntausende Terroristen gleichzeitig zuschlagen."

    Volker Quaschning ist ein habilitierter Ingenieurwissenschaftler und Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW in Berlin

    http://www.neueenergie.net/wissen/technol…onnenfinsternis

  • Dem ist doch nichts mehr hinzuzufügen. Seltsam, dass vor dieser Blackout-Gefahr hat noch keiner der Trassenbefürworter gewarnt hat, deren Blackouts drohten durch den Wegfall der Atomkraftwerke in Verbindung mit den fehlenden HGÜs, siehe Lex Hartman ".... und dann wird´s dunkel!" letzten Oktober in München.
    Da sehen wir doch mal wieder, wie die Tatsachen von den Lobbyisten umgedreht werden.