- Offizieller Beitrag
Keine Sommerpause an der Juraleitung
Trassengegner-Bürgerinitiativen im Gespräch mit SPD-Landtagskandidatin Andrea Lipka und
SPD- Bezirkstags Kandidatin Iris Lederer
Auch in der Ferienzeit kommen die von den Planungen eines zweiten Umspannwerkes und der neuen Stromtrasse “Juraleitung” Betroffenen nicht zur Ruhe: Mit einer Reihe persönlicher Anschreiben versuchen die Firma Tennet und beauftragte Subunternehmer, Eigentümer davon zu überzeugen, Eingriffe auf ihren Grundstücken zuzulassen. Eine Ermutigung, den Kampf gegen die Pläne des Übertragungsnetzbetreibers fortzusetzen, erhielten Ludersheimer Landwirte und Vertreter der Bürgerinitiativen aus dem Aktionsbündnis Trassengegner von SPD-Landtagskandidatin und Kreisrätin Andrea Lipka (Foto links) bei einem ausführlichen Gespräch am 7. August 2023 im Altdorfer Bürgertreff, an dem auch SPD-Bezirkstagskandidatin Iris Lederer teilnahm.
Frühzeitige Rodungen drohen
Grundstücksbesitzer an Juraleitung haben Ende Juli und Anfang August Aufforderungen der Firma Tennet erhalten, über Rodungen von Waldstücken zu verhandeln. Gleichzeitig möchte das Unternehmen die “Eingriffe in den Baumbestand an anderer Stelle durch die Neuentwicklung von Wald” ausgleichen - ebenfalls auf den Flächen der Angeschriebenen.
Ingrid Schmidt, Landwirtin aus Ludersheim, schildert Andrea Lipka und Iris Lederer den starken Druck, dem die Eigentümer permanent ausgesetzt seien. Ständig müsse man sich rechtfertigen, warum man keine Eingriffe auf seinem Grund und Boden dulden möchte. Über die Vorgehensweise der Firma Tennet zeigt sie sich verwundert. “Jetzt schon über Flächen zur Abholzung und Aufforstung verhandeln wollen, obwohl es noch keinen endgültigen Trassenverlauf und Standort gibt, ist frech. Damit sollen vollendete Tatsachen geschaffen werden, obwohl die offiziellen Planungsverfahren noch gar nicht abgeschlossen sind”, stellt Schmidt fest. Sie sei zunehmend wütend über die Art, wie dabei mit den Landwirten umgesprungen werde: “Tennet lädt uns zu Eigentümer-Gesprächen, um angeblich Neuigkeiten mitzuteilen, die man dann aber nicht bekommt. Drohungen, enteignet zu werden und Zwangsgeld stehen bei solchen Gesprächen immer im Raum, sobald man sich gegen eine Zustimmung zu den Maßnahmen entscheidet”, beschreibt Ingrid Schmidt die Situation. Mit Versprechungen zu finanziellen Vergütungen könne man das Problem nicht lösen. “Wofür brauchen wir eine Entschädigung, wenn wir keine Fläche mehr haben? Dann können wir unsere Äcker vergessen und den Betrieb aufgeben!”
Politische Unterstützung für Trassengegner
Andrea Lipka pflichtet Ingrid Schmidt bei: “Für mich klingt das wie Aktionismus, sie wollen einfach schnell was machen, was immer möglich ist”. Das berge die Gefahr, dass indirekt schon über Trassenverläufe entschieden werde. Der Wert der regionalen Landwirtschaft könne gar nicht hoch genug eingestuft werden, betont Lipka. “Wir brauchen mehr Bewusstsein, wo kommt unser Essen her, wie schmeckt’s, wie wächst es?” Iris Lederer ergänzt: “Spätestens seit Corona ist klar, dass eine Erzeugung vor Ort notwendig ist. Dezentralität ist von großem Wert.” Den “konstruktiven Ansatz” der Bürgerinitiativen findet Andrea Lipka lobenswert. Es sei enorm wichtig, die Probleme eines überdimensionierten Übertragungsnetzausbaus zu benennen und darüber zu informieren und gleichzeitig Alternativen aufzuzeigen, unterstützen Lipka und Lederer die Aktiven: “Hört nicht auf zu kämpfen! Energiewende kann nur gelingen, wenn sie dezentral ist, am besten mit Bürgerbeteiligung”.
Ursachen hoher Stromkosten eindämmen
Besondere Sorgen bereiten Andrea Lipka die ständig steigenden Stromkosten, durch die die Energiearmut zunimmt. “Vor allem die Netzentgelte spielen hier eine große Rolle. Der Mittelstand hat furchtbar Angst, nach unten zu fallen, den zerbröselt es, und dabei ist er der Leistungsträger der Gesellschaft.” Andrea Lipka und Iris Lederer zeigen sich überzeugt: “Neue Übertragungsnetze werden den Klimawandel nicht verhindern!” Es brauche Lösungen wie den verstärkten Ausbau der kleineren Verteilnetze, die für die Nutzung Erneuerbarer Energien maßgeblich seien. Damit die Probleme erkennbar werden, vor denen die Betroffenen aufgrund der Netzausbauprojekte wie dem zweiten Umspannwerk und mindestens zwei neuen Leitungen nach Ludersheim stehen, müsse man zuhören und sich “einfach auch mal ein Bild machen, was hier los ist”, hebt Iris Lederer hervor. Beide Kandidatinnen vermissen eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Thema Netzausbau in der Öffentlichkeit und in der Presse. Andrea Lipka stellt zusammenfassend fest: “Die Frage ist, wie kriegen wir das publik, dass es hier nicht um Windstrom geht, der von Norden nach Süden muss?”
dh/21.08.23