BAYERISCHE ENERGIEWIRTSCHAFT FORDERT SPEICHER - UND NOCH MEHR NEUE TRASSEN

    • Offizieller Beitrag

    BAYERISCHE ENERGIEWIRTSCHAFT FORDERT SPEICHER - UND NOCH MEHR NEUE TRASSEN

    Wenn Lobbyisten ab und zu ein wenig Kreide fressen, macht das noch keine Energiewende für Bayern. Es ist aber sehr spannend, dass sie es für notwendig befinden, ihre Selbstdarstellung in einer Weise anzupassen, von der sie meinen, mehr politische Akzeptanz für ihre Forderungen zu erhalten.

    Detlef Fischer vom Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (VBEW) hat ganz sicher nicht wirklich begriffen, was Energiewende bedeutet. Fischer arbeitet eindeutig nicht auf ein System aus Erneuerbaren Energien hin, sondern auf einen EU-Strommarkt mit hohen Anteilen an Atomkraft. Folgerichtig ist er ein großer Anhänger des EU-Supergrid: Fossil-atomarer Strommix für alle. Und bislang wurde dabei auch ganz einseitig auf Strom(ab-)transport statt auf Speicherung gesetzt. Denn, so Fischers Credo noch im Frühjahr: "Speicher sind sauteuer."

    Aber sogar ein Trassen-Ideologe wie der VBEW-Chef kann auf Dauer nicht umhin, das Thema Speicher in seinen nicht gerade bescheidenen Forderungskatalog mit aufzunehmen. Zu dem, was sich die bayerische Wirtschaft so wünscht - möglichst finanziert von der Allgemeinheit -, damit weiterhin wirtschaftliches Wachstum garantiert ist, wird jetzt einfach noch obendrauf gesetzt: Nicht Speicher statt Trassen, sondern bitteschön alles.

    Was ist mit den Kosten?

    Die Notwendigkeit für Speicher beim Ausbau von Erneuerbaren Energien müssen auch die Energiewende-Bremser begreifen. Das ist also der Plan: Gleichzeitig ein massiver Übertragungsnetzausbau für die Ausweitung des EU-Stromhandels und Großspeicher?

    Sonst sehr gesprächig und munter bei Forderungen, hüllen sich Trassenlobby und Energiewirtschaft konstant in Schweigen, wenn es darum geht: Wie hoch sind die Kosten? Wer soll das alles bezahlen? Sind die Pläne realistisch, ohne die Strompreise noch weiter in neue Rekordhöhen zu jagen?


    Atomlobbyisten zu Gast beim "Bürgerdialog Stromnetz"

    Fischer war vor seiner Tätigkeit als Lobbyist 10 Jahre lang in der Atomwirtschaft. Im August forderte er den AKW-Weiterbetrieb: „Wer die Bayern nicht frieren lassen will, muss natürlich auch das Kernkraftwerk Isar 2 weiterlaufen lassen.“ (Wiwo 03.08.22)

    An eine Versorgung allein aus Erneuerbaren Energien glaubt er nicht: "Kernkraft ist keine Option für die nächsten 20 Jahre. Wir haben weder das Personal für Kernenergie noch die nötige gesellschaftliche Akzeptanz. Das heißt nicht, dass wir in Bayern keinen Atomstrom haben werden, wir importieren ihn halt. Bayern wird zeitweise 50 bis 60 Prozent seines Stroms importieren. Das kann man auch Doppelmoral nennen." (Augsburger Allgemeine 28.12.2021)

    Für die bayerische Staatsregierung forderte Ltd. Ministerialrat Dr. Martin Elsberger (auch für die sogenannte "Taskforce Netzausbau" im Bayerischen Wirtschaftsministerium zuständig) bei einer Veranstaltung des selbsternannten "Bürgerdialog Stromnetz" eine "vorübergehende Laufzeitverlängerung" für Kernkraftwerke bis 2025.

    Besonders interessant werden deshalb die Positionierungen der Energie- und Wassserwirtschaft, wenn die Atomkraft-Ideologen ein weiteres Mal im Frühjahr 2023 um AKW-Laufzeitverlängerungen kämpfen.

    Hier geht's zu einem sehr interessanten Einblick in die Selbstdarstellung der bayerischen Energiewirtschaft von Heinz Wraneschitz:

    Energiewirtschaft fordert Speicher